Etwa 6 Prozent des Schweizer Detailhandels von knapp 100 Milliarden werden bereits online abgewickelt. Doch diese Zahl täuscht. Denn über die Hälfte dieser 100 Milliarden sind Lebensmittel und diese wiederum spielen online noch kaum eine Rolle. Wer aber macht die grössten Umsätze online in der Schweiz?
Jährlich veröffentlicht iBusiness in Zusammenarbeit mit Carpathia die Liste der umsatzstärksten Onlineshops der Schweiz. Basis sind statistische Erhebungen von EHI/Statista, ergänzt durch direkte Meldungen und öffentlich zugängliche Informationen.
Angeführt wird diese Liste nicht von Amazon wie in unseren deutschsprachigen Nachbarländern. Vielmehr hat Digitec mit über einer halben Milliarde Onlineumsatz in der Schweiz die Nase vorn. Die beiden weiteren Plätze auf dem Treppchen teilen sich Amazon und Nespresso.
Zalando als quasi Shooting-Star, der es innerhalb von gut einem Jahr zum grössten Kunden der Schweizer Post geschaff hat, auch dank der Retouren, belegt mit geschätzten 250 Mio. Umsatz Platz 4 vor LeShop.
In den Top-10 finden sich denn auch 5 Online-Ableger der beiden Detailhandelsriesen Migros (LeShop und Minderheitsbeteiligung an Digitec) wie auch Coop (coop@home, Microspot, NettoShop).
Onlineanteil in den verschiedenen Branchen
Wird das Detailhandelsvolumen in der Schweiz um den übermächtigen Anteil an Food korrigiert, werden bereits 10 Prozent aller Einkäufe online abgewickelt. Die grössten Umsätze werden in den beiden Sortimenten Elektronik und Textil+Schuhe erreicht, bei denen mittlerweile der Onlineanteil um die 20 Prozent beträgt. Noch weiter entwickelt sind die Medien-Sortimente wie Bücher, Musik und Film wo der Onlineanteil bereits die 30 Prozent Marke deutlich überschritten hat.
Aber auch Sortimente aus dem Bereich von Heimtextilien, Spielwaren, Sport usw. sind kräftige Umsatzbringer wo sich je länger je mehr die Verkäufe ins Internet auslagern. Die grössten Plattformen finden sich aber im Reisebereich, wo der Onlineanteil je nach Tickettyp auch schon mal 75 Prozent beträgt. Swiss erreicht einen geschätzten Onlineumsatz von 1,1 Milliarden Franken, die SBB setzen online 430 Millionen um und haben damit zum Jahresbeginn den Umsatz vom Hauptbahnhof Zürich überflügelt.
Und wenn wir schon beim Vergleichen sind: Die 660 Mio. Umsatz von Ricardo sind mehr als was im Glatt-Zentrum, immerhin dem grösste Schweizer Einkaufszentrum, umgesetzt wird.
B2B die Hidden Champions
Immer etwas unter dem Radar ist der B2B-Bereich, wo auch die Abgrenzung zwischen E-Commerce und E-Procurement nicht immer einfach fällt. Aber auch hier weist eine Elektro-Material mit über einer Viertel-Milliarde bereits einen hohen Online-Umsatzanteil aus. Allgemein zeigt sich B2B online-affner. Denn bereits seit einigen Jahren werden dort mehr als zwei Drittel aller Versand-Bestellungen elektronisch abgewickelt. Das ist ein Anteil, welcher der B2C Versandhandel erst im vergangenen Jahr erreichen konnte.
Bei den Privatpersonen hat die Verabschiedung vom Katalog etwas länger gedauert, wird aber insbesondere auch auf den stationären Handel noch nicht absehbare Auswirkungen haben. Die digitale-Revolution durchschüttelt gerade den kompletten Detailhandel und stellt ihn vor kaum je dagewesene Herausforderungen. Nicht nur der technische Wandel, vor allem auch die unglaubliche Geschwindigkeit der Veränderungen zwingt eine Vielzahl an Produktions- und Handelsunternehmen zu tiefgreifenden Veränderungen in Kultur, Organisation und Prozessen.
Ein Wandel, dem man sich stellen muss. Es gibt keine überlebensfähige Alternative.