KI-Services aus der Schweiz: Anbieter im Vergleich

30.10.2025
3 Min.

Immer mehr Unternehmen in der Schweiz setzen auf KI-Technologien, möchten dabei aber nicht auf Datenschutz und Datenhoheit verzichten. Lokale Anbieter holen auf und bieten eigene Schnittstellen (APIs) für Text-, Sprach- und Bildverarbeitung an. Dieser Vergleich beleuchtet Unterschiede zwischen Schweizer KI-Plattformen und internationalen Hyperscalern mit Rechenzentren in der Schweiz.

 

Symbolbild Copilot

 

Swisscom: Infrastruktur für regulierte Branchen

Die Swiss AI Platform von Swisscom richtet sich an Unternehmen mit hohen Datenschutzanforderungen. Das Llama-3.1-Modell (8 Milliarden Parameter) kostet monatlich 1000 Franken für 50 Millionen Token. Das entspricht 20 Franken pro Million Token. Ein «Token» ist ein Textbaustein von etwa 3–4 Zeichen, z. B. ein Wortteil oder ein einzelnes Wort.

Die Plattform wird auf NVIDIA SuperPOD-Systemen betrieben, ist DSGVO-, FINMA- und revDSG-konform und eignet sich insbesondere für den Einsatz in regulierten Branchen wie Banken oder Verwaltung.

Seit Anfang September 2025 ist auch das offene Sprachmodell Apertus von ETH, EPFL und CSCS über Swisscom als Inferenzservice verfügbar. Es richtet sich an Forschung, Industrie und Bildung und steht im Rahmen der Swiss {ai} Weeks und über Hugging Face zur Verfügung. 

Infomaniak: Open-Source-KI für KMU

Der Westschweizer Cloud-Anbieter Infomaniak betreibt eine eigene AI-Plattform mit Modellen wie Llama, Mistral, Qwen oder Whisper. Die KI-Dienste lassen sich wie Bausteine über eine technische Schnittstelle (REST-API) direkt in eigene Softwarelösungen integrieren – etwa in Webseiten, Supportsysteme oder interne Tools.

Der Preis für Textmodelle liegt zwischen 10 Rappen und 1 Franken pro Million Token. Erste 1 Million Token sind kostenlos.

Die gesamte Verarbeitung findet in ISO-27001-zertifizierten Rechenzentren in Genf und Zürich statt. Die Plattform richtet sich an kleinere Unternehmen und Entwickler, die Datenschutz und Kostentransparenz suchen. 

Phoenix Systems: KI-Infrastruktur aus Basel

Mit dem Rechenzentrum kvant Cloud in Basel betreibt Phoenix Systems eine eigene KI-Plattform. Angeboten werden GPU-Instanzen mit H100-Hardware und Managed Services für Anwendungsfälle wie Texterkennung oder Bilderkennung.

Die Preise starten bei rund 250 Franken pro Monat, genaue Kosten richten sich nach Projekt und Nutzung. Verarbeitet wird ausschliesslich in der Schweiz. Die Plattform ist besonders für Forschung, Gesundheitswesen oder Finanzdienstleister interessant. 

Internationale Hyperscaler mit Standort Schweiz

Google Cloud, AWS und Azure betreiben Rechenzentren in der Schweiz, vor allem in der Region Zürich. Google bietet z. B. das Modell PaLM 2 über Vertex AI an (ca. 2.60 Franken pro Million Token). AWS stellt über Bedrock Zugriff auf Claude und Titan bereit (ca. 1.20 Franken pro Million Token). Azure bietet GPT-4 bisher nicht in den Schweizer Regionen an. In Westeuropa (z. B. Amsterdam) liegt der Preis bei rund 26 Franken pro Million Token.

Alle drei Anbieter unterliegen dem US CLOUD Act, wodurch Zugriff von US-Behörden nicht ausgeschlossen ist. Für Anwendungen mit hohen Anforderungen an Datenhoheit sind sie deshalb nur bedingt geeignet. 

Sprachmodelle auch lokal betreiben?

Grundsätzlich ist es möglich, eigene Sprachmodelle im Unternehmen zu betreiben – etwa mit Open-Source-Modellen wie Apertus, Llama oder Mistral. Allerdings erfordert der Betrieb leistungsfähige Hardware, insbesondere spezialisierte Grafikkarten (GPUs), die je nach Ausbaustufe mehrere tausend oder gar zehntausend Franken kosten können. Dazu kommen Aufwand für Wartung, Sicherheitsupdates und Energieverbrauch.

Ein Vergleich bietet sich mit Mailservern an: Früher wurden diese oft intern betrieben, heute sind cloudbasierte Lösungen wie Microsoft 365 oder Proton Mail üblich. Ähnlich verlagert sich auch der Betrieb grosser KI-Modelle zunehmend in spezialisierte Rechenzentren. 

Preis, Kontrolle und Anwendungsfall entscheiden

Wer generative KI in der Schweiz einsetzen möchte, findet inzwischen mehrere passende Angebote mit Betrieb der Server-Infrastruktur in Schweizer Rechenzentren.

Infomaniak ist günstig und offen, Swisscom zielt auf Enterprise-Kunden, Phoenix bietet maximale Flexibilität in regulierten Umfeldern. Hyperscaler punkten mit Modellauswahl, bieten aber weniger Kontrolle über die Datenverarbeitung. Der Einsatzbereich entscheidet, welcher Anbieter passt.

 

 

Der Autor

Nick Weisser ist Gründer von Openstream, Tech-Enthusiast und Cypherpunk, mit Fokus auf die Schnittstellen von AI, Webtechnologien und Blockchain. Er schreibt im Openstream Blog über Open Source, E-Commerce und AI und organisiert gemeinsam mit anderen das Zürcher WordPress und WooCommerce Meetup. LinkedIn 

 

 

Der Beitrag erschien im topsoft Fachmagazin 25-3

 

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