Open Source E-Commerce – ein kleiner Vergleich

13.01.2024
5 Min.
Wie lassen sich die Open Source-Shopsysteme in der Schweiz vergleichen, was sind die wesentlichen Unterschiede? Spezialist Nick Weisser sorgt für einen Überblick.
 

Ein kleiner Vergleich von Open Source E-Commerce Systemen anhand von in der Schweiz beliebtesten Autoherstellern. Bild Adobe Stock

 
Als ich vor 20 Jahren meine Leidenschaft für Open Source entdeckte, war die E-Commerce Systemlandschaft sehr überschaubar. Ich entwickelte meinen ersten Webshop auf der Basis von osCommerce und lernte dabei zu programmieren.
 
2008 wurde Magento veröffentlicht und revolutionierte die Open Source E-Commerce-Landschaft. Eine kalifornische Web-Agentur war von den Limitierungen von osCommerce frustriert und entwickelte eine neue Plattform, welche von der weltweiten Entwickler-Community mit offenen Armen empfangen wurde.
 
Neben einem visuell ansprechenden Design bestach die neue Lösung durch ihre Erweiterbarkeit und die Möglichkeit für Entwicklerinnen und Entwickler, nicht nur Zusatzmodule zu veröffentlichen, sondern auch Optimierungen direkt am Kern der Software zu implementieren. 
 
Open Source bedeutet, dass der Quellcode öffentlich zugänglich ist, z. B. über eine Plattform wie Github, auf welcher über 100 Millionen Entwicklerinnen und Entwickler an freier Software arbeiten.
 

Shop Systeme Schweiz

Heute verfolgt BuiltWith® mehr als 2500 E-Commerce Technologien auf über 26 Millionen E-Commerce Websites weltweit. Darunter befinden sich diverse proprietäre und quelloffene Technologien (Open Source). Hier eine Übersicht der in der Schweiz beliebtesten Open Source Systeme:
  1. WooCommerce
  2. Prestashop
  3. Magento
  4. Shopware
  5. OpenCart
 
Wenn wir diese E-Commerce Systeme mit den in der Schweiz beliebtesten Autoherstellern vergleichen, um die Charakteristiken und Eigenheiten dieser Systeme zu verdeutlichen, sieht das wie folgt aus:
 

WooCommerce: Volkswagen

Beide sind weit verbreitet und bekannt für ihre Benutzerfreundlichkeit. So wie Volkswagen als «Auto für jedermann» gilt, ist WooCommerce dank WordPress leicht zugänglich und ideal für Einsteigerinnen.
 

PrestaShop: Peugeot

Sowohl PrestaShop als auch Peugeot bieten solide Produkte, die in verschiedenen Regionen besonders beliebt sind. Sie sind beide vielseitig und bieten eine breite Palette von Optionen, können jedoch manchmal spezifische Wartung erfordern.
 

Magento: Mercedes-Benz

Magento, insbesondere in seiner Enterprise-Version, ist leistungsstark, erweiterbar und bietet viele Funktionen – aber oft zu einem höheren Preis. Ähnlich wie Mercedes-Benz steht es für Qualität und Luxus, erfordert jedoch auch Fachwissen in der Wartung
 

Shopware: BMW

Shopware hat in den letzten Jahren viel Aufmerksamkeit und Anerkennung erhalten, besonders in Europa. Es ist für seine Qualität, Performance und seinen modularen Aufbau bekannt. BMW hat ebenfalls einen starken europäischen Fokus, ist bekannt für Performance und Qualität und hat ein treues Kundensegment.
 

OpenCart: Skoda

Beide sind leicht zugänglich und bieten ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis. Skoda, als Teil der Volkswagen-Gruppe, ist bekannt für Zuverlässigkeit zu einem erschwinglichen Preis. OpenCart ist ähnlich, da es eine einfach zu installierende und zu konfigurierende Plattform ist, die dennoch viele Möglichkeiten bietet.
 

Kein E-Commerce ohne ERP? 

Viele der Kunden, die ich in den letzten 20 Jahren im E-Commerce begleitet habe, nutzen ein ERP-System. Wenn bereits ein ERP im Einsatz ist, ist es natürlich durchaus sinnvoll, vorhandene Produktdaten zu nutzen, Lagerbestände auch im Onlineshop in Echtzeit abzubilden und Bestellungen automatisiert aus dem Shop ins ERP zu übernehmen.
 
Wer aber erst einmal die E-Commerce-Gewässer ausloten möchte, ist oft besser beraten, anfangs z. B. nur die Lagerbestände zu synchronisieren oder gar keine Anbindung ans ERP zu berücksichtigen und das Budget besser für die Suchmaschinenoptimierung und das Suchmaschinenmarketing einzuplanen, bis der Shop läuft. Wenn die Anzahl der Bestellungen zunimmt, ist es durchaus sinnvoll, diese automatisiert ins ERP zu übernehmen, wenn bereits ein entsprechendes System im Einsatz ist. Open Source Shop-Systeme bieten eine grosse Anzahl an Zusatzmodulen, aber oft auch Warenwirtschaftsmodule, welche bis zu einem gewissen Punkt ausreichend sein können und das Budget schonen.
 

Fazit

Die Entwicklung und Evolution von Open Source E-Commerce-Systemen hat in den letzten zwei Jahrzehnten beachtliche Fortschritte gemacht. Heutzutage gibt es eine beeindruckende Vielfalt an verfügbaren E-Commerce-Technologien. Egal welches System verwendet wird, die Integration mit einem ERP-System kann erhebliche Vorteile bieten, insbesondere bei der Automatisierung und Effizienzsteigerung. 
 
Für Neueinsteigerinnen im E-Commerce kann es jedoch ratsam sein, zunächst den Fokus auf den Shop selbst und eben die Suchmaschinenoptimierung zu legen, bevor man sich mit der Integration von ERP-Systemen beschäftigt. Open Source Lösungen bieten hierbei den Vorteil der Erweiterbarkeit durch eine Vielzahl von Zusatzmodulen, was die Anpassungsfähigkeit und Kostenoptimierung für Unternehmen erleichtert. Zudem können diese Systeme in Schweizer Rechenzentren betrieben werden, was dem zunehmenden Bewusstsein für Datenschutz Rechnung trägt.
 
 
Der Autor
 
Nick Weisser ist Gründer von Openstream, Blogger, Zürich WordPress und WooCommerce Meetup Organizer, Web2 und Web3 Enthusiast. www.openstream.ch
 
 

Der Beitrag erschien im topsoft Fachmagazin 23-3

 

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