Team-Chemie: Alles andere als Zufall

19.08.2025
4 Min.

«Wir können einfach nicht miteinander!», höre ich oft – als müsste gute Zusammenarbeit sofort funktionieren. Team-Chemie ist kein Zufallsprodukt – sie entsteht durch bewusste Entscheidungen im Alltag. Umso mehr zählt, wie wir einander begegnen. Schauen wir uns an, wie Teams mit Reflexion, Tools und Haltung ihre Chemie positiv gestalten.

 

Symbolbild von Brooke Cagle via Unsplash

 

Hybride Zusammenarbeit, Fluktuation und «Quiet Quitting» fordern heute das Miteinander im Team entscheidend. Die Chemie im Team ist sogar zum Schlüsselfaktor für die Bindung von Mitarbeitenden, Leistung und Innovation geworden. Wo sie stimmt, fühlen sich Kollaboration und Kommunikation leicht an – Menschen bleiben, wachsen und wirken gemeinsam. Doch gute Chemie entsteht nicht zufällig, sondern wird durch bewusste Entscheidungen gestaltet.
 

Das Ergebnis vieler kleiner Entscheidungen

Ob ein stressiger Familienmorgen, ein belebender Lauf an der Limmat oder ein anstrengender Call mit dem Team in Asien: Schon vor dem Betreten des (virtuellen) Büros prägen Erlebnisse, Stimmungen und Erwartungen die nächsten Begegnungen. Das gilt für alle. In solchen Momenten braucht es eine bewusste Entscheidung: Gebe ich meine Energie einfach weiter oder halte ich inne, nehme mein Gegenüber wahr und baue Brücken? Wenn Begegnungen als Chance zum Brückenbauen verstanden werden, verändert sich die Team-Chemie nachhaltig.
 

Brücken bauen: Reflexion und Tools helfen

Teams, denen das Brücken bauen schwerfällt, profitieren von Reflexion, Dialog, und Transparenz. Hier helfen Werkzeuge, die die Reflexion, den Dialog und die Kollaboration stärken:
  • Mentimeter: Für anonyme, offene Rückmeldungen.
  • Surveymonkey: Für messbares Team- und Führungskräfte-Feedback.
  • Workshops mit Persönlichkeitstest: Für mehr Verständnis und bessere Kommunikation.
  • Buddy-Systeme: Für bewusste Kollaboration und Rückmeldung.
Doch Tools allein reichen nicht. Ihre Wirkung entfaltet sich erst in einer Kultur des bewussten Miteinanders. Das Team muss den Sinn im Brückenbauen als gemeinsame Mission erkennen, nicht als Bauauftrag. Denn sie entstehen durch Begegnung anstatt Anweisungen. So wie der Steinmetz, der nicht nur Steine klopft, sondern eine Kathedrale errichtet. Manchmal genügt ein Moment echter Präsenz, um Perspektiven im Team zu verbinden – aus Austausch wird Verbindung, aus Zusammenarbeit Miteinander.
 

Echtes Verständnis füreinander entwickelt die Chemie

Anstatt die Teammitglieder aufeinander loszulassen, helfen Tools wie DiSG, eigene Muster und die der anderen besser zu verstehen. Sie geben Hinweise, wie Kommunikation gelingen kann und worauf bewusst aufeinander einzugehen ist. Entscheidend: Die Wirkung entfaltet sich auch hier erst, wenn Erkenntnisse im Alltag gelebt werden und in die täglichen Interaktionen einfliessen. Das gelingt mit kleinen Ritualen – etwa durch eine wöchentliche Teamreflexion – und durch diese bewussten Schritte:
 

Drei Schritte für bessere Team-Chemie:

  1. Innehalten und wahrnehmen: Wie geht es mir? Welche Energie bringe ich mit? Was braucht mein Gegenüber?
  2. Interesse zeigen und Perspektive wechseln: Den eigenen Stil kennen und anpassen. Echtes Interesse ist dabei der Schlüssel.
  3. Kommunikation bewusst gestalten: Wahl einer empfängerorientierten Ansprache, denn
  • Dominante Typen wollen Klarheit und Tempo.
  • Initiative Personen freuen sich über Energie und Begeisterung.
  • Stetige Persönlichkeiten schätzen Ruhe und Vertrauen.
  • Gewissenhafte Menschen brauchen Struktur und Zahlen.

Fazit: Team-Chemie ist Haltungssache

Gute Team-Chemie braucht Begegnung, Reflexion und Beziehungskompetenz. Sie entsteht durch gezielte Interaktionen. Die vorgestellten Ansätze wirken, wenn sie Teil einer Kultur des Miteinanders sind. Denn nur wenn wir bereit sind, uns aufeinander einzulassen, Muster zu hinterfragen und aktiv miteinander zu arbeiten, prägen wir das Team positiv. Überlassen wir es nicht dem Zufall – gestalten wir Chemie im Team.
 
 

Die Autorin

 
Melissa Schlimm ist Personalentwicklerin und Buchautorin. Dank internationaler und interkultureller Erfahrung fördert sie Potenziale und stärkt Individuen sowie Teams in Kommunikation und Zusammenarbeit. Lediglich ihr Name ist dabei nicht Teil ihres Programms. Denn wo Schlimm drauf steht, kommt meist Gutes bei raus. www.ameliorate.ch

 

 

 

Der Beitrag erschien im topsoft Fachmagazin 25-2

 

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