Wie es scheint haben die Diskussionen und die süffisanten Ermahnungen seitens der Generation Babyboomer, die seit der massenbewegenden, erfolgreichen Klimainitiative durch die Medienlandschaften geflutet werden, die Kluft zwischen den Generationen weiter aufgerissen.
Beitrag von Heike Bauer
Mit «ok Boomer» setzen die Millenials jetzt ein Zeichen. Anders ausgedrückt, «spare Dir Deinen Kommentar Babyboomer, Du hast keine Ahnung mehr von unserer Zeit».
Anstatt die Forderungen der jungen Generationen ernst zu nehmen und sich gemeinsam um Lösungen zu bemühen, wurde sich zu Beginn darüber lustig gemacht. Mit dem Start zu Fridays for Future durch Greta Thunberg und somit von der Generation Z initiiert, konnten sich alle nach 1980 Geborenen in diesen Zukunftsängsten wiederfinden.
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Die Probleme sind so nicht aus der Welt zu schaffen und anstatt von den Fähigkeiten der anderen Generation durch Austausch und Kombination zu profitieren, wird viel Energie in einen Generationen-Konflikt gestreut.
Die Ursachen möchte ich in diesem Artikel und dem Start einer Reihe zu Generationen nicht weiter beleuchten. Aber um zu verstehen, um welche Personengruppen es sich in diesen Stereotypisierungen handelt und was ihre unterschiedlichen Erwartungen im Berufsleben sind, starten wir mit folgender Übersicht.
Die Bezeichnungsreihe per Alphabet hat ihren Ursprung durch den im Jahr 1991 erschienenen Roman Generation X von Douglas Coupland, der aufzeigen wollte, dass sich diese Generation bis dato erfolgreich der Benennungswut von Werbeindustrie und sonstigen Medien entzogen hatte.
Nachfolgende Grafik zeigt die Jahrgänge mit ihren plakativen Hauptmerkmalen:
(Quelle: https://www.perwiss.de/generationsspezifische-personalarbeit-gestalten.html)
Babyboomer: geboren 1955 – 1965 «leben, um zu arbeiten»
Generation X: geboren 1966 – 1979 «arbeiten, um zu leben»
Generation Y: geboren 1980 – 1994 «Arbeit und Leben verbinden»
Generation Z: geboren nach 1999 «Arbeit ist nur ein Teil des Lebens»
Bis 2020 werden die Babyboomer, die geburtenstarken Kohorten der zwischen 1945 und 1960 Geborenen, in Pension gehen. Allein in der Schweiz werden sie eine Lücke unter der arbeitenden Bevölkerung von rund einer halben Million Menschen hinterlassen. (Quelle: Aargauer Zeitung)
Der demographische Wandel verändert die Arbeitswelt grundlegend und zeigt noch einmal mehr auf, wie wichtig auch die Anpassung der Arbeitsformen für die unterschiedlichen Generationen sind. Die oben genannten Typologien sind grundsätzliche Kategorisierungen – es kann durchaus sein, dass auch ältere Mitarbeitende sich mit flexiblen Arbeitszeiten und Desk-Sharing wohl fühlen oder dass jüngere den fixen Schreibtisch im Unternehmen, sowie 9-to-5-Arbeitszeiten bevorzugen. Doch gibt es spezifische Indikatoren wie Wertvorstellungen, Sinnsuche, Lebensplanung, soziales Umfeld usw., welche doch charakteristisch für die Gruppierungen sind.
Babyboomer
Die grösste aller Generationen legt grossen Wert auf klare Hierarchien. Laut Studien legen 61 % Wert auf einen persönlichen, abgegrenzten Arbeitsplatz. Für sie symbolisiert dies die berufliche Identität und den damit erreichten Status. Die Sicherheit ihres Arbeitsplatzes hat einen der höchsten Stellenwerte für die Babyboomer; eine angenehme Arbeitsatmosphäre oder eine Work-Life-Balance steht an untergeordneter Stelle. Generell ist ihnen Arbeit ein hohes Gut, der Begriff des Workaholics wurde durch diese Generation geprägt. Babyboomer sind auf ihre Karriere fokussiert und wollen in Führungspositionen gelangen. Die teamgeprägten Babyboomer schätzen die Zusammenarbeit in Gruppenbereichen, dennoch halten 42 % von ihnen an einem eigenen Schreibtisch fest.
Generation X
Diese Generation wuchs in Wohlstand auf. Die die Scheidungsrate stieg, wodurch es zu ersten Patchwork-Familien kam und die traditionellen Familienstrukturen aufgebrochen wurden. Die Haltung zum Leben eher kritisch und individuell, stellt Autoritäten und Traditionen infrage. Die Arbeit steht nicht an erster Stelle, sondern ist ein Mittel zum Zweck. Ziel ist es, ein weitgehend abgesichertes Leben zu führen und sich etwas leisten zu können. Gut ausgebildet, ambitioniert bis ehrgeizig, suchen die Generation-X-Zugehörigen nach Entwicklungsmöglichkeiten und wollen auch vorankommen, aber Zeit wird wichtiger als Geld. Sie streben nach einer hohen Lebensqualität durch Work-Life-Balance.
Die Generation X ist tendenziell unabhängiger und individueller als die vorangegangene Generation. Im beruflichen Kontext orientiert sie sich weniger an Teamarbeit. Sie bevorzugt das selbstständige Arbeiten. Sie wünscht sich Freiräume bei der Arbeitsgestaltung. Sie arbeitet gerne im Home-Office, legt aber vor allem Wert auf ästhetische und qualitativ hochwertige Räumlichkeiten und auf speziell für ihre Arbeitszwecke ausgerichtete Umgebung.
Generation Y
Die ersten Digital Natives kommen aus der Generation Y (auch Why).
Durch ihr Zutun haben sich inzwischen flexible Arbeitszeiten und Home-Offices in modernen Unternehmen etabliert. Feste und starre Arbeitszeiten sind für sie unattraktiv, denn der Wunsch nach Selbstbestimmung prägt ihr Verhalten am Arbeitsplatz. Sie wünschen sich Flexibilität mit der Bereitschaft, auch am Wochenende zu arbeiten und somit Job und Freizeit ineinander verschmelzen zu lassen.
Zu den Spitzenreitern der Wunschliste dieser Generation gehören eine gute Arbeitsatmosphäre und die Zusammenarbeit im Team, sowie ein sinnvoller und erfüllender Beruf. Die Ypsiloner passen sich den bestehenden Hierarchien flexibel an. Auch in Bezug auf ihren Arbeitsplatz sind sie weniger wählerisch. Solange sie einen hochwertigen Rechner, einen grossen Bildschirm und stylische Gadgets bekommen, arbeiten sie sowohl gerne allein als auch in Gemeinschaft. Ihre bevorzugten Büroformen sind wechselnde oder flexible Raumstrukturen mit informellem Charakter und vielen offenen Treffpunkten, (z.B. die Kaffee-Ecke, Lounges oder Terrassen). Lediglich 27 % der Generation Y wünschen sich einen persönlichen Schreibtisch.
Die Generation Y wächst in einer Welt des Klimawandels, der Globalisierung und des Terrorismus auf. Sie ist sich bewusst, dass Dinge sich schnell verändern, es keine Sicherheiten gibt und hat beschlossen, das Leben zu geniessen.
Die Ypsiloner wurden mit einem eher antiautoritären, fürsorglichen bis überfürsorglichen Erziehungsstil und dem Trend zur Mitbestimmung erzogen. Sie sind die erste Generation, die zum grossen Teil im digitalen Zeitalter herangewachsen ist, weshalb man sie auch Digital Natives nennt. Kommunikation in Echtzeit ist der Standard, ein Leben ohne Handy und Internet ist kaum vorstellbar. Sie suchen Sinn in dem was sie tun. Das heisst, sie sind bereit mehr zu leisten und zu lernen, wenn sie ein Projekt als sinnvoll erachten. Sie fragen nach, worin der nachhaltige Sinn ihrer Tätigkeit besteht, was ihnen den Namen Generation Why eingebracht hat.
Für sie ist es nicht mehr so wichtig, in eine Führungsposition zu gelangen; Ypsiloner bevorzugen flache Hierarchien, Vernetzung und Teamwork. Statt Fokussierung auf weitgesteckte Karriereziele und einen sicheren Arbeitsplatz sind sie bereits Meister der Projektarbeit.
Kollegialität und persönliche Entwicklung sind die wichtigsten Werte dieser Generation, wohingegen Status und Prestige wenig Gewicht geschenkt wird. Die Generation Ypsilon hat hohe Ansprüche an Freizeit und Privatleben. Um sich auch am Arbeitsplatz wohl zu fühlen, wollen die Ypsiloner Arbeit und Leben nicht mehr trennen, sondern verbinden. Privates bei der Arbeit zu erledigen gehört genauso in dieses Konzept, wie bei Bedarf in der Freizeit zu arbeiten.
Generation Z
Die Generation Z sucht wieder nach mehr Trennung zwischen Arbeit und Privatleben. Sie wollen Strukturen und suchen feste Abgrenzungen. So wird es nicht mehr möglich sein, Arbeit mit nach Hause zu nehmen. Diese Generation wird nicht mehr so leistungsbereit sein wie die Generation Y, denn sie sucht Sinn und Selbstverwirklichung vermehrt im Privatleben und in sozialen Kontakten als in der Arbeit oder besser, der ursprünglichen Definition von Arbeit. Es ist die erste Generation, die komplett im digitalen Zeitalter aufgewachsen ist und die jungen Menschen der Generation Z sind daher hypervernetzt und informiert.
Wertewandel als Chance
Zum ersten Mal treffen vier Generationen mit unterschiedlichen Werten, Lebenseinstellungen und ihren Ängsten in der Arbeitswelt aufeinander. Das, in einer wesentlich schnelleren und komplexeren Welt, als wir sie bisher kannten. Was heute mühsam erlernt wurde ist morgen durch eine neue Technologie bereits passé, doch der intuitive Umgang mit digitalen Medien, macht dies den «Digital Natives» wesentlich leichter.
Unternehmen stehen vor der besonderen Herausforderung, die Lücke zwischen den Generationen zu schliessen, um einerseits digitale Skills zu fördern und andererseits das Erfahrungspotenzial der älteren Generationen nicht zu verlieren.
In der Unternehmenskommunikation müssen die Wünsche aller berücksichtigt werden. Viele Unternehmen setzen dies mit Employer Branding Experten um. Ziel sollte es sein, ein gemeinsames Verständnis zu entwickeln und darauf aufbauend, Rahmenbedingungen gemeinsam mit den unterschiedlichen Generationen zu schaffen, welche ein effizientes Miteinander ermöglichen.
Im Hinblick auf die Generation Y und die Generation Z (die bereits auf dem Arbeitsmarkt angekommen ist und sich der grossen Nachfrage an hochqualifizierten Nachwuchskräften durchaus bewusst ist), werden sich die Unternehmen in Zukunft einiges einfallen lassen müssen, um im „War for Talents“ zu bestehen.
Haben Sie Fragen zur Arbeitswelt der Zukunft, Employer Branding, Mitarbeiterumfragen oder der Möglichkeit, den Wissenstransfer zwischen den Generationen zu gewährleisten?
Mail an contact@gonline.ch
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Die Autorin:
Heike Bauer unterstützt als Partnerin der Future Work Group bei Analyse und Befähigung von Unternehmensführung und Mitarbeitern auf dem Weg in eine neue, digitale Arbeitswelt, mit dem Instrument des zeitgemässen NEW-WORK Ansatzes. Bei den Dimensionen People, Place, Technologie setzt sie bei der Begleitung, auf den kostbaren, Wissenstransfer zwischen den Generationen. Ausgebildet als Führungskraft für Industriebetriebe, heute selbstständig in digitalem Marketing, erkennt sie schnell die Stolpersteine, die einem echten kulturellen Wandel im Weg liegen.