Die Entkoppelung bei CMS oder Shopsoftware ist zum Trend geworden – dazu fallen uns gleich API-First und Headless ein. Beide Lösungsansätze haben einen Ansatz: Entkoppelung und bessere Update-Fähigkeit. Schwere Software-Monolithe, die durch unzählige Plugins erweitert werden, gehören der Vergangenheit an.
Doch was sind die Vorteile von API? Die Anbindung von externen Datenquellen über die API hält den Core einer Shopsoftware schlank. Dort werden nur noch Funktionen integriert, welche auch wirklich dahin gehören. Anwender von Out-of-the-box-Lösungen sind hier oft etwas verunsichert. Bei der Lancierung von Shopware 6 zum Beispiel ging aufgrund dieser neuen Philosophie ein Aufschrei durch die Community – die neue Version der Shopsoftware konnte weniger als die eingesetzte Version. Noch wird sie zwar mit einem Frontend ausgeliefert, dies könnte aber bald auch ganz wegfallen.
Ist Headless-Only die einzige Zukunft?
Der Trend zu Headless wird sich durchsetzen, Headless-Only wird sicher Realität. Ja, es wird Nischen geben, bei welchen sich eine Neuprogrammierung nicht lohnt, aber diese Lösungen vereinen schon jetzt nur marginale Marktanteile auf sich.
Die grossen Shops, die heute schon viel Energie in die Entwicklung eines eigenen Frontend investieren, werden diesen Trend gewinnbringend nutzen können. Ist man erst mal den beschwerlichen Weg gegangen, werden Anpassungen und Updates leichter und können viel schneller in den produktiven Shop integriert werden.
Bleiben die kleinen Shops auf der Strecke?
Die kleinen Shops werden auch in Zukunft bezahlbare Lösungen finden, so lange Softwareanbieter günstige oder kostenlose Community-Editions anbieten. Dazu passt ein Headless-Frontend des Softwareanbieters oder eines Dritten. Der Markt dazu baut sich gerade auf und es werden noch viele Template-Schmieden aus dem Boden schiessen. Individuell nach dem eigenen Corporate Design gebaute Onlineshops sucht man bei solchen Templates aber wohl vergebens.
Was merkt der Shopkunde von Headless?
Der Kunde merkt erst mal nichts und es kann ihm ja auch egal sein. Aber er geniesst doch einige Vorteile. Durch die Trennung von Backend/Frontend und das konsequente Verfolgen des API-First-Ansatzes ergeben sich neue Möglichkeiten bei der Hosting-Architektur und der damit verbunden Performance. Auch bei der User-Experience gehen wir besseren Zeiten entgegen. Auf jedem Gerät – PC, Laptop, Tablet, Handy – sehen wir bald wieder mehr performante und userzentrierte Lösungen.
Wird nun auch Mobile-First einfacher?
Mobile First wird nicht unbedingt schneller realisiert werden können. Die strikte Trennung von Frontend und Backend bei Shops wird aber in der Arbeits- und Denkweise in Teams etwas verändern. Es werden wohl auch spannende Ideen und Konzepte für Mobile- oder andere Devices, die auf dem gleichen Backend wie der «normale» Shop basieren, entstehen.
Ist Headless wirklich teurer?
Der finanzielle Aufwand wird, über eine längere Zeit betrachtet, nicht grösser sein. Rechnet man noch den Nutzen, welcher eine agile Anpassung des Designs und die kürzere «Time to market» ein, muss sich über kurz oder lang ein positiver Trend feststellen lassen. Gerade der letzte Aspekt birgt die Chance zu einem schnelleren Wachstum und einem höheren Profit.
Fazit
Soll ein Onlineshop schnell skalieren, sich stetig verbessern, rasch an veränderte Bedürfnisse am Markt ausgerichtet werden können und steht eine wirklich gute Customer Experience im Fokus, dann spricht alles für das Erkunden und Beschreiten von neuen Wegen.
- Der IT-Abteilung wird Headless gefallen und viele Vorteile bringen.
- Die Marketingabteilung sieht wie neue Konzepte schneller umgesetzt werden können.
- Der CEO wird merken, dass die von aussen getriggerten, notwendigen Anpassungen am Shop weniger werden.
- Den Shareholder überzeugen die positiven Effekte in der Kundenzufriedenheit und in der Erfolgsrechnung
Glossar
Erweiterung im Onlineshop
Auch Plugin oder Modul genannt. Erweitert die Funktionalität und ist in den Code eingebunden.
Externe Datenquellen
Text- und Bilddaten, die durch ein drittes System erzeugt und gespeichert werden. Diese Systeme eignen sich für die Verwaltung umfangreicher Produktdaten, die effiziente Bearbeitung von Bestellungen oder grosse Bilddatenbanken. Auch über KI erzeugte Datenbanken können externe Datenquellen sein.
Mobile-First
Als erstes wird das Design für das Mobile-Device – das Smartphone – entwickelt. Darauf aufbauend werden dann die Designs für Tablets oder PC erarbeitet.
Der Autor
Alfred Noser ist Spezialist für Digital Business und Mitglied des topsoft Consulting-Netzwerks. Er berät Unternehmen in der ganzen Schweiz zu Themen wie E-Commerce-Strategie, Shop-Konzepte und Digital Business.
www.noser.digital |
www.topsoft.ch/consulting
Symbolbild: Who is Danny-Adobe Stock
Der Beitrag erschien im topsoft Fachmagazin 22-3
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