Wer macht zukünftig die ganze Arbeit?

03.01.2025
2 Min.
Die Angst ist gross, dass KI uns bald die Arbeit wegnimmt. Doch Urs Prantl hält in seiner Kolumne mit stichhaltigen Argumenten dagegen.
 
 
Wer macht zukünftig die ganze Arbeit? Das ist eine gute Frage.
 
Zum ersten Mal kam sie auf, als während der industriellen Revolution Maschinen im grossen Stil begannen, bisher von Menschen erledigte Muskelarbeit schneller, billiger und effektiver zu verrichten. Ein weiteres Mal gewann die Frage an Aktualität, als der Mikroprozessor den Computer zu einem bis anhin undenkbar leistungsfähigen Werkzeug machte. Bereits damals – vor rund 40 Jahren – bestand die Befürchtung, der Computer würde uns innert Kürze die Arbeit streitig machen. Wie wir heute wissen, kam es nicht dazu. Im Gegenteil, aufgrund der unvorteilhaften Demografie-Entwicklung ging uns in den vergangenen Jahren die Arbeit nicht aus, wir sind sogar in einen veritablen Mangel an menschlichen Arbeits- und Fachkräften gerasselt. Und nun stehen wir kurz davor, dass uns computergesteuerte Maschinen nicht bloss die Muskelarbeit abnehmen, sondern auch mit Hilfe von KI die Denkarbeit. So mindestens die Prophezeiung.
 
Haben die Auguren jetzt endlich recht und wir können in einigen Jahren nur noch auf der faulen Haut liegen und uns mit Hobbies und Aktivitäten vergnügen, die uns wirklich Spass machen? Es wird endlich Zeit, dass wir ungeliebte Arbeiten mit gutem Gewissen «intelligenten» Maschinen überlassen können.
 
Wenn ich mir allerdings den Wildwuchs an (KI-gestützten) digitalen Hilfsmitteln ansehe, und davon werden zahlreiche auch in diesem Magazin angeboten, dann bin ich mir gar nicht mehr so sicher, dass zukünftig die ganze Arbeit von Maschinen verrichtet werden wird.
 
Ich habe vielmehr das Gefühl, die aktuelle digitale Entwicklung in der IT bringt uns – wie so oft schon – jede Menge Mehrarbeit. Wie sonst gewinne ich den Überblick, den Durchblick und die Sicherheit, was ich wie und wofür einsetzen soll. Wie werde ich dem ständig zunehmenden Zoo an Tools, Methoden und Best Practices Herr und kann ihn gezielt einsetzen, so dass daraus auch etwas Sinnvolles und Produktives entsteht? Den Weg aus diesem Chaos erkenne ich vorderhand nicht. Und ich bin mir sicher, so geht es vielen anderen auch.
 
Trotz aller tollen digitalen Hilfsmittel denken wir nach wie vor mit unseren in der Evolution langsam gereiften Gehirnen, die das alles auch noch auf die Reihe kriegen müssen. Mit der Konsequenz, dass uns auch zukünftig die Arbeit nicht ausgeht, sondern im Gegenteil sogar massiv mehr werden könnte. Wir sie dann zwar dank der technischen Entwicklung schneller und besser erledigen können, aber trotzdem der ständigen Flut an selbst produzierter Mehrarbeit ständig hinterherrennen.
 
Wer macht also zukünftig die ganze Arbeit? Die Antwort lautet: Immer noch wir Menschen.
 
Wenn auch mit Hilfe cooler Software, mit Infrastruktur in der Cloud, mit Tools für Smart Work, mit Workplace & Collaboration Plattformen, mit IP-Telefonie – you name it. Und genau davon handelt diese Ausgabe des Fachmagazins.

 

 

Urs Prantl kreiert mit seinem Unternehmen KMU Mentor GmbH zukunftssichere und gesund wachsende IT-Unternehmen und begleitet Unternehmerinnen und Unternehmer bei der Unternehmensnachfolge und beim Firmenverkauf. Gleichzeitig ist er Host des Podcasts Prantls 5A, in welchem er die Einzigartigkeit erfolgreicher IT-Unternehmen direkt mit ihren Inhaberinnen und Inhabern diskutiert.

 

 

Der Beitrag erschien im topsoft Fachmagazin 24-3

 

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