Beleglose Logistikprozesse versüssen das Geschäft
Seit über 100 Jahren ist das Original Basler Läckerli das Wahrzeichen vom Läckerli Huus und wird bis heute nach unveränderter Rezeptur hergestellt. Zum Sortiment gehören inzwischen rund 450 verschiedene Confiserie-Produkte, welche sich durch höchste Qualitätsansprüche von den Rohstoffen über die Verpackung bis zur Präsentation im Laden auszeichnen. Das Unternehmen mit seinen 150 Mitarbeitenden verbindet gekonnt Tradition und Innovation. Seit jeher gehören Qualität und Kreativität zu den Eigenschaften, welche die Kunden an den Produkten des Läckerli Huus schätzen. Doch auch Innovation prägt das Unternehmen; Ausdruck dafür ist nicht zuletzt der formvollendete Neubau in Frenkendorf, welchen das Unternehmen 2014 bezogen hat.
Ausgangslage
Wer sich mit den feinen Spezialitäten des Läckerli Huus eindecken will, hat mehrere Optionen: Ladengeschäfte im In- und Ausland, den Webshop, den Telefonservice oder die klassische Bestellkarte. Viele Firmenkunden schätzen die Individualisierung der Produkte als Give-aways oder Kundengeschenke. Das Läckerli Huus bietet dafür einen Rundum-Service von der Beratung bis zum Versand. Weitere B2B-Abnehmer sind der Detailhandel und der Export. Sie alle schätzen die hohe Qualität des attraktiven Sortiments. Voraussetzung dafür sind transparente, effziente Logistik- und Herstellprozesse. Um die damit verbundenen Anforderungen zu meistern, entschied sich die Läckerli Huus AG 2009 für die Einführung des ERP- Systems tosca. Die Besonderheiten des Läckerli Huus, insbesondere die breite Aufstellung und der Schwerpunkt Versandlogistik/CRM, werden von der Software optimal unterstützt. Wie wichtig die Flexibilität von tosca ist, zeigte sich 2014 als das Unternehmen den neuen Standort in Frenkendorf bezog und dabei die früheren Produktionsstandorte Münchenstein und Gelterkinden zusammenführte. Während der Bau- und Umzugsphase musste der Parallelbetrieb sichergestellt und die Inbetriebnahme zwingend vor Beginn des Weihnachtsgeschäfts im September erfolgen.
Zielsetzung
Wie bewerkstelligt man den Umzug eines ganzen Unternehmens, ohne dass Chaos ausbricht, und optimiert gleichzeitig die Logistik- und Fertigungsprozesse? Für Dieter Mögerle und das dynasoft Projektteam war klar, dass die Antwort nur mit Hilfe des ERP-Systems tosca und der Einführung eines beleglosen Informationsfluss gefunden werden konnte: «Damit wird eine aktuelle Bestandesführung und die Abbildung bzw. Nachverfolgbarkeit aller Logistikbewegungen ermöglicht. Gleichzeitig kann dadurch ein wesentlicher Beitrag zur Wettbewerbsfähigkeit des Unternehmens geleistet werden.» Ziel war es, eine Lösung zu implementieren, welche dem Läckerli Huus hinsichtlich Prozesse, Technik und Nutzen einen echten Mehrwert bietet. Zuerst ging es aber darum, die Zusammenführung der alten Lagerstandorte in das neue Zentrallager zu unterstützen und den dafür erforderlichen Parallelbetrieb an den alten Standorten und am neuen Hauptsitz sicherzustellen. Dabei mussten natürlich die Lagerbewegungen berücksichtigt werden, welche Verkauf, Einkauf und Produktion laufend generieren. Das Ganze glich einer Operation am lebenden Objekt.
Vorgehen
Die volle WLAN-Abdeckung des Neubaus kam dem Projektteam sehr entgegen und bildete die Grundlage des Lösungskonzepts mit mobilen Datenerfassungsgeräten (MDE). Gemeinsam mit dynasoft analysierte das Projektteam von Läckerli Huus die Logistikprozesse und entwickelte einen Lösungsvorschlag. Der Zeitplan sah vor, dass gleichzeitig mit dem Beginn des Neubaus auch das IT-Projekt gestartet werden sollte und die Inbetriebnahme auf den Umzug abzustimmen. Von Anfang an wurde dynasoft bei der Planung der Logistik- und Organisationsstrukturen und der Gerätewahl einbezogen. Gefragt war dabei auch das Fachwissen von dynasoft als Lösungsanbieter im Bereich Lebensmitteltechnologie und Produktion. Ende 2013 startet man mit der Umsetzung; zusammen mit dem Kunden wurde in mehreren Zyklen ein Prototyp entwickelt und laufend getestet. So konnten in verschiedenen Teilbereichen – ausgehend von der Chargenrückmeldung in der Produktion – Erfahrungen gesammelt und die Lösung optimiert werden. Parallel dazu wurde in Frenkendorf die neue Infrastruktur aufgebaut und diese mit derjenigen an den alten Standorten vernetzt. Nicht nur technisch war dies eine Herausforderung, auch von den Mitarbeitenden wurde ein Umdenken verlangt. Die Feuertaufe von tosca fand im Sommer 2014 statt. Täglich mussten 120 Paletten aus den verschiedenen Lagerstandorten nach Frenkendorf gebracht und dort im neuen Lager mit 2700 Palettenplätzen eingelagert werden. Sämtliche Bewegungen konnten beleglos abgewickelt werden. Zudem war jederzeit ersichtlich, welche Artikel sich gerade wo befanden.
Lösungskonzept
Das Konzept belegloser Logistikprozesse mit tosca beruht auf dem Prinzip, dass alle Bewegungen und Bestände – Einlagerung, Auslagerung, Umlagerung, Inventur, Produktionsrückmeldungen – mittels mobiler Geräte und Barcode gescannt werden. Läckerli Huus setzt diese Lösung durchgängig in den Bereichen Logistik inkl. Versand und Produktion ein. Dadurch stehen sämtliche Daten im System in Echtzeit zur Verfügung. Bereits beim Wareneingang werden Rohstoffe, Handelsartikel usw. mit einem Barcode versehen und mit Zusatzinformationen wie Haltbarkeit oder Chargennummer erfasst. Grundsätzlich gilt die Devise, dass in der Logistik nicht ohne Auftrag gearbeitet wird. Aus diesem Grund wurde bei Läckerli Huus ein neuer «Logistikauftrag» implementiert, mit welchem sämtliche Lagerbewegungen lückenlos nachvollzogen werden können. Auf den MDE-Geräten werden die Aufträge angezeigt und durch das Scannen ausgelöst, danach erfolgt die Identifikation von Ware, Menge und Lagerort.
Bei der Warenbereitstellung für die Produktion werden Verfalldatum und allfällige Sperrchargen automatisch berücksichtigt. Gerade bei der Chargenverwaltung hat Präzision höchstes Gebot. Die Rückmeldungen aus der Produktion – ebenfalls beleglos mittels mobiler Datenerfassung – umfassen Gutmenge, Verbrauch sowie Personen-/Maschinenzeiten und fliessen direkt in die integrierte Vor- und Nachkalkulation ein.
Selbstverständlich arbeiten die beleglosen Logistikprozesse vollintegriert mit den vor- und nachgelagerten Bereichen wie Einkauf und Verkauf zusammen. So werden beispielsweise aufgrund des Abverkaufs und der Warenbezüge über alle Vertriebskanäle die nötigen Nachschubaufträge für das Kommissionieren automatisch generiert, welches ebenfalls beleglos erfolgt. Dazu werden Tablets mit integrierter Wegoptimierung und Bluetooth-Scannern eingesetzt. Das Zusammenstellen der Versandaufträge (Picking) erfolgt in einem Durchlauflager. Ausgerüstet mit einem Finger-Scanner schaff eine Person hier bis zu 400 Picks pro Stunde. Dank der leicht verständlichen Benutzeroberfläche können Aushilfskräfte in kurzer Zeit eingearbeitet werden. Auch das Picking ist völlig in die Gesamtlösung integriert und liefert die entsprechenden Daten an die Packstationen. Hier werden die Informationen direkt für die Versandpapiere wie Lieferschein, Etiketten usw. bis hin zum Handling von Grusskarten, z.B. Mailings von B2B-Kunden, übernommen. Schnittstellen zu Post, TNT und Speditionsfirmen ermöglichen die automatische Übermittlung von Versandaufträgen.
Realisiert wurde das tosca Zusatzmodul bei Läckerli Huus als HTML-Seiten auf der Basis von Oracle Application Express (APEX). Damit ist es möglich, browser- und plattformunabhängige Weblösungen zu erstellen, welche auf praktisch jedem webfähigen Gerät funktionieren. Für den mobilen Einsatz verwendet Läckerli Huus Motorola Geräte sowie Tablets mit Scannern. Der Zugriff auf das ERP-System tosca erfolgt über den Browser. Sollte das
WLAN einmal nicht zur Verfügung stehen, können die Logistikbewegungen auch ohne MDE erfasst werden.
Fazit
Die Vorteile belegloser Logistikprozesse zeigten sich bereits bei der Überführung der Lagerbestände von den alten Standorten. Sämtliche Artikel wurden mittels mobiler Datenerfassungsgeräte erfasst und in einen virtuellen Transferbereich ausgelagert. Auf diese Weise waren sie nach wie vor ersichtlich und disponibel. Die grosse Bewährungsprobe fand im Weihnachtsgeschäft von September bis Dezember tatt. Läckerli Huus verfügt heute über moderne, papierlose Logistikprozesse. Für das Unternehmen bedeutet dies: Sicherheit bezüglich Verfügbarkeit und Chargen, Transparenz bei Lagerbeständen und -bewegungen, Reduktion von Fehlern und Kosten, Zuverlässigkeit und Genauigkeit bei der Planung oder kurz: ein Gewinn an Qualität und Effzienz. Möglich machen dies der Einsatz von Barcodes, moderne MDE-Geräte und die ERP-Lösung tosca. Bei der Umsetzung hat alles reibungslos geklappt, zeigt sich Dieter Mögerle zufrieden über das erfolgreiche Projekt: «Mit tosca sind wir heute unter anderem in der Lage, die Prozesszeiten der Logistikbewegungen zu messen und zu optimieren. Die Einführung der mobilen Lösung hat wie geplant funktioniert. Wir konnten uns dabei ganz auf dynasoft als Partner auf gleicher Augenhöhe verlassen.» Doch damit ist die Arbeit noch nicht fertig. Beim Läckerli Huus plant man bereits, weitere Prozesse mit tosca zu versüssen.
Fallstudie als PDF: Beleglose Logistikprozesse versüssen das Geschäft