Unsere Kunden googeln nicht

08.03.2023
7 Min.
«Unsere Kunden googeln nicht» ist so die häufigste Aussage, die ich höre, wenn ich mit Channel Partnern über Online-Marketing, Suchmaschinenoptimierung oder im Allgemeinen über Ihre Webseite spreche. Meistens haben die Leute, die das sagen, sogar recht. Weil sie mit Ihrer Website sowieso nichts anfangen und sie nicht optimiert haben und überhaupt nicht gefunden werden können. Da kann man aber etwas dagegen tun.
 
Es ist bei vielen Unternehmen leider eine Tatsache: Kunden, die googeln, können sie gar nicht finden, weil die Website nicht für Suchmaschinen optimiert ist. Deswegen stimmt es sogar, dass «unsere Kunden nicht googeln». Wenn man aber mal genau nachsieht, erkennt man schnell, dass viel Potenzial vorhanden wäre, das einfach nicht genutzt wird. Und viele Channel Partner lassen sich dann noch die Butter vom Brot nehmen durch Anbieter aus Deutschland und wundern sich, warum das so ist.
 

Erschreckende Beispiele

Ich habe mir das einmal mit einigen Suchbegriffen angeschaut:
 
Ich google «ERP für den Maschinenbau». Da kommt viermal Google-Ads. Unter den Anzeigen ist Sage. Seltsam, ich kenne Sage eher als Anbieter von Buchhaltungsprogrammen, aber wer weiss, vielleicht haben sie ja in anderen Bereichen zugelegt.
 
 
Aber auch bei den organischen Resultaten steht Sage zuoberst bei «ERP für den Maschinenbau», dann kommt proAlpha und hier sieht man sogar Häkchen im Text, da hat sich jemand also etwas mit Suchmaschinenoptimierung auseinandergesetzt. Und dann kommt schon als dritter Eintrag einer von einem deutschen Hersteller.
 
Hätte sich nun ein Schweizer Anbieter die Mühe gemacht, «ERP für den Maschinenbau» ordentlich auf die Website zu schreiben, wäre hier ein weiterer Schweizer Anbieter zu finden, denn ein Ergebnis mit Schweizer Domain wird von Suchmaschinen hierzulande in der Regel als relevanter eingestuft und ist in den Suchresultaten höher positioniert als ein Ergebnis aus Deutschland.
 
Machen wir eine Suche mit «HP Server Experten», dann gibt es keine einzige Google-Ad zum Thema, niemand schaltet Werbung. Ich habe 2003 einen Channel bei einem HP-Partner betreut, deshalb hat mich das interessiert. Als erster Anbieter kommt direkt ein deutscher Anbieter, dann wahrscheinlich wieder ein Deutscher und dann kommen Distributor wie Also oder Digitec. Es gibt also scheinbar keinen Partner in der Schweiz, der sich um Server kümmern will.
 
 
Bei «IBM Server Spezialist» genau das gleiche Resultat. Hier kommen Google-Ads, aber der erste ist ein Anbieter von Leads, der hat mit IBM Server nichts zu tun. Hat eigentlich keinen Zweck, dass der hier wirbt. Dann kommt IBM selbst, ebenfalls als Anzeige und dann auch als erstes organisches Resultat. Hier ist es wahrscheinlicher, dass den Suchenden wirklich geholfen werden kann. Und dann kommt tatsächlich ein Schweizer Partner, dann noch einer und dann kommt bereits wieder ein Deutscher.
 
Spielen wir das Spiel weiter mit «ERP für KMU», wieder dasselbe Bild. Dann kommt viermal Werbung. Diese lohnt sich nur, wenn man das sehr intensiv betreibt und sehr viel Geld ausgibt. Und dann, bildlich gesprochen, an zehn Plakatwänden mindestens acht davon besetzt, sonst gibt man zu wenig Geld aus und beweist sich nur, dass «Google-Ads nicht funktioniert».
 
Wenn man an acht von zehn Wänden ist und Google-Ads trotzdem nicht funktioniert, dann ist die Website überarbeitungsbedürftig. Denn dann liegt es definitiv daran und nicht an Google-Ads. Und dies ist übrigens auch die beste Möglichkeit, zu überprüfen, ob sich Suchmaschinen-Optimierung überhaupt lohnt. Wenn man mit Google-Ads und dem speziellen Keyword, mit dem man gefunden werden möchte, keine Kunden findet und kein Geld verdient, dann hat es auch keinen Sinn, sich auf der Website dafür SEO zu betreiben oder überhaupt eine Seite für dieses Thema anzulegen.
 

Es gibt auch positive Beispiele

Wenn ich nach «SAP ERP für KMU» suche, kommt wieder Google-Werbung und danach erscheint mit Odoo ein Konkurrent von SAP als erstes organisches Resultat. Gleich danach folgt topsoft.ch, weil dort natürlich viel über das Thema ERP für KMU steht. Und deswegen erscheint topsoft auch gleich zweimal. Dann kommt wieder der Leads-Händler (was macht der hier?), dann folgt etwas von YouTube. Und dann erscheint mit Data Unit tatsächlich ein SAP-Partner. Die haben erkannt, dass das Internet wichtig ist. Sie werden vermutlich ein Partner sein, der aus Überzeugung sagen kann, ja, unsere Kunden googeln.
 
 
Ich habe die Website von Data Unit mal überprüft und herausgefunden, dass sie wohl Anfang 2022 angefangen haben, mit SEO so richtig Gas zu geben. Dann kam sogar ein Google-Update, das ihnen aber nicht geschadet hat und jetzt sind sie auf einer Position, von der sie kein Deutscher Partner mehr verdrängen kann. Sie nehmen so viel Raum ein, weil sie das Bedürfnis der Kunden komplett abdecken. Ein Bravo an dieser Stelle, das habt ihr fein gemacht.
 

Keyword-Planner als Startpunkt

«Unsere Kunden googeln nicht.» Im Google-Ads Keyword Planner können Sie nachschauen, was gegoogelt wird. Dies sollte für alle Verantwortlichen in KMU ein Tool sein, das man kennt und mit dem man arbeitet. Hier kann man zum Beispiel «ERP» eingeben und nach Relevanz sortiert sehen, welche Resultate am relevantesten sind zum Suchbegriff «ERP» in der Schweiz und auf Deutsch.
 
 
Und dann sieht man weit vorne Odoo mit 2900 Suchanfragen, dann kommt Navision mit 1000 Anfragen und Odoo erp noch einmal mit 210. Dann folgt microsoft dynamics nav, also der neue Name von Navision. Man sieht aber, wie rasant das Interesse nachlässt. 
 
Der Führende ist ein modernes ERP, mit welchem man praktisch alle Bedürfnisse abdecken kann. Man kann einen Onlineshop anbinden und ordentliche Websites erstellen, die gut ranken. Und wir haben ja gesehen, dass der Anbieter auch selbst gut rankt und das bei «SAP ERP für KMU» – obwohl er nicht einmal Partner von SAP ist, erscheint er weiter oben als SAP selbst und weit vor einem der SAP-Partner. Weil der Anbieter es verstanden hat, wie man Online-Marketing macht.
 
Ein beeindruckendes Beispiel von SEO. Deswegen kann ich nur raten, kümmern Sie sich darum. Es gibt auf YouTube zahlreiche Anleitungen, Tipps und Tricks. Ich habe selbst mal einen 10 Gebote-Plan gemacht, allerdings ist mir nach dem achten Gebot die Lust vergangen. Aber es gibt trotzdem so einige Tipps, wie Sie Ihre Website voranbringen können und so Ihre eigene Website zum erfolgreichen Verkäufer umgestalten.  
 
 
Video zum Artikel:
 
 
 

Der Autor

 
Norman Irion ist Marketing-Spezialist und berät Unternehmen, wenn es um Website-Strategie, Online-Marketing, SEO und Social Media geht. In über 1000 Vorträgen hat er mehr als 25'000 Teilnehmende begeistert, die nun besseres Content Marketing betreiben können. 
 
 

Der Beitrag erschien im topsoft Fachmagazin 22-4

 

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