Open Source für KMU – Antworten von Tonio Zemp

01.12.2025
3 Min.
Open Source Software gilt als flexibel, kosteneffizient und unabhängig – doch was bedeutet das konkret für Schweizer KMU? Vier IT-Anbieter geben im Interview-Format 4 x 4 Einblick, wie Open Source im Geschäftsalltag funktioniert. Es geht um Chancen, Stolpersteine und digitale Souveränität: Wer kontrolliert die Daten, wie bleibt man unabhängig – und wie zukunftsfähig ist der offene Weg wirklich? Vier IT-Anbieter geben im Interview-Format 4 x 4 Einblick. Hier lesen Sie die Antworten von Tonio Zemp, Lead Production Liip AG
 

Tonio Zemp ist Lead Production Liip AG

 
Was bringt Open Source Software einem KMU – über den Preisvorteil hinaus?
Aus meiner Sicht ist der wichtigste Vorteil die damit einhergehende Selbstbestimmung: Unabhängigkeit von Herstellern, die einfach die Preise erhöhen, der Datensammelwut nicht ausgesetzt zu sein und die Freiheit, die Software in der sicheren Schweiz (oder dort, wo ich es will) zu betreiben.

In der Regel ist es auch ein Investitionsschutz. In unserer eigenen IT-Landschaft mussten wir bisher nicht Open-Source-, sondern fast nur SaaS- oder Lizenzsoftware austauschen, weil die Hersteller zu gierig wurden oder plötzlich mit unseren Daten ihre KIs trainieren wollten.
 
Wie viel IT-Know-how braucht ein KMU, um OSS sinnvoll einzusetzen?
Da gibt es keinen Unterschied zu Closed Source. Nicht die Lizenzart ist hier relevant, sondern der Partner dahinter. Der kann mich entweder dort abholen, wo ich mit meinem Know-how stehe, oder es ist ihm egal.

Aus gutem Grund sind wir an sechs Standorten in der Schweiz: Wir sind nah, sprechen die gleiche Sprache und verstehen als Schweizer KMU die Herausforderungen unserer Kunden sehr gut. Genau so können wir auch mit komplexen Themen wie KI zum Geschäftserfolg unserer Kunden beitragen. Und in einer guten Zusammenarbeit bauen unsere Kunden automatisch weiteres wertvolles IT-Know-how auf
 
Wie steht es um Support, Updates und Verlässlichkeit?
Für verbreitete Produkte ist es mindestens gleichwertig. Bei weniger bekannten Produkten oder Komponenten lohnt sich jeweils ein Blick auf die Aktivitäten der Community und darauf, wie sie sich finanziert. Selbst im Worst Case, wenn ein Produkt nicht mehr durch eine Community getragen wird: Da der Code offen ist, kann ein Dienstleister damit beauftragt werden, die Software weiterhin sicher zu betreiben.

Bei der Internetinfrastruktur, Middleware im Finanzwesen oder in der Telekommunikation wird eine sehr hohe Zuverlässigkeit gefordert – und das sind überwiegend Open-Source-Systeme.
 
Wie stärkt Open Source die digitale Souveränität eines KMU?
Ich erhalte als KMU die alleinige Hoheit über meine Daten, Prozesse und Werkzeuge. Ich entscheide, ob und wann ich den Lieferanten wechseln will. Niemand spielt mit den Daten meiner Kunden, drückt mir jedes Jahr 30 % mehr Kosten auf oder zieht eines Tages einfach so den Stecker, weil es «nicht mehr rentiert». Ich kann mich sogar in der jeweiligen Community engagieren und so direkten Einfluss auf die Zukunft der Software nehmen – etwas, das wir als Liip bei vielen unserer Open-Source-Systeme tun, die wir bei unseren Kunden einsetzen.
 
 
 

Lesen Sie hier die Antworten von

Lars Müller, CEO libracore AG

Nick Weisser, Geschäftsführer Openstream Internet Solutions

Michael Eichenberger, CEO stepping stone AG

 

 

Der Beitrag erschien im topsoft Fachmagazin 25-3

 

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