Mit dem Auftrag, die Durchdringung von Software as Service (SaaS) in der deutschsprachigen Schweiz zu untersuchen, wurden im Rahmen einer Forschungsstudie des Instituts für Wirtschaftsinformatik (IWI) der Züricher Hochschule für Angewandte Wissenschaften (ZHAW) 82 kleine und mittlere Unternehmen zu verschieden IT-Aspekten ihrer Organisation befragt. Angeleitet wurde die Untersuchung durch die Hauptforschungsfrage, wie sich das Institut im SaaS-Markt positionieren kann, um die wahrgenommene Distanz zwischen Anbietern und Nutzern verringern zu können. Cloud-Service-Provider werben öfters damit, dass SaaS für KMU attraktiv sei, und dass damit Kosten eingespart werden können. Die SaaS-Durchdringung bei KMU scheint jedoch – laut aktueller Meldungen – zu stagnieren. Um diese Annahme näher zu untersuchen, wurden die Unterforschungsfragen nach der Stagnation der SaaS-Durchdringung sowie den «Treibern» und «Hemmern» für die vorherrschende Durchdringung in die Studie aufgenommen.

Heterogene Branchenzugehörigkeit der befragten KMU

Die Gruppe der befragten Unternehmen ist in Bezug auf deren Tätigkeitsbranche sehr heterogen aufgeteilt. Die Studienteilnehmer vertreten die gesamte Palette der Unternehmensbranchen. Etwas mehr als ein Fünftel aller Befragten stammt aus der IT-Branche. Weitere häufig vertretene Studienteilnehmer sind der Industriesektor sowie der Marketing- und PR-Bereich. Fast Dreiviertel der befragten Unternehmen beschäftigt 1-5 Mitarbeitende, die sich um Aufbau, Betrieb und Wartung der IT- Infrastruktur kümmern. Dies entspricht dem erwarteten Durchschnittswert für kleine und mittlere Unternehmen. Ein sehr geringer Anteil der Studienteilnehmer beschäftigt für den IT-Bereich ausschliesslich externes Personal.

Bereits gute SaaS-Kenntnisse vorhanden

Die meisten Umfrageteilnehmer der jeweiligen Unternehmen kommen aus dem Bereich der Geschäftsleitung, die für die strategische Ausrichtung des Unternehmens hauptverantwortlich sind. Die Fachabteilung und die Informatikabteilung nehmen jeweils etwa einen Viertel der Befragten ein. Ein kleiner Anteil der Teilnehmenden stammt aus anderen Unternehmens-abteilungen. Die Mehrzahl der Studienteilnehmer beurteilt ihre Kenntnisse in Bezug auf SaaS-Lösungen als gut bis sehr gut.

Geringe Vorbehalte bei SaaS-Lösungen

Etwas mehr als die Hälfte der befragten KMU nutzt bereits regelmässig oder zumindest gelegentlich SaaS-Angebote im beruflichen Kontext. Etwa ein Fünftel denkt über einen zukünftigen Einsatz nach, wovon etwa die Hälfte bereits eine Einführung innerhalb der nächsten 1 bis 2 Jahre plant. Ein Viertel aller befragten KMU nutzt aktuell keine SaaS-Angebote im Unternehmensumfeld, wobei auch ein zukünftiger Einsatz nicht absehbar ist. Über die Hälfte der befragten KMU steht der Nutzung von SaaS-Lösungen im beruflichen Umfeld positiv gegenüber. Nur sehr wenige KMU haben eine negative Erwartungs-haltung. Insgesamt betrachtet, ist die Erwartungshaltung bei KMU gegenüber SaaS-Lösungen im beruflichen Umfeld mehrheitlich positiv einzuschätzen. Vorbehalte scheint es nur sehr wenige zu geben. Häufig werden Angebote von Microsoft, Google und eher sehr kleinen SaaS-Anbietern bezogen. Die bezogenen Softwareprodukte stammen besonders häufig aus folgenden Arbeitsgebieten: Offce / E-Mail, CRM, Finanzbuchhaltung und ERP.

«Pay per Use» setzt sich noch nicht durch

Trotz der bereits recht häufig vertretenen SaaS-Anwender in KMU wird das dafür typische «Pay per Use-Preismodell» noch nicht angenommen. Es ist davon auszugehen, dass «Abo-Modelle» bzw. Preismodelle mit einmaligen Lizenzgebühren ohne Wartungsverträge bei SaaS-Lösungen beliebter erscheinen und deutlich häufiger von KMU angenommen werden. Pay per Use scheint den Usern nicht so wichtig.

«Pro und Contra» SaaS-Lösungen

Für mehr als die Hälfte der befragten KMU ist die mangelnde Sicherheit bei SaaS-Lösungen der ausschlaggebende Grund, warum sie diese nicht einzusetzen. Danach folgen mit rund einem Drittel der Antworten offene rechtliche Fragen, die Abhängigkeit vom Anbieter sowie das problematische Zusammenspiel mit anderer bestehender Software als Nutzungsbarrieren für den Einsatz von SaaS-Anwendungen. Für rund ein Fünftel der KMU sind fehlende Produkte und Informationen auf dem Markt, eine notwendige ständige Breitbandinternetverbindung sowie die mangelnde Anpassbarkeit von SaaS-Lösungen an Unternehmensprozesse Gründe gegen einen Einsatz im Unternehmen. Zirka ein Viertel der KMU hat keine Einwände gegen den Einsatz von SaaS-Lösungen in der Firma.

Für rund zwei Drittel der KMU sprechen das Vorhandensein einer stetig aktuellen Software-Version und eine zuverlässige Wartungsfreiheit eindeutig für den Einsatz einer SaaS-Lösung im Unternehmensumfeld. Für etwa die Hälfte der Unternehmen sind Kostentransparenz und -flexibilität sowie keine entstehenden Lizenz- oder Softwareprobleme bei Hardwarewechseln Gründe, die für einen SaaS-Bezug sprechen. Ein Drittel gibt als Faktoren für den Einsatz von SaaS-Produkten an, dass kein IT-Fachwissen und keine zusätzlichen Investitionen (z.B. in Hardware, Beratung) nötig sind sowie den mit der Einführung entstehende Fokus auf das Kerngeschäft. Nur sehr wenig Teilnehmer sehen keinerlei mögliche Gründe, um SaaS-Lösungen einzusetzen. Dies zeigt, dass SaaS in den meisten KMU eine positive Stellung einnimmt. Die Vorbehalte sind eher gering.

SaaS-Marktbedürfnisse

Die befragten KMU beklagen oft einen Mangel an technischer SaaS-Beratung, das Fehlen von zielgruppenorientierter  Information (z.B. konkrete SaaS-Einführungsempfehlungen) im Internet sowie einen schlechten Kenntnisstand der rechtlichen Situation. Als Entscheidungsunterstützung würden KMU gern auf vorhandene Produkt- und Anbieterchecklisten zugreifen. Auch die Bereiche Implementierungs-unterstützung und Projektmanagementsupport bei SaaS-Lösungen sind sehr gefragt. Fortgeschrittene Studienteilnehmer wünschen sich vermehrt konkrete Weiterbildungsangebote um ihre SaaS-Kompetenz weiter festigen zu können. Keine Stagnation der SaaS-Durchdringung Zusammenfassend ist festzuhalten, dass es mit der Durchdringung des SaaS-Marktes im KMU-Umfeld weiter vorangeht. Es bestehen bereits weitläufig befriedigende bis sehr gute SaaS-Kenntnisse, und die KMU machen überwiegend positive Erfahrungen mit SaaS-Lösungen im Unternehmens-Umfeld. Der Einsatz einer SaaS-Lösung wird in vielen Unternehmen diskutiert oder inzwischen sogar Realität. Die Hälfte aller noch über einen Einsatz nachdenkenden KMU möchte zudem in den nächsten 1 bis 2 Jahren SaaS-Lösungen einführen.


Oliver Schladitz
ist IT-Consultant and Research Assistant am Institut für Wirtschaftsinformatik (IWI) der  ZHAW School of Management and  Law. Zu seiner Tätigkeit zählen das  Projektmanagement in der angewandten Forschung und Entwicklung und in Beratungsprojekten – insbesondere in den Themenbereichen: Informations-, Prozess- und Wissensmanagement, IT-Service-Management, Social Media  und Business Intelligence – sowie die wissenschaftliche Mitarbeit an empirischen Studien des Instituts. Kontakt: oliver.schladitz@zhaw.ch