Knut Mertens und Simon Lüdi: "Daten sollte man mittels KI entmystifizieren und für alle nutzbar machen"

05.11.2025
4 Min.

Decken sich die Bedürfnisse Schweizer KMU in Sachen IT mit den Plänen der IT-Anbieter für das Jahr 2026? Und was meinen ausgewiesene Fachpersonen zu den Trends? Der topsoft Trendkompass 2026 geht diesen Fragen auf den Grund. Hier lesen Sie die Antworten der ERP-Experten Knut Mertens und Simon Lüdi.

 

Knut Mertens (links) ist Marketing- und Vertriebsleiter, Simon Lüdi CEO bei dynasoft AG

 

Welche IT-Entwicklungen prägen 2026 den Erfolg von KMU?

Der Erfolg von KMU ist besonders davon abhängig, wie schnell es gelingt, aus vorhandenen Daten die richtigen Schlüsse zu ziehen, um Prozesskosten zu senken und Erträge auszubauen. Dazu wird es mehr denn je notwendig sein, wenn es nicht die eine Datenquelle gibt, heterogene Systemlandschaften miteinander zu verknüpfen. Massgebliche Unterstützung dabei erfahren KMU dabei durch den Einsatz von KI.

 

Welche IT-Themen und Innovationen stehen 2026 bei Ihnen im Fokus?

Den Datenschatz zu heben, über den unsere Kunden verfügen. Es geht darum, Daten mittels KI zu entmystifizieren und für jedermann nutzbar zu machen. Besonders wichtig dabei sind Ergebnisse, die mittels integriertem Prompting aus Datenanalysen entstehen, Prozessen zugänglich zu machen, um Prozessautomatisierung zu forcieren. Dadurch gelingt es, IT-Entwicklungen positiv zu verstärken

 

Welche KI-Fragen bewegen Ihre Kunden im Jahr 2026?

Kunden nutzen KI ohne Projektaufriss. Prompts ermöglichen es, KI-Abfragen direkt auf ERP-Daten anzuwenden, ohne Export oder externe Tools. So lassen sich z. B. Verkaufsentwicklungen, Lagerbestände oder Lieferzeiten analysieren. Mit den Resultaten können Anwender zur Effizienzsteigerung KI gezielt in Workflows zur automatischen Erstellung von Texten, Angeboten, Prognosen oder Empfehlungen einbinden.

 

Digitalisierung, Transformation, Automatisierung: Was hat sich seit 2025 verändert – und wo stehen KMU heute?

Es ist schwierig bei der Schnelllebigkeit für Trends und Entwicklungen für KMU den Überblick zu behalten. Wir sehen viele KMU, die sich in unterschiedlichen Geschwindigkeiten der in der Frage genannten Themen annehmen. Von daher kann es aus unserer Sicht keine allgemeingültige Aussage zum heutigen Status Quo geben.

Während es KMU gibt, die sich darum kümmern ihre Datenquellen zu zentralisieren, haben dies andere KMU bereits hinter sich und digitalisieren konsequent ihre Prozesse. Dies hat unweigerlich Auswirkungen auf die Menschen in den Organisationen und deren Aufgabengebiete. Im Idealfall bringen Digitalisierung und Transformation soviel Entlastung mit sich, dass den Mitarbeitenden Zeit für das Wesentliche bleibt, nämlich Umsatz zu generieren.

 

Was sollten KMU 2026 nicht tun, wenn sie digital erfolgreich sein wollen?

Angst haben vor neuen Entwicklungen ist das, was man nicht haben sollte. Vielmehr bieten neue Entwicklungen eine grosse Chance Veränderungen in Prozessen und Organisationen einzuführen. Digital erfolgreich sein ist zuvorderst ein Thema, welches alle Mitarbeitenden in der Organisation betrifft.

Dies bedeutet zum Einen, dass es die Aufgabe jedes Mitarbeitenden im Unternehmen sein muss zu überlegen, wie die Digitalisierung den Arbeitsalltag spürbar erleichtern kann und es ist Aufgabe der Unternehmensführung das Thema zu treiben. Treiben nicht nur nach innen sondern auch im hohem Masse nach aussen. Denn damit Digitalisierung erfolgreich ist muss dies unternehmensübergreifen in Richtung Kunden und Lieferanten gedacht werden.

 

Welcher einzelne Trend oder welche Entwicklung wird 2026 Ihrer Meinung nach am meisten überschätzt – und welcher wird unterschätzt?

Obwohl wir alle bereits vor KI in einem rasanten Entwicklungstempo unterwegs waren, hat uns die Künstliche Intelligenz kollektiv erschreckt. Und sie birgt das Risiko für beides. In gewissen Bereichen wird sie überschätzt und man tut gut daran, nicht jedem Trend hinterherzurennen, nur um nicht wieder überrumpelt zu werden. In anderen Bereichen kann man nicht wachsam und klug genug sein, um die Chancen zu erkennen, welche heute vor uns liegen. Somit: 2026 werden die Trends als solche am meisten über- und unterschätzt.

 

Carte Blanche

Wer nicht mit der Zeit geht, geht mit der Zeit. Dieser alte Spruch bewahrheitet sich erneut. Ein Zeichen der Zeit ist es, Dinge anzuwenden, auf Dinge zu bauen und Dingen zu vertrauen, die man nicht mehr vollumfänglich fassen kann. Hierfür sind neue Muster gefragt. Wer in der rasanten Entwicklung mitgestalten will, vielleicht nur schon mithalten, der ist gut beraten an sich zu arbeiten. Wie einst bei der kognitiven Revolution, später der industriellen Revolution, steht der Mensch wieder an einem Punkt, wo er sich über seine Rolle Gedanken machen muss. Das könnte ein Trend im Jahr 2026 sein.

 

Weiterer Beitrag von Knut Mertens

Was hat ERP mit Gesellschaftsspielen zu tun?