Im Zuge der Professionalisierung der Softwareentwicklung ist das Testen als wichtiger Pfeiler der Qualitätssicherung und -Kontrolle breit anerkannt und implementiert worden. Der Softwaretest riskiert zurzeit aber, Opfer seines eigenen Erfolgs zu werden. Vielleicht wäre es an der Zeit, wieder einmal zur Zahnkontrolle zu gehen bzw. mit einer einfachen Checkliste zu überprüfen, wie Ihre Software im Test aussieht.
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Software zu testen ist wie Zähne putzen. Man sollte es regelmässig tun, mindestens aber einmal täglich. Wenn man es gelegentlich auslässt, passiert nichts. Jedenfalls nicht kurzfristig. Ausser, dass es evtl. für unsere Mitmenschen unangenehm sein kann. In der Softwareentwicklung nennen wir das dann «bad smell».
Wenn wir das Zähneputzen aber zu oft vergessen oder unsere Zahnhygiene ganz allgemein vernachlässigen, so führt das irgendwann und meist überraschend zu Zahnschmerzen – oft sehr starken Schmerzen, die eine Notfallbehandlung unumgänglich machen. Später folgt dann meist eine langwierige und teure Zahnbehandlung. Mit dem Vorsatz, in Zukunft den Softwaretest, äh, Entschuldigung, das Zähneputzen wieder ernst zu nehmen.
Nachlässigkeit wird bestraft
Die Analogie geht aber noch weiter. Die Bevölkerung hat heute viel bessere Zähne und weniger Löcher als früher, weil seit vielen Jahren in die Aufklärung und Sensibilisierung für die Wichtigkeit der Dentalhygiene investiert wird. Der jährliche Besuch der Zahnfee in der Primarschule ist genauso Teil dieser Anstrengungen wie einfach zugängliche Karieskontrolle und Präventionskampagnen.
Die Gefahr besteht allerdings darin, dass wir gesunde Zähne mittlerweile als gegeben hinnehmen und beim Zähneputzen nachlässig werden.
Ich empfinde die Situation im Softwaretest als sehr ähnlich. In den letzten 20 Jahren ist die Bedeutung vom regelmässigen Testen als wesentliche Grundlage zur Sicherung der Softwarequalität breit akzeptiert worden. Anwenderinnen, Management, Projektverantwortliche und Entwickler anerkennen heute unisono, dass in jedem ernst zu nehmenden Entwicklungsprojekt auch Zeit und Geld in den Test investiert werden muss, wenn sichergestellt werden soll, dass das Projekt rechtzeitig fertig wird und die Anforderungen hinsichtlich Funktionalität, Usability und Performance ein-
gehalten werden.
Die Etablierung und Professionalisierung des Softwaretests ist eine eindrückliche Erfolgsgeschichte. Aber dieser Erfolg, der allgemeine Spardruck und die ständig «viel wichtigeren» Hype-Themen wie z. B. jetzt gerade AI, Cloud und Security erklären, wieso dem Softwaretest im Moment wenig Aufmerksamkeit geschenkt wird. Dabei besteht die Gefahr, dass gute Softwarequalität als gegeben hingenommen wird und der Test vernachlässigt oder sogar bewusst wegrationalisiert wird.
Mit Checkliste Qualität überprüfen
Um dieser Gefahr entgegenzuwirken, finden Sie unter
topsoft.ch/testcheck eine kurze Checkliste. Beantworten Sie die 10 Fragen und zählen Sie die Punkte zusammen. Ähnlich einer Karieskontrolle erlaubt die Checkliste, schnell einen Eindruck zu bekommen, wie es um den Test und um die Qualität Ihrer Software steht.
Die Checkliste ist aus unserer Beratungstätigkeit heraus entstanden und im Laufe der Jahre auf über 30 Fragen angewachsen. Da es sich hier um eine vereinfachte Version handelt, ist das Ganze mit einem Augenzwinkern zu sehen. Aber auch die Beantwortung der vereinfachten Checkliste ist in der Regel mit einer spannenden Lernerfahrung verbunden.
Ich wünsche Ihnen viel Spass dabei! Und weiterhin gesunde Zähne.
Der Autor
Markus Pilz ist Gründer, Inhaber und CEO der Greenliff AG, die seit 19 Jahren Kunden im Softwaretest unterstützt. Er hat in vielen Projekten als Berater und Testmanager mitgearbeitet. Mit seiner langjährigen Erfahrung in der Entwicklung von Software und digitalen Produkten hat Markus Pilz wiederholt Entwicklungsteams beraten, reorganisiert und neu aufgestellt.
www.greenliff.swiss
Der Beitrag erschien im topsoft Fachmagazin 23-3
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