Inklusion wird heute hauptsächlich im Zusammenhang mit Diversität, unterrepräsentierten Gruppen und Diskriminierung thematisiert. Diese Sichtweise greift zu kurz, denn Inklusion bietet unabhängig von Diversitätsmanagement auch für KMU grosse Vorteile, nicht zuletzt bei der Bekämpfung des Fachkräftemangels.
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Wie zeichnen sich inklusive Arbeitskulturen aus?
Was bedeutet Inklusion?
Der Nutzen von Inklusion – mehr als nur die Aktivierung von Vielfalt
- Höheres Engagement: Mitarbeitende, die sich einbezogen fühlen, setzen sich stärker für ihre Arbeit ein.
- Höhere Produktivität: Das höhere Engagement führt zu einer höheren Produktivität.
- Höhere Loyalität: Inklusive Arbeitskulturen fördern die Loyalität der Mitarbeitenden und senken die Rekrutierungs- und Weiterbildungskosten.
- Stärkung der Arbeitgebermarke: Eine inklusive Kultur zieht Talente an und wirkt wie ein Magnet.
- Höhere Zufriedenheit: Die Zufriedenheit der Mitarbeitenden ist in einem inklusiven Umfeld höher, was auch das Arbeitsklima verbessert.
- Bessere psychische Gesundheit: Inklusion verbessert die psychische Gesundheit und das Wohlbefinden der *Mitarbeitenden.
- Geringere rechtliche Risiken: Eine inklusive Kultur verringert das Risiko von Rechtsstreitigkeiten aufgrund *von Diskriminierung und Nichtkonformität.
Wer profitiert von Inklusion oder von inklusiven Arbeitskulturen?
Wie lassen sich inklusive Arbeitskulturen konkret aktiv gestalten?
- Das Engagement der Geschäftsleitung sicherstellen:
Die Geschäftsleitung muss von den Vorteilen von Inklusion überzeugt sein, am besten nicht nur normativ. Die Ambitionen der Geschäftsleitung zur Förderung von Inklusion sollten in einem Leitbild oder einer Absichtserklärung zusammen mit messbaren Zielen festgehalten und in die Unternehmensstrategie integriert werden. Dies bildet die Grundlage für alle weiteren Massnahmen. - Unternehmenswerte mit den Inklusionszielen in Einklang bringen:
Inwieweit tragen die Unternehmenswerte heute schon zu einer inklusiven Kultur bei? In einem ersten Schritt gilt es, zielführende inklusive Werte für das Unternehmen zu identifizieren, wie z. B. Vertrauen, psychologische Sicherheit und Fehlerkultur. Und in einem zweiten Schritt gilt es, die bestehenden Unternehmenswerte anhand der identifizierten inklusiven Werte zu überprüfen. Welche sind bereits vorhanden, welche sind möglicherweise hinderlich und welche fehlen noch? - Top-Down- und Bottom-Up-Ansätze verbinden:
Inklusion sollte sowohl vom Management und den Führungskräften als auch von den Mitarbeitenden vorangetrieben werden. Initiativen der Mitarbeitenden wie Netzwerke und Employee Resource Groups (ERG) müssen unterstützt werden. - Der Schlüssel zu gelebter Inklusion – Führungskräfte befähigen:
Führungskräfte sind aufgrund ihrer Vorbildfunktion entscheidend für die gelebte Inklusion der Mitarbeitenden. Sie müssen unterstützt und befähigt werden, ein inklusives Arbeitsumfeld zu schaffen. Inklusionskompetenz geht über die Sensibilisierung für unbewusste Vorurteile (2) hinaus, auch wenn diese wichtig ist. Eine zentrale Inklusionskompetenz ist die Selbsterkenntnis (1): Führungskräfte sollten u.a. ihre eigenen Arbeits- und Kommunikationspräferenzen sowie ihren Führungsstil kennen, da diese ihr Verhalten beeinflussen und die psychologische Sicherheit der Mitarbeitenden beeinträchtigen kann.
Weitere wichtige Kompetenzen sind Selbstkompetenzen (3) wie Mut, Demut und Neugier sowie Sozialkompetenzen (4) wie Empathie und Diversitätsintelligenz. Für die Führung von heterogenen Teams sind die Kommunikations-, Kooperations- und Konfliktkompetenzen, die 3 Ks (5), besonders relevant. - Inklusive Kommunikation im Alltag vorantreiben:
Wie die CEO von Witty Works es perfekt auf den Punkt bringt: «Genauso wie du mit aggressiver Sprache ein aggressives Umfeld schafft, schafft man mit inklusiver Sprache ein inklusives Umfeld.» Studien, wie die der Technischen Universität München, zeigen, dass Sprache unterschiedlich interpretiert wird. Eine inklusive und respektvolle Kommunikation, sowohl mündlich als auch schriftlich, fördert eine inklusive Kultur. KI-basierte Plug-ins für Browser oder Microsoft Word bieten kostengünstige Unterstützung und zeigen nach bereits wenigen Wochen positive Verhaltensänderungen. - Das Personal sensibilisieren und ermutigen:
Auch Mitarbeitende sollten zur Förderung einer inklusiven Alltagskultur beitragen. Dies kann durch Workshops oder E-Learning geschehen, ergänzt durch Austauschgruppen, um den Lernerfolg und die Anwendung im Alltag zu verbessern. - Personal- und Rekrutierungsverantwortliche einbeziehen:
In interaktiven Workshops sollte der Rekrutierungsprozess kritisch hinterfragt und Massnahmen identifiziert werden, um breitere Talentpools zu erschliessen. Auch weitere HR-Prozesse wie Beurteilungen und Beförderungen sollten überprüft werden, um tatsächlich faire Chancen für alle zu gewährleisten. - Kommunikationsverantwortlichen sensibilisieren:
Bilder und Sprache wirken auf verschiedene Zielgruppen unterschiedlich. Dies sollte erkannt werden. Workshops können helfen, das Bewusstsein für die Wirkung von Bildern und Sprache zu schärfen und Massnahmen für die interne und externe Unternehmenskommunikation zu identifizieren.
Schlussfolgerung
Der Autor
Jérôme Oguey, Betriebsökonom FH und mehrfach zertifizierter Coach, ist Gründer und Geschäftsführer von INLEAD®. *Er begleitet und befähigt Führungskräfte in Leadership-, Team- und Inklusionsfragen. Zudem berät er Unternehmen und HR-Teams als Experte in der Organisationsentwicklung und der Förderung von inklusiven Arbeitskulturen. www.inlead.ch
Der Beitrag erschien im topsoft Fachmagazin 24-3
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