Wenn wir an einen Fertigungsbetrieb denken, dann fällt uns vielleicht ein Unternehmen ein, das Maschinenteile oder Werkzeuge herstellt. Oder eine Autofabrik, wo glänzende Neuwagen vom Band rollen. Eine besondere Kategorie der Fertigung ist jedoch die Prozessfertigung. Hier entsteht aus einzelnen Zutaten ein neues Produkt – und das fordert das ERP-System ganz besonders heraus.
Viele Unternehmen haben ein ERP-System, welches meist das Herz der Business IT darstellt. Doch während traditionelle ERP-Lösungen darauf ausgelegt sind, in Handelsunternehmen, bei Dienstleistern oder in «gewöhnlichen» Fertigungsbetrieben tadellos zu funktionieren, stossen sehr viele dieser Systeme bei Prozessfertigern an ihre Grenzen.
Woran liegt das? Die Prozessfertigung ist eine besondere Kategorie der Produktion von Gütern, die sich stark von der sogenannten «diskreten Fertigung», zum Beispiel von Autos, oder der bekannten Einzelfertigung, beispielswese von Maschinenteilen, unterscheidet.
Mischen, trennen, verarbeiten
Der Begriff Prozessfertigung wird für die Produktion von Artikeln verwendet, die aus verschiedenen Zutaten bestehen. Diese Ingredienzien können fest, flüssig, gasförmig oder auch pulverförmig sein.
Die Rohstoffe werden während der Fertigung in verschiedenen Prozessen nach bestimmten Vorgaben zusammengemischt, gekocht, gebacken, getrennt oder anderweitig verarbeitet. Beispiele für solche Produkte von Prozessfertigungsbetrieben sind Getränke, Backwaren und andere Lebensmittel, Medikamente, Kosmetikartikel oder Chemikalien.
Die Herausforderung für ein ERP-System besteht darin, dass hier die Produkte nicht in einzelne Einheiten unterteilbar sind, sondern in Chargen oder Losen produziert werden. Die Qualität und die Menge der Produkte hängen somit immer von der Genauigkeit der Rezeptur, der präzisen Abmessung der Zutaten und natürlich der Prozesssteuerung ab.
Eine Spezialität der Prozessfertigung ist auch, dass die Produktion an die Verfügbarkeit der jeweiligen Zutaten gekoppelt werden kann. Dafür müssen die benötigten Mengen aller Ingredienzien immer neu berechnet werden. Und dies kann natürlich bei jedem Produktionsgang variieren.
Auch bedürfen die hergestellten Produkte deshalb einer ständigen Kontrolle, da die Qualität stark variieren kann, je nach Qualität der Zutaten und Prozess. Hier müssen stets Standards und Spezifikationen eingehalten und auch fortlaufend überprüft werden.
Deshalb erfordert die Prozessfertigung eine spezielle Planung, Steuerung und Überwachung des gesamten Fertigungsprozesses, damit die gewünschte Qualität erreicht wird und die Produktion effizient erfolgen kann. Eine Aufgabe, die ein darauf spezialisiertes ERP-System erfüllen muss.
ERP-System als Erfolgsfaktor in der Prozessfertigung
Es gibt noch andere Aspekte, welche die Prozessfertigung auszeichnen: Die Auswahl und Beschaffung der geeigneten Rohstoffe oder Zutaten, der Einkauf des Verpackungsmaterials, das Erstellen und Verwalten von Formeln und Rezepturen oder auch die Einrichtung und Wartung der Anlagen und Maschinen sind oft komplizierter als bei anderen Fertigungsunternehmen. Auch die Logistik gestaltet sich oft komplexer, beispielsweise weil die hergestellten Produkte je nachdem als Gefahrgut und/oder gekühlt transportiert sowie gelagert werden müssen.
Durch die Möglichkeit zur Analyse und Verwaltung von Echtzeitdaten kann das ERP-System ein unverzichtbares Tool für die Ressourcenplanung, die Produktion sowie die Logistik eines Unternehmens in der Prozessfertigung sein. Diese Daten kann es dann auch über Schnittstellen mit spezialisierten Umsystemen teilen sowie die eintreffenden Daten korrekt verarbeiten und speichern.
Ein passendes ERP-System kann damit aktiv dazu beitragen, alle diese Herausforderungen effektiv zu bewältigen. Dank verschiedener Module, beispielsweise für Materialwirtschaft, Produktion und Lagerhaltung, begegnet eine geeignete ERP-Lösung auch diesen Herausforderungen.
Der Beitrag erschien im topsoft Fachmagazin 23-3
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