Warum muss jeder das Rad neu erfinden? Kann man Einkauf und Datenmanagement nicht vereinfachen und gemeinsam eine Handelsplattform betreiben? Auch dann, wenn es sich um verschiedene, eigenständige Firmen handelt? Ein «Kinderspiel», sagte Opacc und verhalf dem Schweizer Freizeit- und Spielwarenhandel mit Interplay zu einer einzigartigen Beschaffungsplattform. Diese wurde am Best of Swiss Web 2025 mit Bronze ausgezeichnet.

Digital gesehen ist Interplay alles andere als ein Kinderspiel. Dank Opacc konnte die Vernetzung von Daten, Prozessen und Businesslogik erfolgreich gemeistert werden. (Bild: Carletto AG)
Bauklötze, Malstifte, Puppen und Dinosaurier – auf Interplay kann der Fachhandel alles bestellen, was Kinderherzen begehren. Dahinter stehen drei unabhängige Unternehmen:
Carletto AG,
Max Bersinger AG und
Waldmeier AG. Die bestehenden Opacc-Kunden entschieden, ihre ERP-Systeme für eine gemeinsame Plattform zu nutzen. Mit Opaccs digitalem Bausatz entstand eine Lösung, die nicht nur Händler, sondern auch deren Kunden begeistert.
Ausgangslage
Die Spielwarenbranche steht unter starkem Druck, Prozesse zu digitalisieren und effizient zu gestalten. Die drei führenden Anbieter von Spielwaren und Freizeitartikeln erkannten die strategische Notwendigkeit, nicht nur interne Abläufe zu optimieren, sondern auch die gesamte Branche in der Digitalisierung voranzubringen.
Ziel war es, eine Bestell- und Informationsplattform zu schaffen, welche den Facheinzelhandel unterstützt, die Kommunikation vereinfacht und gleichzeitig die Datenflüsse standardisiert.
Die Vision: eine Plattform, die mindestens 80 Prozent des Marktvolumens und -angebots der Branche abdeckt – und damit als Dreh- und Angelpunkt für die Beschaffung im Spielwarenhandel dient. Die Motivation hinter dem Projekt war klar: dem Fachhandel ein pragmatisches Werkzeug an die Hand zu geben, das ihm in einem zunehmend komplexen Marktumfeld den Rücken stärkt – durch Effizienz, Transparenz und einheitliche Datenstrukturen. Doch wie lassen sich Mitbewerber und Partner dafür gewinnen, sich auf ein gemeinsames Projekt einzulassen – inklusive Mitfinanzierung? Wie gelingt es, einheitliche Produktdatenstandards zu definieren, durchzusetzen und konsequent umzusetzen?
«Interplay ist mehr als eine Bestellplattform. Es ist ein Leuchtturmprojekt für eine kooperative, zukunftsgerichtete Digitalisierung im Schweizer KMU-Umfeld.»
Peter Gygax, CEO, Carletto AG
Projektziele
Mit dem Projekt «Interplay» wollten die drei Schweizer Spielwarenanbieter nicht weniger als eine kleine Branchenrevolution auslösen. Lieferantenübergreifende Einkaufsprozesse sollten radikal vereinfacht werden – durch ein einheitliches, digitales System, das Marken, Artikel und Bestellungen in einer einzigen Oberfläche bündelt. Dabei ging es nicht nur um Technologie, sondern auch um ein starkes Zeichen der Zusammenarbeit. Also setzten sich die drei Initianten gemeinsam an den Tisch, um für den Fachhandel mit einer Plattform einen echten Mehrwert zu schaffen.
Herausforderungen
Wie erwartet, war eine der grössten Herausforderungen im Projekt nicht technischer, sondern struktureller Natur: Die Harmonisierung der Produktdaten über drei unabhängige Unternehmen hinweg. Jeder Anbieter nutzte zwar Opacc Enterprise Software, doch mit eigenen Datenstrukturen und Prozessen. Deshalb wurde früh im Projekt ein gemeinsamer Datenstandard erarbeitet. Ziel war ein einheitliches Datenmodell, das Artikelstammdaten, Produktinformationen, Bilder, Preise, Verfügbarkeiten und Rabatte so strukturiert, dass sie auf der Plattform konsistent dargestellt und verarbeitet werden können. Dieser Prozess erforderte sowohl technische Konvertierung als auch organisatorische Abstimmung hinsichtlich der Definition klarer Feldstrukturen und Pflichtattribute, der Einführung einheitlicher Klassifikationen (z.B. Warengruppen, Altersklassen, Themenwelten) und der automatisierte Datenvalidierung und -pflege.
Parallel dazu musste auch die Partnerintegration gelöst werden. Jeder Lieferant behielt seine Systeme, wurde jedoch über standardisierte Schnittstellen mit Interplay verbunden. So konnten alle Beteiligten ihre Daten in Echtzeit aktualisieren, Bestellungen empfangen und ihre Sortimente pflegen – ohne redundante Prozesse oder manuelle Eingriffe. Dieses durchdachte Zusammenspiel aus Datenlogik, Governance und Systemintegration ist der Hebel für den Erfolg von Interplay.
Lösungskonzept
Da alle drei Unternehmen Kunden von Opacc waren, war die Wahl des Lösungsanbieters für das Projekt «Interplay-Plattform» gegeben. Opacc kannte nicht nur die Kunden, sondern bot ein tiefes Verständnis für mehrmandantenfähige Plattformarchitekturen und branchenspezifische Geschäftslogik. Die Basis bildet die bewährte Opacc Enterprise Software, insbesondere die Kombination aus Opacc OXAS und der Opacc Commerce-Plattform. Diese Infrastruktur erlaubt eine flexible Skalierung, hohe Integrationsfähigkeit und bietet eine konsistente Benutzererfahrung – sowohl für Lieferanten als auch für Fachhändler.
Die Plattform wurde so konzipiert, dass die Anbieter mit jeweils eigener Sortimentsstruktur und Preispolitik auf einer Oberfläche abgebildet werden – ohne Medienbrüche, mit getrennten Verantwortlichkeiten und dennoch mit einem einheitlichen Nutzererlebnis.
Zentrale Merkmale der Umsetzung:
- Lieferantenübergreifender Warenkorb mit Echtzeitdaten
- Mandantenfähige Architektur mit klarer Rollentrennung
- Durchgängige Datenstandardisierung für Sortimente,
- Bestände und Konditionen
- Skalierbarkeit für weitere Partner (auch mit anderen
- ERP-Systemen) und Sortimente
- Optimierte Usability für den Facheinzelhandel
Dank enger Zusammenarbeit zwischen den drei Kunden und dem Opacc-Projektteam konnte die Plattform schrittweise aufgebaut und in Betrieb genommen werden – mit hoher Performance und Verlässlichkeit, auch bei komplexer Produktlogik.
Interplay ist damit nicht nur ein digitales Bestelltool, sondern eine zukunftsfähige Plattform für die gesamte Branche, die Kooperation, Effizienz und Innovation in einem System vereint.
Fazit
Interplay ermöglicht dem Fachhandel effizientes Einkaufen mit einem Login und einem Warenkorb über mehrere Anbieter hinweg, ohne individuelle Konditionen zu beeinträchtigen. Lieferanten profitieren von optimierten Lagerbeständen und digitalisierten Logistikprozessen.
Mittlerweile ist mit
Swissgames Sàrl ein vierter Partner hinzugekommen – der erste mit einem anderen ERP-System. Das unterstreicht die Flexibilität des Modells.
Interplay zeigt, was möglich ist, wenn technologisches Know-how von Opacc, Kooperation und Innovation zusammenkommen. Es beweist, dass selbst in fragmentierten Märkten mit überschaubaren Ressourcen digitale Ökosysteme entstehen können – wenn Visionen gemeinsam realisiert werden. Ein Kinderspiel auch für andere Branchen, oder?
Projekt
Initianten: Carletto AG, Max Bersinger AG, Waldmeier AG
Partner: Swissgames Sàrl
Branche: Handel
Thema: Online-Shop, Commerce-Plattform, ERP
Lösung: Opacc ERP, Opacc OXAS, Opacc Enterprise Shop, Opacc Commerce-Plattform
Der Autor
Christian Bühlmann ist freischaffender Autor für Digitalisierung und IT-Themen
Dieser Beitrag wurde ermöglicht durch Opacc Software AG. Als Enterprise Software Entwicklerin vereint Opacc alle Kompetenzen vom Softwareengineering bis hin zur Kundenbetreuung. www.opacc.ch
Weitere Beiträge:
Der Beitrag erschien im topsoft Fachmagazin 25-2
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