- Die professionelle Unternehmens-IT entstand zwischen den 80er und 90er Jahren. Während dieser Zeit wurden viele, damals nannte man sie noch EDV-Unternehmen, von IT-Pionieren gegründet. Diese frühen Gründer sind mittlerweile in einem Alter angekommen, wo sie sich gerne zur Ruhe setzen möchten.
- Die IT hat sich in den letzten Jahren zum Zukunftstreiber Nummer 1 entwickelt, was ihr als Branche eine hohe Attraktivität verleiht. Die Mehrzahl der IT-Unternehmen wirtschaftet in einem Wachstumsmarkt, was am Ende bessere Renditen und höhere Wertsteigerungen verspricht. Das ruft auch Investoren auf den Plan.
- In der Corona-Pandemie hat sich die IT als krisensicher herausgestellt. Im Gegenteil, viele IT-Dienstleister konnten im vergangenen Geschäftsjahr 2020 sogar ihr «best year ever» feiern.
- Der hohe Anlagedruck im Finanzmarkt führt dazu, dass sich auch Investoren aus anderen Wirtschaftsbereichen für IT zu interessieren beginnen und dort investieren wollen.
Vier Nachfolge-Phasen
- Phase 1: Spätestens ab Mitte Fünfzig beginnt sich bei den meisten ein schlechtes Gewissen einzuschleichen. Dieses wird oft vom langjährigen Finanzberater oder von Vertretern der eigenen Familie geschürt. Der Unternehmer «weiss», dass er sich langsam, aber sicher um seine Nachfolge kümmern sollte. Hört er doch oft, dass nicht selten die erste Lösung scheitert, so dass eine gelungene Nachfolge schnell mal fünf Jahre oder länger dauern kann.
- Phase 2: Mittlerweile hat sich der IT-Unternehmer dafür entschieden, seine Nachfolge anzugehen und zu lösen. Er schaut sich aktiv nach einem Nachfolger um und beginnt dabei bei der Familie (wenn es einen Sinn hat) und danach bei seinen Mitarbeitenden. Er stellt sich Fragen nach dem Wert seines Unternehmens und ganz praktisch nach dem Vorgehen.
- Phase 3: Führen die Bemühungen der zweiten Phase nicht zum Erfolg, so gelangt der IT-Unternehmer meist zum Entschluss, sein Unternehmen an Dritte zu verkaufen. Zusätzlich kommt hinzu, dass sich Finanzinvestoren in eine vorteilhafte Poleposition bringen wollen. Sie versuchen aus eigener Initiative, den IT-Unternehmer in einen Verkaufsprozess zu verwickeln, ohne dass er sich vorgängig mit anderen Nachfolge-lösungen auseinandersetzen konnte.
- Phase 4: Entweder hat sich der IT-Unternehmer bis anhin nicht um seine Nachfolge gekümmert oder alle bisherigen Versuche sind gescheitert. Auf Grund der Umstände (Alter, Krankheit, Burnout, Krise etc.) besteht aber Zeitdruck, der zu negativem Stress führt. Die einzige Frage ist jetzt noch: Wo und wie finde ich möglichst schnell eine Nachfolgerin, einen Nachfolger? Dass in solchen Situationen eher schlechte Nachfolgelösungen entstehen, versteht sich von selbst.
Nachfolge-Lösungen in der Praxis
- Familie: Eher selten wird ein IT-Unternehmen innerhalb der Familie, meist an eines oder mehrere der Kinder, übergeben. Dazu muss der Nachwuchs allerdings mit dem entsprechenden Interesse und den beruflichen Voraussetzungen erstmal vorhanden sein, was in anderen Branchen deutlich öfter vorkommt als in der IT.
- Management-Buy-Out (MBO) oder Management-Buy-In (MBI): Im ersten Fall wird das Unternehmen an langjährige Mitarbeiter verkauft. Im zweiten Fall, wo solche nicht vorhanden oder diese nicht zum Kauf bereit bzw. fähig sind, wird ein neues Management von aussen geholt und am Unternehmen beteiligt. Im Sinne einer hohen Kontinuität stehen beide Modelle hoch im Kurs und sind beliebt. Oft scheitern die Pläne aber an einer für alle akzeptierbaren Finanzierungslösung, auch wenn ein MBO- oder ein MBI-Preis in aller Regel tiefer als der Marktpreis angesetzt wird.
- Verkauf an Dritte: Der Unternehmer verkauft seine Firma an einen strategischen Investor oder an einen Finanzinvestor. Liegt der Fokus beim ersten klar auf strategischen Überlegungen, so steht für den zweiten die Umsetzung einer Wachstumsstrategie mit den Zielen Wertsteigerung und Rendite im Vordergrund. Auf IT spezialisierte Finanzinvestoren sind heute oft kaum mehr von strategischen Investoren zu unterscheiden, verfügen doch auch sie über ein hohes Mass an IT-Fachwissen und Branchenkenntnissen und können so ihre Portfolio-Unternehmen professionell begleiten. Zusätzlich punkten sie mit ihrer finanziellen Power, die deutlich schnelleres Wachstum ermöglicht.
Weg zur erfolgreichen Nachfolge
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