Schon seit 30 Jahren mischt Opacc höchst erfolgreich in der Schweizer Business-IT-Landschaft mit. Dabei zeigt das Unternehmen überhaupt keine Ermüdungserscheinungen, dafür aber grosse Lust zum Feiern. Die topsoft Fachredaktion hat sich mit Beat Bussmann unterhalten, dem führenden Kopf des Schweizer Software-Unternehmens.
topsoft: Mit dem neuen Standort hat Opacc nicht nur einen wichtigen Meilenstein erreicht, sondern 30 erfolgreiche Jahre hinter sich. Ist der Erfolgshunger fürs erste gestillt?
Beat Bussmann: Man könnte eher sagen, mit dem Essen kommt der Appetit – und der ist grösser denn je. Die ersten 30 Jahre waren quasi die Vorspeise. Wir freuen uns auf die Fortsetzung. Die Menükarte der Digitalisierung bietet uns zum Glück eine reichhaltige Auswahl an Möglichkeiten, um mittelständischen Unternehmen weiterhin grossen Nutzen zu bieten.
Beat Bussmann, CEO Opacc Software AG, in Jubiläumslaune: «Die ersten 30 Jahre waren quasi die Vorspeise. Wir freuen uns auf die Fortsetzung. Die Menükarte der Digitalisierung bietet eine reichhaltige Auswahl an Möglichkeiten, um mittelständischen Unternehmen weiterhin grossen Nutzen zu bieten.»
Der Online-Handel boomt. Als Lösungsanbieter ist Opacc in diesem Wachstumsmarkt optimal positioniert. Wo sehen Sie die Herausforderungen, um mit der dynamischen Entwicklung Ihrer Kunden Schritt zu halten?
Als Hersteller einer anspruchsvollen Software-Plattform müssen wir uns auf die Kernbereiche unserer Anwendungen konzentrieren und gleichzeitig offen bleiben gegenüber Veränderungen. Wir meistern diese Gratwanderung durch die Entwicklung einer zukunftsfähigen Softwarearchitektur. Sie ist eine stabile Basis für Neuerungen und Erweiterungen. So können wir unseren Kunden laufend neue Features für alle Anwendungsbereiche zur Verfügung stellen und gleichzeitig die Kompatibilität garantieren. Das ist in einer Zeit, in welcher Unternehmen unter einem hohen Digitalisierungsdruck stehen, von enormer Bedeutung.
Das scheint man bei den Kunden auch zu honorieren, denn in der aktuellen Trovarit ERP-Zufriedenheitsstudie liegt Opacc erneut auf einem Spitzenrang. Inwieweit orientieren Sie sich in der Softwareentwicklung an den Wünschen der Anwender?
Die Kunden haben einen grossen Einfluss auf unsere Roadmap und bringen oft funktionale Anforderungen ein, welche in die Release-Planung einfliessen. In erster Linie sind jedoch unsere Produkt-/Marktstrategie und die technischen Möglichkeiten ausschlaggebend. Die Zufriedenheit der Anwender wiederum zeigt uns, ob wir mit der Weiterentwicklung unserer Software-Plattform auf dem richtigen Weg sind. Das belegt auch die neuste Trovarit-Studie 2018.
Stehen auch Themen wie Künstliche Intelligenz und Virtual Reality auf Ihrer Agenda?
Selbstverständlich befassen wir uns auch mit diesen Themen. Allerdings sehen wir derzeit noch zu wenig konkrete Einsatzmöglichkeiten seitens der Anwender. Die Technologien sind noch jung und teilweise sehr forschungsgetrieben. Wir verstehen uns als Umsetzer, nicht als Wissenschaftler. Wir garantieren aber: Sobald die Zeit gekommen ist, wird unsere Software über entsprechende Funktionen verfügen.
Opacc ist in jeder Hinsicht ein vielschichtiges Unternehmen. In welchen Bereichen werden künftig die Schwerpunkte gesetzt?
Eine unserer Stärken ist das interdisziplinäre Gesamtangebot an Softwareentwicklung, Beratung, Dienstleistungen, Schulung und Systemtechnik. Alles aus einer Hand anbieten zu können, ermöglicht es uns, auch komplexe Kundenanforderungen professionell zu erfüllen. Dazu ein Beispiel: Ein Kunde von uns möchte ein innovatives Serviceangebot lancieren, welches Systemanpassungen durch die Softwareentwicklung erfordert. So etwas geht bei uns schnell und erst noch so, wie es sich der Kunde wünscht. Wir pflegen enge Beziehungen zu den Kunden und wissen, wie diese ticken.
Behaupten das nicht auch Ihre Mitbewerber?
Nach aussen hin malt jeder die Welt in schönen Pastelltönen. Fakt ist aber, dass die ganz kleinen Anbieter auf diesem Niveau nicht mithalten können. Die grossen Hersteller haben ihre Ressourcen über den ganzen Globus verteilt. Beides ist ein grosses Handicap. Erstens dauert die Leistungserbringung viel länger, und zweitens birgt es das Risiko, dass an den eigentlichen Kundenbedürfnissen vorbeiprogrammiert wird.
Opacc erhält als Arbeitgeber regelmässig Bestnoten von den Mitarbeitenden. Trumpfen Sie mit einem speziellen Verwöhnprogramm und Wohlfühlklima auf?
Wohlfühlen ja, verwöhnen nein. Es dauert Jahre, bis Mitarbeitende einen Wissensstand erreicht haben, welcher die Kunden weiterbringt. Uns ist es wichtig, dass wir die Zusammenarbeit nicht nur mit den Kunden, sondern auch mit den Mitarbeitenden langfristig betrachten. Wir setzen Fachkompetenz den Führungskarrieren gleich und belohnen nebst dem Erreichen höherer Funktionsstufen auch die Dauer der Firmenzugehörigkeit und die laufende Weiterbildung. Als Bonus winken Jahresarbeitszeit, Zusatzurlaub, Sabbaticals, eine attraktive Arbeitsumgebung, Firmenanlässe mit Familienangehörigen und vieles mehr. Das tönt verführerisch, aber allen ist klar, dass auch die Leistung stimmen muss.
Wie nehmen Sie Ihre Kunden heute wahr? Haben sich diese in den letzten Jahrzehnten spürbar verändert?
Die Kunden sehen die Chancen einer zunehmenden Digitalisierung und möchten diese auch nutzen. Damit steigen die Anforderungen an unserer Plattform und an die Dienstleistungen. Das Niveau ist über die Jahre merklich gestiegen. Einerseits stehen die Kunden unter einem hohen Wettbewerbsdruck, andererseits verfügen viele Anwender inzwischen über Erfahrungen und Know-how im Umgang mit Business Software. Uns stehen auf Kundenseite kompetente Ansprechpartner gegenüber. Die Erwartungen an uns sind hoch, deshalb bauen wir unsere Kompetenz laufend aus.
Die Schweiz gilt als Land der stillen IT-Schaffer. Verkauft man sich als IT-Produktionsstandort unter seinem Wert?
Die digitale Branche ist stark von Hypes getrieben. Das entspricht nicht gerade dem Naturell der Schweizer. Hierzulande agiert man eher mit einer gewissen Zurückhaltung und scheut das Risiko. Andererseits ist der Standort Schweiz für Software-Engineering geradezu perfekt. Beste Ausbildungsmöglichkeiten, eine ergebnisorientierte Mitarbeitereinstellung, hohe Lebensqualität und ein kompetitives Umfeld. Es ist kein Zufall, dass internationale Unternehmen den Standort Schweiz gerade im Software-Engineering massiv ausbauen.
Schlagzeilen gibt es immer wieder bei öffentlichen Ausschreibungen von IT-Projekten. Welche Erfahrungen haben Sie dabei gemacht?
Diplomatisch ausgedrückt: Das Beschaffungsverfahren der öffentlichen Hand ist für Opacc eine grosse Herausforderung. Ausschreibungen werden oft mit ebenso umfangreichen wie realitätsfernen Kriterien erstellt. Diese wiederum sind auf selbstgestrickte Richtlinien der öffentlichen Hand angepasst. Bei komplexen Projekten kann das nur zu Knatsch führen. Entsprechend gross ist die Zahl abgebrochener Projekte.
Macht man sich bei Opacc Gedanken, die Softwareherstellung ganz oder teilweise ins Ausland zu verlagern?
Sehen Sie, unser grösster Trumpf ist ja gerade die Softwareherstellung in der Schweiz – unter dem gleichen Dach wie Marketing, Verkauf, Projekte und Support. Und quasi vor der Haustür unserer Kunden. Dieses breite und tiefe Know-how über Anforderungen und Lösungen auf kleiner Fläche ist der eigentliche Innovationsmotor. Wir würden viel zu viel verlieren, wenn wir eine Schlüsseldisziplin ins Ausland verlegen. Die Kosteneinsparungen würden den Verlust an Know-how in keiner Weise rechtfertigen.
Und doch ist es hierzulande ja nicht gerade einfach, IT-Fachkräfte zu finden. Wie stark schränkt Sie dieser Mangel ein?
Der Fachkräftemangel ist nicht nur in der IT gross. Kunden aus allen Branchen kämpfen seit vielen Jahren damit. Talentierte und leistungsbereite Mitarbeitende werden überall auch in Zukunft gesucht. Gute Mitarbeitende zu finden ist etwa gleich schwierig wie gute Kunden… Wer im «War of Talents» die Nase vorn haben will, muss sich als Arbeitgeber mit spannenden Aufgaben, einem attraktiven Umfeld und interessanten Entwicklungsmöglichkeiten präsentieren. Unser neuer Firmensitz repräsentiert den über Jahre entstandenen, typischen Opacc-Spirit – eine Mischung aus Leistungsbereitschaft und Freude an der Arbeit. Dieser Mix hat eine hohe Anziehungskraft für qualifizierte, ambitionierte und verantwortungsbewusste Mitarbeitende.
Ein Beat Bussmann als erfahrener, erfolgreicher IT-Unternehmer würde bestimmt auch in der Politik eine gute Figur machen. Wann starten Sie auf politischem Parkett durch?
Politik interessiert mich sehr, daher habe ich mich in früheren Jahren auf kommunaler Ebene betätigt. Ich bin der Meinung, dass mehr Unternehmer sich in der Politik engagieren sollten. Aber nach 30 Jahren Unternehmertum habe ich mich an etwas andere Entscheidungs- und Umsetzungswege gewöhnt. Die Wirtschaft und die Politik funktionieren da deutlich anders. Einer Berufung nach Bern würde ich dankend ablehnen. Sie können getrost davon ausgehen, dass ich Opacc auch weiterhin erhalten bleibe.
Vielen Dank, Beat Bussmann, für das offene Gespräch.
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