Bei der SN Maschinenbau GmbH ersetzte das Projektmanagement-ERP-System ams.erp eine eigenentwickelte Lösung, die bereits auf Datendurchgängigkeit ausgelegt war, aufgrund ihres Alters jedoch technologische Einschränkungen mit sich brachte. Diese sind mit der Standard-Branchensoftware nun behoben.
SN Maschinenbau stellt horizontal arbeitende Form-, Füll- und Verschliessmaschinen sowie FS-Rundläufermaschinen her. Verpackt werden neben Pharmaprodukten, Kosmetika und Lebensmitteln auch Tiernahrung, Getränke und Haushaltsprodukte.
Als sich die Verantwortlichen der SN Maschinenbau GmbH 2015 auf die Suche nach einem zukunftsfähigen ERP-System begaben, war bei dem hochspezialisierten Verpackungsmaschinenbauer bereits eine weitgehend durchgängige und modular aufgebaute Software im Einsatz. Diese war von dem langjährigen IT-Leiter Peter Düllberg und einem weiteren Mitarbeiter bereits ab Mitte der 1990er Jahre selbst programmiert und stetig erweitert worden.
Die tägliche Arbeit mit der Access-basierten Lösung verlief lange Zeit erfolgreich, bis schliesslich technologiebedingte Einschränkungen hinsichtlich Kompatibilität und Performance immer offener zutage traten. Zudem befand sich, wie bei Eigenprogrammierungen meist üblich, das Know-how grösstenteils in den Köpfen der Entwickler. Dieses Risiko erschien der Firmenleitung zu hoch, sodass sie ein Software-Auswahlverfahren initiierte, aus dem ams.Solution mit seinem Projektmanagement-ERP ams.erp als Sieger hervorging.
Der knapp 300 Mitarbeiter starke Mittelständler entwickelt und fertigt Beutelverpackungsmaschinen für Produkte unterschiedlichster Art und Konsistenz. 50 bis 60 Anlagen sind es pro Jahr etwa, mit denen ein Umsatz von knapp über 40 Millionen Euro Umsatz (Stand 2020) erwirtschaftet wird. Das Spektrum der zu verpackenden Güter reicht von Lebensmitteln, Getränken und Milchprodukten über Pharmaerzeugnisse, Kosmetika und Saatgut bis hin zu Tiernahrung und Haushaltsprodukten. Als Weltmarktführer gilt das Unternehmen im Segment der horizontal arbeitenden FFS- und FS-Rundläufermaschinen (Form-, Füll- und Verschliessmaschinen), die u.a. an international tätige Konzerne wie Dr. Oetker, Kraft, Erasco, Nestlé oder Dehner geliefert werden.
Die Ansprüche dieser Abnehmer sind hoch, vor allem aber individuell. Die entstehende Varianz ist auch für den Verpackungsmaschinenbau aussergewöhnlich hoch. Sie ergibt sich aus den mannigfaltigen Ausprägungs- und Kombinationsmöglichkeiten der drei ausschlaggebenden Faktoren: dem Folienmaterial, dem zu verpackenden Produkt und dem Beuteldesign: «Es gibt die unterschiedlichsten Formen und Grössen, es gibt stückige, feste, flüssige und pasteurisierte Güter und es gibt verschiedenste Öffnungs- und Ausgiessvorrichtungen. Kurzum: Unsere Kunden sind stets die, die in Standardkatalogen nicht fündig werden», stellt Peter Düllberg fest.
Sondermaschinenbau in Reinform
Die digitale Umsetzung der dadurch bedingten Konstruktions- und Fertigungsabläufe waren entscheidende Kriterien für das neue ERP-System, insbesondere der Umgang mit wachsenden Stücklisten sowie mit veränderlichen Strukturen während der Produktentstehung. Denn wie in der Einzelfertigung üblich, werden auch bei SN die beauftragten Verpackungsmaschinen im Fortlauf ihrer Entstehung kontinuierlich weiter auskonstruiert. Dies hat zur Folge, dass wichtige Wertschöpfungsprozesse wie Konstruktion, Beschaffung und Produktion zeitlich parallel zueinander stattfinden. Das Konzept der wachsenden Stückliste ermöglicht es, die Beschaffungs- und Fertigungsabläufe zu einem Zeitpunkt zu starten, an dem die Produktentwicklung noch in vollem Gange ist.
Die bestellten Maschinen können schon aufgrund der von den Kunden geforderten Zeitvorgaben nicht komplett durchkonstruiert in die Fertigung gehen, weil dadurch die Lieferzeiten nicht zu halten wären. Stattdessen kreieren die Konstrukteure zunächst die Basisauslegung, bevor später die noch fehlenden Baugruppen und Module hinzugefügt werden. Häufig genug kommt es jedoch auch vor, dass bereits konstruierte Bauteile angepasst oder sogar komplett neuentwickelt werden müssten, da sie für die ursprünglich angedachte Problemlösung nicht mehr herhalten.
Nach der ausgiebigen Evaluierung mehrerer Systeme traf ein abteilungsübergreifendes Team die Entscheidung zugunsten von ams.erp. Der Fokus des Anbieters auf die Anforderungen der Losgrösse 1+ war abseits der reinen Systemfunktionalitäten generell ein wichtiger Punkt, vor allem die Branchenkompetenz der Consultants: «Muss man einem ERP-Berater zuerst sein Geschäftsmodell erklären, kann eine Implementierung in meinen Augen nicht erfolgreich verlaufen. Fehlendes Prozess-Know-how stellt ein Ausschlusskriterium dar», macht der IT-Verantwortliche deutlich. Demgegenüber vermittelten ihm die ams-Experten von Beginn an den Eindruck, ein tiefes Verständnis für das spezielle Geschäftsfeld des Verpackungsmaschinenbaus zu besitzen.
Bereits seit dem Echtstart setzt SN Maschinenbau die betriebswirtschaftliche Standardsoftware über alle Unternehmensbereiche hinweg ein. Die Prozessunterstützung reicht durchgängig vom Vertrieb über die Konstruktion und die Arbeitsvorbereitung bis hin zu Einkauf, Produktion, Montage, Versand und Service. Hinzu kommen betriebswirtschaftliche Querschnittsaufgaben wie Betriebsdaten- und Personalzeiterfassung, Finanz- und Rechnungswesen sowie Personalwesen und Controlling.
Alle technischen und betriebswirtschaftlichen Informationen, die während der Entwicklung, der Herstellung und dem Verkauf der Verpackungsanlagen entstehen, lassen sich sowohl projektbezogen als auch auftragsübergreifend nutzen, wodurch SN die angestrebte Transparenz erzielt. Die mitlaufende Kalkulation zeigt frühzeitig und präzise auf, ob und inwieweit die Kostenentwicklung der Projekte noch mit der Angebotskalkulation übereinstimmt. Die Kostenträgerrechnung liefert eine Voll- und Teilkostenbetrachtung nach vier Deckungsbeitragsstufen. Neben Budget, Soll- und Ist-Daten werden auch prognostizierte Abweichungen berücksichtigt.
Ausschlaggebend sind die Stücklisten
Die gebenden Grössen beim Aufbau der Verpackungsmaschinen sind bei SN in aller Regel die Stücklistenstrukturen. Zur automatisierten Übernahme der Zeichnungsdaten aus der Konstruktion wurde ams.erp an die bereits vorhandene CAD-Lösung PTC Creo Elements/Direct Model Manager angeschlossen. Diese Software gewährt den Konstrukteuren viel Gestaltungsfreiraum für ihre 3D-Modellings, wodurch sie sehr schnell neue Artikel schaffen und ins Rennen schicken können.
Sobald alle Artikel-, Stammstücklisten- und Auftragsstücklistendaten über die Schnittstelle im ERP-System bereitstehen, arbeiten Konstruktion und Auftragssteuerung auf einer gemeinsamen Datenbasis. Jede Konstruktionsänderung führt automatisch zu einer Aktualisierung der davon betroffenen Auftragsstückliste im ERP-System. So erkennen alle Projektbeteiligten, inwiefern der laufende Konstruktionsfortschritt neue Bedarfe in der Disposition, dem Einkauf oder der Fertigung auslöst.
SN betreibt eine Mischform aus Eigenfertigung und Fremdbeschaffung. Klassische Norm- und Bedienteile wie Kugellager, Zylinder oder Motoren werden hinzugekauft. Die eigenkonstruierten Teile werden selbst oder über die «verlängerte Werkbank» gefertigt. Die Arbeitspläne, auch die für die Fremdfertigung, werden grundsätzlich bei SN geschrieben. Teile dieser Arbeitspläne, wie das Ablängen von Material, werden im Hause durchgeführt, bevor das gesägte Material an einen Fremdfertiger geht. Dieser erbringt die für ihn vorgesehenen Arbeitsgänge und liefert das Material zurück.
Es war ein wesentlicher Anspruch an die ERP-Software, diese Art der Abwicklung und alle zugehörigen Arbeitsgänge sauber zu steuern. Es liegen jederzeit alle Informationen zum aktuellen Bearbeitungsstatus sämtlicher Teile vor, wodurch sich die Aktivitäten korrekt terminieren lassen. Geht ein Teil zu einem Fremdfertiger, wird der jeweilige Arbeitsgang über eine Bestellung initiiert. Die Rückkehr des bearbeiteten Teils wird über einen Lieferschein deklariert, sodass der Arbeitsplan mit dem nächsten Schritt fortgeführt werden kann.
Neben den genannten Bereichen wie Finanz- und Personalwesen kommen bei SN einige weitere Software-Komponenten zum Einsatz: Der Vertrieb nutzt den ams-eigenen Variantenkonfigurator zur Erstellung von Angeboten, während das integrierte Dokumentenmanagementsystem dazu dient, Rechnungen, Lieferscheine oder Belege, die im Einkauf ankommen, über einen Automatismus direkt der entsprechenden Bestellung zuzuordnen. Der Einsatz weiterer Module wie dem des Collaboration-Tools ams.taskmanager ist angedacht.
SN Maschinenbau GmbH
Standort: Wipperfürth/Nordrhein-Westfalen
Branche: Verpackungsmaschinenbau/Sondermaschinenbau
Mitarbeiter: ca. 300
Einführung von ams.erp: 2016
ams-Anwender: 100
Weitere Informationen unter: www.sn-maschinenbau.com
Der Autor
Giordano Di Fronzo wechselte nach seiner kaufmännischen Ausbildung in die IT eines international tätigen Maschinenbauers. Ab 1998 verantwortete er das dortige ERP-System und leitete die Umstellung auf eine neue ERP-Software. Als diplomierter Einkäufer übernahm er später die strategische Beschaffung in der Gruppe. Seit Januar 2021 ist er Geschäftsführer der
ams.erp Solution Schweiz AG.
Dieser Beitrag wurde ermöglicht durch ams.erp Solution AG, Spezialist für Projektmanagement-Anforderungen von Einzel-, Auftrags- und Variantenfertigern. Mit der branchenorientierten Business-Software ams.erp, über 30 Jahren Erfahrung und dem Know-how aus über 1000 realisierten ERP-Projekten in der Gruppe, unterstützt ams seine Kunden, sich für die Herausforderungen der digitalen Welt optimal zu rüsten.
Der Beitrag erschien im topsoft Fachmagazin 22-3
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