Die Schweizer Künstlerin Sarah Montani schafft eine unkonventionelle Weihnachtskarte in AR. Was bedeutet die erweiterte Realität für die Zukunft unserer Kommunikation? Ein Beispiel für Augmented-Reality-Marketing.
«Uns eint der Wunsch nach einer weissen Weihnacht» sagt Sarah Montani, welche die Installation für Weblaw in Bern realisiert hat. «Wenn wir Schnee sehen, haben wir Lust, in die weisse Pracht zu greifen, sie körperlich zu erleben, gar reinzubeissen – auf jeden Fall sie mit all unseren Sinnen zu erleben.» Die Installation von Montani kann jedoch nicht angefasst werden, denn sie wurde mit Augmented Reality erzeugt, in der erweiterten Realität. Ihre Schneefigur «erscheint» in unserer gewohnten physischen Umgebung – bleibt aber für unsere Augen unsichtbar.
Wir können sie nur durch unsere Smartphone-Kamera wahrnehmen. AR-Kunst ist dreidimensional, nicht greifbar und schwerelos. Sie kann überall visualisiert werden. Mit zwei Fingern können die Kunstwerke vergrössert werden, wir können sie betreten oder an jeden Ort mitnehmen. Montani lädt dazu ein, unsere Wahrnehmung der Realität neu zu erforschen. Wir brauchen nur ein Smartphone – und die Neugierde, uns auf ungewohnte Erfahrungen wie die Verschmelzung von analoger und digitaler Welt einzulassen.
AR – Chance fürs Marketing
Dunkle Innenstädte, kühlere Büros, ungemütliche Stubentemperaturen: An Weihnachten droht es, in der Schweiz dunkler zu bleiben als gewohnt. Der mögliche Strommangel fordert Sparmassnahmen. Im öffentlichen Raum dürfte vor allem der Verzicht auf Beleuchtungen sichtbar sein. Das inspirierte die Künstlerin, den Schneemann unter Glühbirnen zu stellen. Eine Szene, die in der Realität in dieser Form eher unwahrscheinlich ist. Das Metaverse schafft neue Realitäten – auch fürs Marketing.
Augmented Reality (AR) lässt sich als Gimmick, also als Spielerei, einsetzen – kann aber auch tiefergehende Wirkungen erzielen. Kann damit auch die Kommunikation verstärkt werden, wird sie dadurch einprägsamer?
AR wird hier mit einem haptischen Element kombiniert, mit einem QR-Code auf einer Weihnachtskarte. Dies wird als hap.dig bezeichnet, einer Kombination aus haptischen und digitalen Elementen, die zu einer Einheit verschmelzen und so mehrere Sinne gleichzeitig ansprechen – und damit besonders erfolgreich im Gedächtnis bleiben*, ganz wie beim multisensorischen Lernen.
Es entsteht dabei auf dem Smartphone eine «lebendige» Szene in erweiterter Realität, die sich in der Umgebung des Nutzenden einbettet und so seine Realität «erweitert». Dies führt zu einer intensiven Speicherung des Erlebten.
Diese neue Art von Kommunikation weckt Neugierde und aktiviert, was mit einer längeren Verweildauer einhergeht. Ohne AR liegt die durchschnittliche Verweildauer zwischen einer und neun Sekunden pro Anzeige. Die Betrachtungszeit wird durch AR wesentlich gesteigert; nahezu zu 100 Prozent**.
Die Nutzenden sind direkt involviert, da die Szene einfach fotografiert, gefilmt und geteilt werden kann. Es ist oft eine neue Erfahrung, mit AR in Berührung zu kommen. «AR ist in der Kommunikation der Zukunft unverzichtbar», meint Montani. Glühbirnen in Schneeflocken, dank erweiterter Realität. Thomas Alva Edison hätte die Idee bestimmt auch gefallen.
* Kroeber-Riehl, W., & Gröppel-Klein, Konsumentenverhalten, 11. Auflage, S. 122
** Kroeber-Riehl, W., & Esch, F., Strategie und Technik der Werbung – verhaltenswissenschaftliche Ansätze, 8. Auflage. Stuttgart, S. 136
So können Sie den Schneemann bei sich anzeigen – Smartphone und Tageslicht vorausgesetzt:
QR-Code scannen – Taste [AR] unter dem Schneemann rechts anklicken.
Die Künstlerin
Sarah Montani ist zusammen mit Franz Kummer Gründerin des Metaverse Lab der Weblaw AG, welches u.a. Schnupperkurse im Metaverse anbieten. Die Digitalpionierin arbeitet auch als Künstlerin. Ihre nächste AR-Ausstellung findet im Art District Wynwood während der Art Basel Miami Beach im Dezember statt.
Der Beitrag erschien im topsoft Fachmagazin 22-4
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