Kaum ein Bereich entwickelt sich so schnell wie die Informatik. Neue Systeme drängen auf den Markt, Prozesse werden automatisiert, Jobs verändern sich. Nur die ERP-Systeme scheinen wie Felsen in der Brandung zu sein, stabil und unverrückbar. Aber stimmt das? Sind die ERP-Lösungen wirklich so beständig und widerstehen sie tatsächlich allen modernen Entwicklungen? Nein, ganz im Gegenteil. Auch die ERPs verändern sich, sie gehen mit der Zeit, wandeln sich, werden flexibler und bald auch intelligenter. Wir haben bei vier ERP-Anbietern nachgefragt, wie sie die Zukunft der ERP-Systeme sehen. Wie werden sich ERP-Lösungen in der Zukunft verändern? Was wünscht die Kundschaft? Und wer hat beim Rennen zum Erfolg die besseren Karten, die kleinen oder die grossen IT-Anbieter? Hier lesen Sie die Antworten von Dewi Maya Burgener, Gesellschafterin bei der Acunomic GmbH.
Dewi Maya Burgener, Acunomic GmbH
Welche Benutzeranforderungen haben sich in den letzten Jahren am stärksten verändert (z. B. Technologie, Usability, Integrationen, Anwendungen)?
Funktionalität: Die Kunden suchen vermehrt nach ERP-Lösungen, welche mehrere Niederlassungen unterstützen.
Mobile ERP-Plattformen: Kunden wollen mobil auf Ihre ERP-Daten und Prozesse zugreifen können (cloudbasierte Lösungen).
Kosten- und Ressourcen-Management: Die Mitarbeitenden auf Geschäftsreise wollen ihre Reports und Spesen direkt mit ihrem Handy erfassen.
Bei der Preisgestaltung suchen Kunden eher nach abonnementbasierter Software, die Preisgestaltung wird dynamischer. Heute gibt es noch keine ERP-Systeme, die die gesamten Prozessabläufe abbilden können. Deshalb sollten zukünftige ERP-Systeme die Integration mit bereits vorhandenen Systemen einfach unterstützen.
Wie sieht Ihre Zukunftsstrategie im ERP-Markt aus? Was beschäftigt Sie am meisten und wie sieht die Umsetzung konkret aus?
Die Geschäftsmodelle ändern sich immer schneller, die Kunden expandieren in neue Märkte und Segmente.
Wir bieten Produkte an, die mehrere Entitäten, mehrere Währungen, Lokalisierung und Integration unterstützen. Was uns von anderen unterscheidet, ist vor allem, dass wir Plattformen und keine Module verkaufen.
Viele ERP-Anbieter verkaufen nur Module, so sind die Systeme nicht skalierbar. So können Kunden ihr ERP-System nicht mehr mit dem erweitern, was sie integrieren möchten.
Aus diesem Grund sollten künftige ERP-Systeme skalierbar sein und möglichst den gesamten Bereich der Wertschöpfungskette abdecken.
Wer hat bei der Softwareentwicklung künftig die besseren Karten: grosse Hersteller aufgrund mehr Ressourcen oder kleine Anbieter wegen ihrer höheren Agilität?
Jeder muss heute agiler sein. Mehr Ressourcen bedeuten nicht, dass Probleme schneller gelöst werden können. Selbst grosse Player müssen ihre Teams in kleinere Abteilungen aufteilen, damit sich alle dynamisch bewegen, ganz entsprechend den Kundenbedürfnissen oder Benutzeranforderungen.
Die klassische Software mit mehr Ressourcen kann komplex sein und braucht damit mehr Zeit für Änderungen und um flexibel auf Kundenanforderungen zu reagieren. Deshalb kenne ich viele ERP-Anbieter, die ihre Teams in kleinere Einheiten aufteilten, um schnellere Ergebnisse zu erzielen. Zeit und Geld sollten nur in Entwicklungen investiert werden, die wirklichen Mehrwert bringen.
Also ich würde sagen, egal ob gross oder klein, beide müssen agil sein!
Welche Trends werden die ERP-Zukunft in den nächsten 10 Jahren am meisten prägen?
Die Geschäftsmodelle ändern sich immer schneller. Das heisst:
- ERP-Anbieter müssen einen schnellen Implementierungszyklus und viel Flexibilität in der ERP-Funktionalität bieten.
- wir brauchen praktikable Reports, die nicht nur dem Management, sondern allen Berechtigten vorliegen.
Unsere Kunden möchten ihre Anforderungen auf einer ERP-Plattform von A bis Z automatisieren und rationalisieren. Deshalb sind KI und maschinelles Lernen der nächste strategische Ansatz, um repetitive Aufgaben zu automatisieren oder sogar Entwickler bei der Programmierung/Anpassung des ERP (Low-Code-ERP) zu unterstützen.
Nur ERP-Systeme, welche internationale- und erweiterbare Plattformen bieten (Skalierbarkeit), haben Zukunft.
Vielen Dank für das Gespräch!
Der Beitrag erschien im topsoft Fachmagazin 23-1
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