Dr. Müllers Notizen zur User Experience: 3. Selektive Aufmerksamkeit

Das Thema Usability beschäftigt viele Unternehmen und wird in Zukunft auch immer wichtiger. Der Spezialist Dr. Christopher H. Müller von Die Ergonomen Usability AG in Zürich erklärt hier im Blog in regelmässigen Abständen die verschiedenen damit zusammenhängenden Fachausdrücke und gibt wertvolle Tipps zum Thema.
Im 3. Teil der Blogreihe geht es um die "Selektive Aufmerksamkeit".

 

Manche nennen es selektive Aufmerksamkeit, manche fokussierte Aufmerksamkeit und die Angelsachen reden von selective attention. Alle meinen sie die Fähigkeit, des Menschen, seine Aufmerksamkeit auf bestimmte Merkmale einer Aufgabe zu konzentrieren und Reaktionen auf Irrelevantes zu unterdrücken. Man kann sich den Effekt etwa wie das Heranzoomen an ein Objekt vorstellen. Reize, die sich im Fokus der Aufmerksamkeit befinden, werden schneller entdeckt oder erkannt.

Selektive Aufmerksamkeit kann sowohl Segen als auch Fluch sein. Auf der einen Seite hilft sie uns, selbst unter den zweifelhaften Bedingungen eines Grossraumbüros einigermassen effizient zu arbeiten. Auf der anderen Seite kann sie uns in die Bredouille bringen, wenn wir uns am Steuer aufs Handy statt auf die Strasse konzentrieren.

Übertragen auf die Mensch-Maschine-Interaktion lässt sich sagen: Wer es schafft, die selektive Aufmerksamkeit anwendergerecht zu nutzen, macht sich beliebt. Wer hingegen meint, er müsse sich Aufmerksamkeit mit brachialen Mittel erkämpfen, wird à la longue Ärger ernten. Wie wir heute wissen, gibt es wenig, was im Internet mehr gehasst wird, als alles überdeckende Pop-ups, blinkende Preise oder ungefragt einsetzendes Gedudel. 

Das Spiel mit der selektiven Aufmerksamkeit ist eine Gratwanderung. Subtile Unterstützung wird von den Nutzern gerne angenommen. Wer es aber mit aufmerksamkeitsheischenden Elementen übertreibt, hat verloren. Und wer es genau wissen will: Aufmerksamkeit lässt sich messen, beispielsweise mit Eyetracking. Es zeigt rasch, wie sich Nutzer auf einem Bildschirm orientieren.

 

Der Autor:

Christopher Müller ist Inhaber und CEO von Die Ergonomen Usability AG

 

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Hier geht es zu den anderen Teilen der Blogreihe:

1. Was ist der Unterschied zwichen UX und User Experience?
2. Ergonomie, Human Factors und so weiter
4. Die Cognitive Load Theorie CLT
5. Die Millersche Zahl
6. Die drei Stimmen