5G – Aufstand gegen ein Software-Upgrade

02.10.2020
3 Min.
Kolumne von Peter Metzinger. «Es gibt bis heute kein einziges Forschungsprogramm, das die Gesundheitsrisiken untersucht», «Schweissdrüsen reagieren wie Antennen», «Experiment mit unklaren Auswirkungen». Das sind nur ein paar der Argumente, die gegen 5G ins Feld geführt werden.
 
Peter Metzinger ist Physiker, Gemeinderat und Campaigning-Pionier. (Bild: Regula Roost)
 
 
Neu sind diese Argumente nicht, denn sie werden von Kritikern seit Jahrzehnten in der Mobilfunkdebatte gebetsmühlenartig wiederholt. Besser – wissenschaftlich fundierter – werden sie durch Wiederholung nicht. Denn ebenfalls seit Jahrzehnten gelingt es nicht, eine gesundheitsschädliche Wirkung von Mobilfunkwellen nachzuweisen. 
 
Statt dies als Hinweis auf eine mögliche Unschädlichkeit zu werten, ziehen die Gegner nun in den Kampf gegen 5G, wie wenn es sich dabei um eine völlig neue Form von «Strahlung» handeln würde. 
 
Fakt ist aber, dass dieser neueste Mobilfunkstandard auf den gleichen Signalträgern aufbaut, wie alle anderen zuvor – elektromagnetische Wellen, wie sie auch für Radio-, Funk- und TV-Signale seit Jahrzehnten im Einsatz sind – ohne gesundheitsschädliche Auswirkungen und gut erforscht.
5G verwendet teilweise auch die gleichen Frequenzen wie 3G und 4G. Umstrittene Millimeter-Frequenzen kommen in der Schweiz aktuell nicht zum Einsatz. Auch sie werden und wurden aber weltweit schon genutzt, zum Beispiel beim Wetterradar. Sie wären kein Ersatz für heutige Frequenzen, sondern kommen nur auf sehr kurzen Distanzen zum Einsatz. 
 
5G bringt also keine völlig neuen Frequenzen oder «Strahlung», wie uns viele Kritiker weismachen wollen. Vom Aufbau eines neuen Netzwerks zu sprechen, ist auch aus anderen Gründen eigentlich falsch. 
 
Denn streng genommen handelt es sich primär um ein Software-Upgrade. Die bisherige Software wird, wie beim PC, durch neue ersetzt, die grössere Datenmengen schneller verarbeiten kann. Hinzu kann eine Erweiterung der Hardware kommen, um die neuen Möglichkeiten, die sich aus dem Software-Upgrade ergeben, ausschöpfen zu können. So wie man beim PC mehr Arbeitsspeicher verbaut, um ihn zu beschleunigen. 
 
Wie auch beim PC mit einem Software-Upgrade, muss das aber nicht sein. Man kann mit dem Kauf eines neuen PCs auch oft noch zuwarten. So ist das auch beim 5G-Netzwerk. An vielen Standorten in der Schweiz wird das 4G-Netzwerk mit der 5G-Software ausgestattet, bis auf weiteres aber ohne Aufrüsten der Hardware. Sprich: Die Antenne bleibt dieselbe. Dagegen laufen an vielen Orten die Kritiker Sturm, weil sie glauben, 5G wäre etwas völlig Neues und Unerforschtes.  
 
Weil keine neue Hardware installiert wird und keine völlig neuen Frequenzen zum Einsatz kommen, kann man unter dem Strich sagen, beim Widerstand gegen 5G handelt es sich um einen Aufstand gegen ein Software-Upgrade. Die Argumente beruhen auf Missverständnissen bis hin zu gezielter Desinformation. Ob sich die Gegner dessen bewusst sind? 
 
 
Peter Metzinger ist Physiker, Gemeinderat und Campaigning-Pionier. Engagement für nachhaltige und innovative Lösungen für Umwelt und Wirtschaft ist seit 1982 eine seiner Leidenschaften. In diesem Zusammenhang musste er immer wieder feststellen, dass gezielte Desinformationen gute Lösungen behindern bis verhindern. So lancierte er ReclaimTheFacts.com, um allen, die sich für faktenbasierte Entscheidungen engagieren wollen, eine Plattform zu geben.
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