Das 1882 von Robert Reiss gegründete Unternehmen REISS Büromöbel GmbH, welches schon dem REISS-Brett, der REISS-Zwecke und den REISS-Rechenschiebern seinen Namen gab, ist ein traditionsreiches Industrie-Unternehmen mit Sitz im brandenburgischen Bad Liebenwerda. Das Unternehmen, das seit jeher gesunde Innovationskultur mit fortschrittlichen Technologien und Handwerksqualität in besonderer Weise zu vereinen weiss, hat den Schritt zu einem zukunftsweisenden Industrie 4.0 Betrieb vollzogen.
(Bild: REISS Büromöbel GmbH)
Der Bau eines neuen, hochmodernen Werkes in 2019 und die Einführung des ERP-Variantensystems VlexPlus für eine flexible Fertigungssteuerung und vernetzte Maschinenkommunikation bildeten die Grundlage für den digitalen Transformationsprozess des Unternehmens, der Investitionen von rund 30 Mio. Euro umfasste.Der zum Unternehmen des Jahres im Land Brandenburg gekürte Büromöbelhersteller entwickelt, produziert und vermarktet hochwertige Büromöbelsysteme für Industrie, Gewerbe und Verwaltung. Die Anpassbarkeit an individuelle Kundenanforderungen ist ein wesentlicher Erfolgsfaktor und zeichnet das Unternehmen bis heute aus.
Altsystem war nicht mehr Update-fähig
Die hohe Variantenvielfalt stellt dabei hohe Anforderungen nicht nur an das ERP-System, sondern vor allem an das Datenmanagement und den Produktkonfigurator. Neue Anforderungen im Tagesgeschäft und Prozessoptimierungen machten jedoch im Laufe der Jahre immer wieder Erweiterungen notwendig, die zu Lasten der Update-Fähigkeit des Gesamtsystems gingen. So reifte 2014 schliesslich die Erkenntnis in der Geschäftsführung, eine vollständig neue Software-Generation einzuführen, um sich zukunftssicher aufzustellen.
Technologie und Integrationsgrad von hoher Bedeutung
Die Ausschreibung startete in 2015 mit Unterstützung einer externen Unternehmensberatung. Besondere Anforderungen in dem Auswahlprozess stellten sich vor allem durch die hohe Wertschöpfungstiefe. So mussten sämtliche Fachbereiche wie z.B. Produktentwicklung, Vertrieb, Büroplanung, Logistik und Fertigung abgebildet und mit der Metall- und Holzbearbeitung auch verschiedene Fertigungsbereiche unterstützt werden. „Neben einem hohen Erfüllungsgrad unserer fachlichen und prozessualen Anforderungen war uns dabei vor allem ein hoher Integrationsgrad wichtig - insbesondere im Hinblick auf die Finanzbuchhaltung. Denn die Anbindung der externen Finanzbuchhaltung war bislang bei komplexeren Fragestellungen in der Kostenrechnung immer mit gewissen Einschränkungen verbunden – davon wollten wir weg“, beschreibt REISS Geschäftsführer Hans-Ulrich Weishaupt. Zudem sollte die Lösung mit Blick auf die Folgekosten über eine Vielzahl von standardisierten Schnittstellen verfügen und künftige Systemanbindungen über eine offene Schnittstelle erlauben.
Das Leistungsspektrum von REISS Büromöbel umfasst innovative und ergonomische Büromöbelsysteme wie Steh-Sitz-Arbeitsplatz-, Kommunikations-, Akustik- Stauraum- und Empfangslösungen. (Bild: REISS Büromöbel GmbH)
Variantenkompetenz versprach mehr Sicherheit
Da REISS neben der Holzfertigung ebenfalls die komplexen Anforderungen einer Metallfertigung erfüllen muss, sollte der künftige Softwarepartner über eine gewisse Expertise in der Möbelfertigung und einen tief integrierten Produktkonfigurator verfügen. „Eine solche Entscheidung hängt aber auch nicht nur am Preis und dem gebotenen Leistungspaket, sondern ist auch immer ein Stück weit Bauchsache. Den Zuschlag haben wir am Ende der VLEXsoftware+consulting GmbH erteilt, da die Kommunikation stets auf Augenhöhe und sehr konstruktiv und ergebnisorientiert war. Die hohe Variantenkompetenz und das Gefühl, mit dem Java-basierten System auch technologisch die notwendige Flexibilität für die Zukunft einzukaufen, gaben uns hier einfach das Plus an Sicherheit bei der Entscheidung“, so der Firmenchef.
Fertigungsoptimierung bei vollständiger Prozesstransparenz
Seit September 2017 arbeiten rund 80 Anwender in allen Unternehmensbereichen mit VlexPlus im Produktivbetrieb. Seither ist REISS in der Lage, die gestiegenen Anforderungen etwa im Hinblick auf einen automatisierten Datenaustausch, elektronische Bestellprozesse oder den Versand elektronischer Rechnungen wirtschaftlich und ohne Störungen der betrieblichen Abläufe umzusetzen. Der elektronische Datenaustausch erfolgt dabei über eine OFML- (Office Furniture Modeling Language) Schnittstelle, die es REISS ermöglicht, eigene Webshops sowie Vertriebs-, Konfigurations- oder Katalogportale nahtlos integrieren und komplexe Multichannel-Strategien verfolgen zu können. Der Mitarbeiter kann somit seinen Fokus ganz auf die Prüfung des Auftrags richten, davon profitiert insbesondere die Servicequalität.
360°-Sicht auf Fertigungsprozesse für effektives Shopfloor Management
Auch die Prüfung von Ressourcen und Kapazitäten zum Zeitpunkt der Auftragserfassung wird mit dem neuen System optimiert. Dank sauberer Rückmeldeprozesse können Materialabläufe systemseitig vollständig automatisiert überwacht werden. Dies macht manuelle Inventuren obsolet und schafft höchste Transparenz beim Lagerbestand und in der Materialbuchhaltung. Die Anbindung an das automatisierte Plattenlager und Zuschnitt-Zentrum erlaubt darüber hinaus eine integrierte Verschnitt-Optimierung. Damit stellt das Unternehmen nicht nur die zuverlässige Basis für Nachkalkulationen sicher, sondern auch, dass der gesamte Prozess mit minimalem Ressourceneinsatz abgewickelt wird.
Die auftragsbezogene Fertigung erfolgt bei REISS heute nach Verladeplänen im Tagesrhythmus, so dass keine Lagerware entsteht und die Bestellware umgehend auf den Weg geht. (Bild: REISS Büromöbel GmbH)
Neues Werk nach Industrie 4.0 Vorbild
„Die Wettbewerbsfähigkeit eines Büromöbelherstellers hängt entscheidend von seiner Fähigkeit ab, individuelle Anforderungen ohne grossen Mehraufwand umsetzen zu können. Mit der Systemumstellung haben wir die Grundlage für die Neuausrichtung unserer Organisationsstrukturen geschaffen und sind überdies imstande, eine Fertigung mit Losgrösse 1 sicherzustellen, ohne dass dies zu Lasten unserer Wirtschaftlichkeit geht. Durch die Möglichkeit, die Fertigung flexibel etwa von der Losgrössenfertigung auf eine tagweise Einzelfertigung umzustellen, können wir künftig bei Bedarf auch die Durchlaufzeiten gezielt verringern“, so Hans Ulrich Weishaupt.
Im Zuge des Transformationsprozesses wurde ebenfalls der Bau eines neuen Werkes auf über 12.500qm Fläche, mit einem integrierten MES-Feinsteuerungssystem und mit einer zukunftsweisenden „Losgrösse 1“-Anlage vollzogen. Als eines der leistungsfähigsten und modernsten Werke der Branche und intelligenten Maschinen hat das neue REISS Fertigungswerk nach dem Vorbild der Industrie 4.0 im vierten Quartal 2019 ihren Betrieb aufgenommen. Die Basis für den digitalen Transformationsprozess hat REISS mit der Umstellung des Systemkernes bereits gelegt.
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