Digitaltag 2018: Die Digitalisierung beginnt beim Menschen, sagen «Die Ergonomen»

26.10.2018

Der diesjährige Digitaltag stand unter dem Motto «Digital gemeinsam erleben». Ein Ansatz, der den Themenfächer weit offenlässt. Ganz bewusst, wie die Veranstalter verlauten lassen. Beim Anlass geht es darum, die vielfältigen Perspektiven der Digitalisierung vor Augen zu führen. Diskutieren, kritisieren, motivieren, inspirieren – alles erlaubt. Im Mittelpunkt sollten dabei nicht die Technologien, sondern die Menschen stehen. Die topsoft Fachredaktion nutzte die Gelegenheit, sich mit solchen Digitalisierungsmenschen zu vernetzen und auszutauschen. Exemplarisch haben wir uns für eine Veranstaltung der Usability-Experten «Die Ergonomen» entschieden. Der Titel der Abendveranstaltung: Einfach verstehen – Der Mensch im Mittelpunkt der Digitalisierung.

 

Die Rechnung nicht ohne den «Human Factor» machen

Während drüben im Zürcher HB der Digitaltag langsam in den digitalen Abend überging, begrüsste Dr. Christopher H. Müller die rund 50 Gäste. Trotz nostalgischem Rahmen des altehrwürdigen Hotel St. Gotthard legte der Gastgeber rasch und gezielt den Finger in die digitale Wunde, sprich Mensch-Technik-Schnittstelle.

Für den Usability-Experten ist klar: Der Bezug zum Menschen ist essentiell. Digitalisierung findet oft im Kleinen statt: am Ticketautomaten, beim Einkaufen, in der Schule, bei der Arbeit. Die digitale Welt bewegt sich auf leisen Sohlen, aber unaufhaltsam. Wie gehen wir Menschen damit um? Wo hebelt uns die Technik aus, wo hilft sie uns? Der «Human Factor» ist für eine erfolgreiche Digitalisierung entscheidend. Ihn ausser Acht zu lassen, könnte dazu führen, dass am Ende die Rechnung nicht aufgeht.

 

 

Dr. Christopher Müller, CEO, Die Ergonomen Usabiltiy AG zeigte, wie individuell Menschen die digitalen Veränderungen wahrnehmen.

 

Warum man mit Maschinen (nicht) höflich sein muss

Wie komplex die Auswirkungen der Digitalisierung auf Mensch, Gesellschaft und Arbeitswelt sind, zeigte Frau Dr. Sarah Genner in ihrem Beitrag. Damit die Menschen in der Arbeitswelt 4.0 nicht Amok laufen wie anno 1832 in Uster beim Maschinensturm, braucht es Konzepte, welche die Menschen auf die digitale Reise mitnehmen. Tönt einfach, ist es aber nicht. Bei der Frage, ob man einen höflichen Bitte-Danke-Umgang mit Alexa, Siri & Co. pflegen soll, kamen die Zuhörer ganz schön ins Grübeln. 

Menschen reisen zunehmend digital

Als ehemaliger Marketingchef von Schweiz Tourimus erlebte Rafael Enzler hautnah, wie das Reiseverhalten und die gesamte damit verbundene Servicekette eine zunehmende Digitalisierung erfahren. Grund zum Verzweifeln gibt es allerdings weder für Hoteliers noch Touristiker. Der Mensch, so Rafael Enzler, steht weiterhin im Mittelpunkt. Mehr noch: Die Digitalisierung erschliesst neue Möglichkeiten und Chancen, um Angebote noch kundenorientierter zu gestalten. 

Entspannte Kundenberater bei der ZKB

Auch vor den Bankern macht die Digitalisierung nicht halt, erklärt Marco Zollinger, Leiter Strategie Multi Channel Management bei der ZKB. Auslöser dafür sind nicht in erster Linie die Finanzinstitute (obwohl die natürlich auch), sondern die Kunden. Am Sonntagmittag für das Göttikind noch ein Bankkonto eröffnen oder die Chancen auf eine Hypothek prüfen? Dank virtuellen Assistenten können Geschäfte automatisch abgewickelt oder wenigstens vorgespurt werden. Dadurch haben die Kundenberater mehr Zeit für individuelle Gespräche.  

Die menschliche Seite der Digitalisierung entdecken

Vier Referate, vier spannende Ansichten zur Digitalisierung. Vor dem Apéro die Erkenntnis: Es ist gut, auch mal andere zu hören, wie sie den technologischen Wandel erleben. Wir alle partizipieren in der einen oder anderen Weise an der Digitalisierung. Schlussendlich wird nicht die Technologie entscheiden, sondern der «Human Factor», ob der digitale Fortschritt Segen oder Fluch ist.

"Schöne neue Welt zu denken" ist definitiv zu simpel. Es braucht Anstrengungen, um auch Menschen aus anderen Kulturen oder mit tieferem Bildungsniveau die Chancen der Digitalisierung zu ermöglichen. Technologie in Verbindung mit menschenzentrierter Ergonomie kann einen wesentlichen Beitrag dazu leisten.