Wie wichtig ist ein «Innovative Workplace»?

06.04.2022
4 Min.
Die Antwort fällt kurz aus: sehr wichtig. Denn es wird kontinuierlich bedeutender, als attraktiver Arbeitgeber gesehen zu werden – und genau dort zahlt der «Innovative Workplace» ja ein.
 
Auch weil Distanzen in der Schweiz so klein sind, wird der Wettbewerb um Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, um Talente und Leistungsträger intensiver. Wo ist der Unterschied, ob ich in Zürich, in Zug, in Luzern oder in Olten arbeite? Die Postleitzahl des Arbeitsorts macht sich vor allem in der Besteuerung bemerkbar, doch spiegelt das nur einen Aspekt von Arbeitsplatzattraktivität. Echt innovative Rahmenbedingungen ziehen Talente und Leistungsträger, die etwas reissen wollen, spürbar mehr an. 
 
 
 

Symbolbild: Annie Spratt via Unsplash

 
 

Mehr als flexible Zeiten und Co-Working-Spaces

Schnell denken alle an Google, an Tischfussball und Gaming Screens, flexible Arbeitszeitmodelle und Co-Working-Spaces. Das hat was, ja und das beeindruckt positiv. Auch der Umkehrschluss ist nachvollziehbar: Wenn sich ein Arbeitsplatz ganz und gar nicht modern und cool anfühlt, dann kann er so innovativ ja doch nicht sein. Attraktive Verhältnisse sind also wichtig für «Innovative Workplace»-Konzepte, andere sind weitaus wichtiger: Eine tolle Einarbeitung erleben, Einfluss haben auf Prozesse, Ideen umsetzen können, gefragt werden, wenn Strukturen ändern – den innovativen Arbeitsplatz also mitgestalten, das erfordert mehr als Rahmenbedingungen. Das ist ein kultureller Aspekt und an dieser Stelle sind viele Unternehmen überfordert. 
 
 

Do-how-Tipps

Zwar haben sie grosse Übung darin, Produkte zu entwickeln, Strukturen zu überdenken und Prozesse zu definieren – aber wie genau entwickelt man die eigene Kultur weiter? Handgestrickte Übungen bergen da grosse Gefahren, konkrete Vorgehensweisen sind gefragt. Know-how und Do-how. Lassen Sie sich von vier Do-how-Tipps inspirieren, mit denen Sie Ihren Weg zum «Innovative Workplace» aufwerten:
 
  1. Fragen Sie Ihre Teammitglieder früh und regelmässig, was für sie einen innovativen Workplace ausmacht. Klar, als Gründer, Mitglied der Geschäftsleitung, Verwaltungsrat oder HR-Chefin haben Sie viel mehr Erfahrung. Genau deshalb ist die Perspektive Ihrer Teammitglieder so wichtig. Warum sollten Sie plötzlich eine Innovation nach der anderen kreieren, wenn genau das bisher eher schwerfiel? Fragen Sie alle, denn Sie müssen ja auch alle erreichen und befragen Sie die jungen und die neuen Teammitglieder zusätzlich. Differenzieren Sie sich von anderen Arbeitgebern? Was erzählen diese ihren Kollegen und Kolleginnen? Welche Ihrer innovativen Schritte empfinden sie so attraktiv wie eingeschlafene Füsse? Warum?
  2. Oder haben Sie schon einmal folgende Begründung für die Kündigung eines wichtigen Teammitglieds erhalten? «Meine Chefin ist top, sie führt wertschätzend, sie steht hinter unserem Team und sie setzt sich für uns ein. Auch im Team und im Unternehmen stimmt es: Team Spirit, wohin man schaut. Ich kündige nur, weil mir das Drum und Dran am Arbeitsplatz nicht passt. Ich hätte gern einen Töggelikasten, ausserdem brauche ich einfach meinen Mittagsschlaf …» 
    Teilen Sie Vorgehensweisen, die gute Führung ausmachen. Beispielsweise fürs «Führen auf Distanz». Wie beflügeln Morgen-Briefings ein Team? Auf welchen Kanälen werden Best Practices geteilt oder Erfolge gefeiert? Welche Führungs-Issues erfordern einen persönlichen Austausch? Wie führen Sie Performance-Reviews? Welche Führungsvorgehensweisen nutzen Sie in diesem Jahr, die es bisher so noch nicht gab (Wie sonst soll Führung als innovativ empfunden werden?)?
  3. Lernen Sie durch die Kunden-Perspektive. Auch auf dem Weg zum «Innovative Workplace» geht es nicht um die Olympische Silbermedaille beim Führen oder als Arbeitgeber, sondern um Mehrwerte für Kunden. Wie erleben Ihre Kunden sie? Wie kommt Ihr «Innovative Workplace» bei Ihren Kunden an? Kommt er dort überhaupt an? Wie führen Sie beispielsweise Jahresgespräche mit Ihren Accounts? Alle sichtbare Attraktivität eines Arbeitsplatzes kann nichts bewegen, wenn Jahresgespräche für Kunden immer noch daherkommen wie vor zig Jahren: als stundenlanger Marathon durch eine PowerPoint Präsentation, gespickt von Kennziffern, SWOT Analysen und austauschbaren Handshake-Fotos.
 
 

Fazit

Tools, Prozesse und Strukturen sind das eine. Sie sorgen fürs transaktionale Gerüst einer Firma und ja, à la longue sind sie mit entscheidend für Effektivität und Effizienz. Aber es braucht mehr als das. Es braucht eine andere Qualität, die dazu kommt – eine, die aus der bei Ihnen gelebten Kultur resultiert. So wird ein innovativer Workplace durch attraktive Verhältnisse und durch eigenverantwortliches Verhalten spürbar.  
 
 

Der Autor

 
Der Autor und Empowerment-Spezialist Jörg Neumann ist Geschäftsführer von NeumannZanetti & Partner, dem Schweizer Kompetenzzentrum für Führungskultur, für Servicequalität und für den Auf- und Ausbau von Kundenbeziehungen.
 
 

Der Beitrag erschien im topsoft Fachmagazin 22-1

 

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