Interview: ERP der Zukunft – Fabrizio Albonico von Zucchetti

18.04.2023
4 Min.
Kaum ein Bereich entwickelt sich so schnell wie die Informatik. Neue Systeme drängen auf den Markt, Prozesse werden automatisiert, Jobs verändern sich. Nur die ERP-Systeme scheinen wie Felsen in der Brandung zu sein, stabil und unverrückbar. Aber stimmt das? Sind die ERP-Lösungen wirklich so beständig und widerstehen sie tatsächlich allen modernen Entwicklungen? Nein, ganz im Gegenteil. Auch die ERPs verändern sich, sie gehen mit der Zeit, wandeln sich, werden flexibler und bald auch intelligenter. Wir haben bei vier ERP-Anbietern nachgefragt, wie sie die Zukunft der ERP-Systeme sehen. Wie werden sich ERP-Lösungen in der Zukunft verändern? Was wünscht die Kundschaft? Und wer hat beim Rennen zum Erfolg die besseren Karten, die kleinen oder die grossen IT-Anbieter? Hier lesen Sie die Antworten von Fabrizio Albonico, ERP-Consultant bei Zucchetti Switzerland SA.
 
 

Fabrizio Albonico, Zuchhetti Switzerland SA
 
 

Welche Benutzeranforderungen haben sich in den letzten Jahren am stärksten verändert (z. B. Technologie, Usability, Integrationen, Anwendungen)?

Wir sehen zunehmend, dass die Integrationen mit Drittapplikationen vermehrt angefragt werden: sei dies ERP und POS, ERP und CRM oder
E-Commerce.

Zusätzlich möchten Entscheidungsträger vermehrt mobil zu ihren Daten gelangen, was die Entwicklung einer Cloud-ERP-Lösung vorangetrieben hat.
 
 

Wie sieht Ihre Zukunftsstrategie im ERP-Markt aus? Was beschäftigt Sie am meisten und wie sieht die Umsetzung konkret aus?

Zucchetti Switzerland SA bietet mit TCPOS, ePOS-Cloud und euroSUITE marktführende POS-Lösungen im Bereich Hospitality und Retail an; es ist daher naheliegend, dass Mago als zentrale Daten- und Prozessplattform unsere Strategie kurz- und mittelfristig in diesem Bereich antreiben soll.

Mittel- und langfristig bietet sich Mago dank seiner Modularität für weitere Märkte an, wie z. B. Logistik und Manufaktur.
 
 

Wer hat bei der Softwareentwicklung künftig die besseren Karten: grosse Hersteller aufgrund mehr Ressourcen oder kleine Anbieter wegen ihrer höheren Agilität?

In der Schweiz ist der ERP-Markt breit gefächert und bietet Lösungen von ganz klein bis riesengross. Unsere Erfahrung hat gezeigt, dass die Kombination von modularer, personalisierbarer ERP-Software und einer gewissen Agilität in der Projektphase oft gewinnbringend ist und sich vor allem im KMU-Bereich durchsetzt.

Als grosses Softwarehaus haben wir auch viele Kunden und Partner, welche ihre Erfahrungen in die Weiterentwicklung einbringen. Dies ergibt eine sehr solide Standardversion, welche durch Zusatzentwicklungen oder Parametrisierung dennoch agil auf den Kunden angepasst werden kann.
 
 

Welche Trends werden die ERP-Zukunft in den nächsten 10 Jahren am meisten prägen?

Die Digitalisierung der Geschäftsprozesse wird sich weiter beschleunigen. Das ERP wird noch stärker mit anderen Anwendungen verschmelzen und dazu offene APIs anbieten und nutzen, dies in und aus der Cloud.

Die Künstliche Intelligenz wird das ERP der Zukunft prägen. Auswertungen und Analyse mittels einfacher UI-Sprach-/Textanfragen, wie wir dies nun von Chat-GPT (GPT 3) kennen, Vorschläge für gezielte Kampagnen anhand Wetter/Bestand/Abverkauf/Marktsituationen liefern, KI-gestützte Beschaffungen oder effiziente Verteilung der Waren an Lager- und Verkaufsstandorte.
 
 

Vielen Dank für das Gespräch!

 
 
 
 

Der Beitrag erschien im topsoft Fachmagazin 23-1

 

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