Wie gut haben Industrieunternehmen in der Schweiz ihre Produktkosten im Griff? Untersuchungen des Zentrums für Produkt- und Prozessentwicklung der ZHAW (Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften) haben gezeigt, dass viele Firmen noch keine Kostenkalkulationssoftware benutzen. Sie arbeiten zum Teil noch mit Excel-Dateien, um sich eine Übersicht über Maschinen-, Material-, Personal-, Einstandskosten von Zulieferteilen und Transportkosten zu verschaffen. Das ist mühsam, nicht mehr zeitgemäss und bei einer hohen Zahl von Produkten oder Produktvarianten, globalem Sourcing und mehreren Produktionsstätten zeitraubend und schwierig. Kosteneinsparung-dtInsbesondere bei Kostenvergleichen und Prognosen ist der Zusatzaufwand hoch. Einfacher lässt sich das Problem mit einem Produktkosten-Kalkulationstool lösen. Beispiele zeigen, dass Firmen mit Hilfe von Produktkosten-Kalkulationstools ihre Kosten zwischen 10% und 30% senken und so ihren Ertrag steigern können.

Kosten analysieren

Basis für eine Optimierung der Produktkosten ist eine systematische Analyse bestehender Kosten (Cost Break Down). Gute Software-Tools ermöglichen eine unternehmensweit einheitliche, standort- und abteilungsübergreifende Kalkulation der Produktkosten. In die Berechnungen fliessen verschiedene Kostenfaktoren ein, wie zum Beispiel die Materialart, die Fertigungstechnologie oder aber die benötigten Arbeitskräfte. Die ermittelten Kosten können anschliessend mit branchenüblichen Kosten verglichen und Einsparpotenziale aufgezeigt werden. Gute Software-Tools ermöglichen auch ein Durchspielen verschiedener Herstellungsvarianten mit unterschiedlichen Einkaufs- und Transportszenarien (Drifting Costs).

Durch eine Schnittstellenverbindung zum firmeneigenen ERP (Enterprise Resource Planning)-System können tagesaktuelle, kostenrelevante Informationen in die Berechnungen einfliessen. Das Kostenkalkulationstool kann über Schnittstellen sowohl mit dem Arbeitsplanungssystem als auch mit dem Einkaufssystem sowie mit dem EDM (Engineering-Data-Management)-System verbunden. Dieser direkte Datenaustausch spart nicht nur Zeit. Bei kostenrelevanten Änderungen wird die Berechnung automatisch angepasst. So können beispielsweise täglich Preisinformationen zu Zukaufteilen über das Einkaufssystem importiert und in Echtzeit aktualisiert werden.

Ausgaben senken

Mit einer geeigneten IT-Unterstützung stehen Kostenanalyse-Resultate schneller zur Verfügung. Diese sind transparent und leicht reproduzierbar. Beim Einsetzen eines Zielpreises (Target Price) abzüglich des Gewinns, den das Unternehmen realisieren möchte (Target Margin), ergeben sich die maximal akzeptierten Kosten (Allowable Costs), die wie Leitplanken für den Optimierungsprozess wirken. Optimierungen können in den meisten Fällen durch Vermeidung von Komplexität, Prozessschleifen, Doppelspurigkeiten und Störungen, durch die Reduktion nachträglicher Produktionsänderungen und Durchlaufzeiten erzielt werden.

Die durch ein Produktkosten-Kalkulationstool geschaffene Kostentransparenz führt gemeinhin in Unternehmen zu einem besseren, bereichsübergreifenden Kostenverständnis und zur Motivation der Mitarbeiter, sich stärker team-, strategie- und zielorientiert zu verhalten. Eine unternehmensinterne transparente Kommunikation der Kosten ist allerdings Voraussetzung. Dies erfordert ein gewisses Feingefühl, um für Akzeptanz und Verständnis bei den Mitarbeitern zu sorgen, damit sich diese nicht in ihrem Arbeitsplatz bedroht fühlen.

Fazit

Seit der Freigabe des Frankenkurses und angesichts zunehmender Wirtschaftsturbulenzen von China bis Brasilien wird in Industrie und Handel wieder kräftig gespart. Der globale Preis-, Innovations- und Qualitätswettbewerb hat sich verschärft und nimmt weiter zu. Welchen Preis ist der Markt für ihr/das Produkt oder ihre/die Dienstleistung noch bereit zu zahlen? Was darf das Produkt oder die Dienstleistung dann noch kosten?

Produktkostensenkungen stehen ganz oben auf der Prioritätenliste von Industrieunternehmen. Harte Preisverhandlungen mit Zulieferern und Logistikdienstleistern allein bringen selten die gewünschten Resultate. Innovative Softwarelösungen können heute die notwendige Transparenz schaffen, um aufzuzeigen, wo und wie das Unternehmen – bildhaft gesprochen – die Stellschrauben weiter anziehen sollte. Solche IT-Tools können auch Optimierungen dokumentieren und so effektiv den Prozess der kontinuierlichen Verbesserungen begleiten.

Checkliste für die Auswahl einer Produktkosten-Kalkulationssoftware

Bei der Auswahl einer kosteneffizienten Produktkosten-Kalkulations- und Optimierungslösung sollten folgende Fragen an Software-Anbieter gestellt werden:

  • Handelt es sich um eine Standardlösung?
  • Wie viele Firmen nutzen die Standardlösung bereits?
  • Wie ist der Aufbau?
  • Gibt es schnelle Erfolge („Quick-Wins“)?
  • Welche Inhalte sind in der Datenbank hinterlegt?
  • In welchen Sprachen wird das Tool angeboten?
  • Wie häufig werden die Daten in der Datenbank aktualisiert?
  • Wie werden die Updates geliefert (automatisch, auf Anfrage, web-basiert)?
  • Wie geht die Software mit mehreren ERP-Systemen in einem weltweit tätigen Konzern um?
  • Übernimmt der Anbieter das Hosting der Softwarelösung?
  • Wird ein Training angeboten?
  • Gibt es ein globales 24/7 -Helpdesk?
  • Können Sie Referenzkunden nennen?
  • Kann die Lösung im produktiven Echtbetrieb bei einem bestehenden Kunden angeschaut werden?

Wie funktioniert’s?

Firma X produziert Endprodukte aus verschiedenen Komponenten, die an verschiedenen Unternehmens-Standorten gefertigt werden. Mit Hilfe des PCC-Tools werden die Herstellungskosten der einzelnen Komponenten an den verschiedenen Standorten ermittelt und anschliessend die Kosten der Endprodukte. Dabei werden unter anderem die jeweiligen Arbeitspläne, Währungen und Kurse berücksichtigt. Durch eine Verknüpfung des PCC-Tools mit dem unternehmenseigenen ERP-System können Materialstämme aus diesem automatisch übernommen und Stücklisten direkt in die Kalkulation geladen werden. Müssen Daten oder Vorlagen geändert werden, stehen die neuen Datensätze jedem an der Kalkulation beteiligten Mitarbeiter an allen Standorten in Echtzeit zur Verfügung. Die Datenbank des Anbieters GBC Solutions erlaubt ausserdem einen Vergleich mit branchenüblichen Kosten.

Autor:

Michael PreissDr. Michael Preiss
Inhaber, GBC Solutions AG

GBC Solutions AG ist ein Beratungsunternehmen, das Grossfirmen und KMU u.a. praxiserprobte Softwarelösungen wie das PCC-Tool zur Produktkosten-Kalkulation und -Optimierung anbietet.

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