Sprachmodelle spriessen wie Pilze aus dem Boden – und Unternehmen stehen bei der Suche nach passenden Lösungen für ihre Anwendungsfälle vor der Qual der Wahl. Besonders der Unterschied zwischen Large Language Models und Small Language Models hat unmittelbare Auswirkungen auf Kosten, Performance, Skalierbarkeit und Compliance. HTEC, ein globaler Entwickler kundenspezifischer Hardware- und Softwarelösungen, zeigt die wichtigsten Unterschiede, Stärken und Einsatzgebiete im kompakten Vergleich.
Symbolbild Copilot
Immer noch konzentrieren sich viele Diskussionen um das richtige KI-Modell auf die reinen Leistungswerte. Dabei entscheidet nicht allein die Fähigkeit eines Modells, Texte zu generieren oder komplexe Aufgaben in höchster Geschwindigkeit zu lösen, über seinen praktischen Nutzen. Mindestens ebenso wichtig sind Faktoren wie Anpassbarkeit, Betriebskosten, Energiebedarf oder die Einhaltung branchenspezifischer Vorschriften. Grösser, schneller, leistungsfähiger sind also nicht immer die wichtigsten Aushängeschilder eines Modells.
Für Unternehmen kann insbesondere die richtige Wahl zwischen einem Large Language Model (LLM) und einem Small Language Model (SLM) den Unterschied zwischen einem erfolgreichen KI-Projekt und einer teuren Fehlinvestition bedeuten. Was unterscheidet die beiden Ansätze voneinander und wo liegen ihre Stärken?
- Definition und Grundprinzip
LLMs verfügen meist über mehrere Milliarden Parameter und können komplexe, mehrdeutige Aufgaben mit hoher Genauigkeit bearbeiten. Sie verarbeiten viel Kontext, erkennen feinere sprachliche Nuancen und sind somit auch flexibler einsetzbar. SLMs hingegen sind deutlich kompakter, oft mit unter einer Milliarde Parametern, und auf spezifische Aufgaben oder Domänen trainiert. Der geringere Parameterumfang macht sie nicht nur effizienter, sondern auch leichter und schneller anpassbar – etwa durch Fine-Tuning mit unternehmenseigenen Daten. - Leistung und Ressourceneinsatz
Grosse Modelle bieten mehr Kontextverständnis und bessere Ergebnisse bei offenen Fragestellungen. Dafür benötigen sie allerdings umfangreiche Rechenressourcen, lange Trainingszeiten und teure Hardware. SLMs sind schneller trainierbar, oft auch auf Standard-Hardware, und verbrauchen weniger Energie – ein zunehmend relevanter Faktor angesichts steigender Nachhaltigkeitsanforderungen in der IT. Unternehmen sollten die tatsächliche Modellleistung im geplanten Anwendungsbereich testen, weil SLMs bei klar definierten Aufgaben LLMs oftmals ebenbürtig sein können. - Geschwindigkeit, Latenz und Betriebskosten
SLMs sind für Umgebungen mit limitierten Ressourcen wie Edge Computing oder für mobile Anwendungen prädestiniert. Sie ermöglichen zudem günstigere Inferenzkosten pro Anfrage, was besonders bei einem hohen Anfragevolumen ein entscheidender Faktor ist. LLMs punkten hingegen in komplexen Analyse- und Kreativprozessen, wo Rechenzeit weniger kritisch, die Qualität der Ergebnisse aber entscheidend ist. In der Praxis ist auch ein hybrider Ansatz keine Seltenheit: SLMs übernehmen Standardaufgaben, LLMs anspruchsvolle Anfragen und Prozesse. - Einsatzszenarien
LLMs eignen sich beispielsweise für kreative Textgenerierung, Chatbots mit breitem Wissensspektrum, mehrsprachige Kommunikation, semantische Suche und komplexe Datenanalysen. Ihre Stärke liegt darin, auch bei unklar formulierten Eingaben sinnvolle Antworten zu generieren. SLMs spielen ihre Vorteile in klar umrissenen Anwendungsfeldern aus, etwa bei FAQ-Bots, Sprachsteuerung in Embedded Devices oder der Klassifizierung von Dokumenten. Besonders interessant: Durch ihre geringe Grösse können SLMs wie TinyLlama direkt auf Geräten ohne Cloud-Anbindung betrieben werden – ein Pluspunkt für Datenschutz und Offline-Verfügbarkeit. - Kontrolle, Sicherheit und Compliance
Kleinere Modelle sind leichter auditierbar und können gezielter auf Compliance- und Sicherheitsanforderungen abgestimmt werden. Das reduziert das Risiko unkontrollierter oder unvorhersehbarer Ausgaben, ein bekanntes Problem bei sehr grossen Modellen. LLMs bieten zwar breitere Einsatzmöglichkeiten, stellen aber höhere Anforderungen an Monitoring, Content-Filtering und Modellpflege. Unternehmen in regulierten Branchen sollten deshalb prüfen, ob ein SLM nicht bereits alle Anforderungen erfüllt – und damit Governance-Aufwand und Betriebskosten senken kann.
Die Frage nach dem richtigen Sprachmodell wird zunehmend wichtiger – denn hier legen Unternehmen bereits die Grundlage für Wirtschaftlichkeit und Performance ihrer KI-Projekte. Wir sehen anhand des schnellen Fortschritts, was technologisch alles machbar ist. Die grosse Kunst ist es, die richtige Lösung für das richtige Szenario zu wählen und sich somit einen echten Wettbewerbsvorteil zu sichern. KI ist schliesslich nicht gleich KI.
Die Autorin
Alex Rumble ist AI Ambassador und CMO bei HTEC (Quelle: HTEC)
Über HTEC
HTEC unterstützt Unternehmen weltweit mit Design- und Engineering-Services bei der Entwicklung von technisch anspruchsvollen Hardware- und Software-Lösungen. Dabei sind die Entwickler und Ingenieure von HTEC fest in die Teams der Unternehmen integriert und liefern Ende-zu-Ende-Services – von der Beratung und Strategieentwicklung über die Konzeption und Umsetzung von Lösungen bis hin zu deren langfristigen Pflege.