Fehleinschätzungen, Phishing und riskante KI-Nutzung – der Mensch bleibt grösstes Sicherheitsrisiko

16.10.2025
4 Min.

Fast zwei Drittel der IT-Führungskräfte klicken auf Phishing-Links, während 60 % vertrauliche Daten in KI-Tools eingeben – neue Studie zeigt gefährliche Diskrepanz zwischen Selbstbild und Realität.

 

Symbolbild Copilot

 

Der diesjährige Human Risk Report 2025 von Arctic Wolf, Anbieter von Security Operations, zeigt deutlich: Der „Faktor Mensch“ bleibt eine der grössten Schwachstellen in der Cybersicherheitsstrategie von Unternehmen weltweit. Die zum zweiten Mal durchgeführte Studie legt offen, wie Fehleinschätzungen, riskantes Verhalten und mangelnde Awareness die Angriffsfläche von Organisationen massiv erweitern.

Mit zunehmender Bedrohungsaktivität und wachsender Verankerung generativer KI im Arbeitsalltag wird der Faktor Mensch zu einer der unberechenbarsten Variablen in der Cybersicherheit. Eine übersteigerte Selbstsicherheit seitens mancher Führungskräfte – kombiniert mit Mitarbeitenden, die grundlegende Sicherheitsmassnahmen umgehen oder falsch anwenden – vergrössert die Lücke zwischen der wahrgenommenen Widerstandsfähigkeit und der tatsächlichen Angriffsfläche. Der Arctic Wolf Human Risk Report 2025 soll dazu dienen, Führungskräften und Sicherheitsexpertinnen und -experten dabei zu helfen, diese Herausforderungen zu erkennen und die menschengemachten Risiken anzugehen, die in jeder Organisation bestehen.

Zentrale Ergebnisse des Human Risk Reports 2025

Phishing: Übermut statt Vorsicht

Laut Report gaben 68 % der IT-Leitenden an, dass ihr Unternehmen im vergangenen Jahr mindestens einen Sicherheitsvorfall erlebt hat – ein Anstieg um 8 % gegenüber 2024. Besonders alarmierend: Jeder zweite Mitarbeitende und zwei Drittel der IT-Verantwortlichen haben bereits auf potenziell schädliche Links geklickt. Dennoch glauben drei Viertel der Führungskräfte, ihre Organisation sei ausreichend gegen Phishing-Angriffe gewappnet.

Diese Selbstüberschätzung öffnet Angreifern Tür und Tor – vor allem, wenn Sicherheitskultur und Meldebereitschaft fehlen. Fast ein Fünftel der Befragten, die auf verdächtige Links klickten, meldeten den Vorfall nicht.

Ausserdem sind vor allem Führungsetagen im Visier: 39 % waren von Phishing-Angriffen betroffen, 35 % von Malware-Infektionen, die besonders sensible Konten gefährden.

Trugschluss: Schulungen als Allheilmittel

Am sichersten fühlen sich diejenigen, deren Unternehmen wöchentlich Security Awareness Trainings durchführen. Und tatsächlich zeigt die Studie, dass Organisationen, die auf entsprechende Schulungen setzen, das Risiko erfolgreicher Angriffe um 88 % reduzieren können. Jedoch: Auch wenn Trainings helfen, als alleinige Massnahme reichen sie nicht aus.

„Security Awareness Trainings sind elementare Bestandteile der Cybersicherheit. Jedoch ist die Sicherheit, in der sich Führungskräfte durch kontinuierlich stattfindende Schulungen wiegen, trügerisch“, betont Dr. Sebastian Schmerl, Regional Vice President Security Services EMEA bei Arctic Wolf. „Cyberangriffe per E-Mail waren früher oft an ihrer holperigen Sprache klar als solche erkennbar. Heute ist es eine Mail vom vermeintlichen Vorgesetzten, der mit Kenntnissen über private Sachverhalte Vertrauen schafft und so Geldtransfers und ähnliche Aktionen veranlasst. Dies gelingt vor allem durch den Einsatz von KI-Technologien. Neben regelmässigen Trainings werden daher unter anderem regelmässiges Monitoring, umfangreiche reaktive und präventive Massnahmen sowie ein detaillierter Incident-Response-Plan benötigt.“

KI als neue Risikoquelle

Auch durch die wachsende Verbreitung von generativer KI entstehen zusätzliche Gefahren für Datenschutz und Informationssicherheit: 80 % der IT-Leitenden und 63 % der Mitarbeitenden nutzen laut Report KI-Tools wie ChatGPT im Arbeitsalltag – und 60 % bzw. 41 % geben dabei vertrauliche Informationen ein, teilweise ohne die Unternehmensrichtlinien zum sicheren Umgang mit KI zu kennen. Hier herrscht deutlicher Nachholbedarf: Bei frei zugänglichen KI-Tools können eingegebene firmeninterne Informationen in das Trainingsmaterial einfliessen – und dadurch künftig als Modellantworten für andere Nutzende sichtbar werden.

Sicherheitskultur: Strafen statt Lernen

77 % der IT-Leitenden weltweit würden Mitarbeitende entlassen, wenn diese Opfer eines Social-Engineering-Angriffs werden – ein deutlicher Anstieg gegenüber dem Vorjahr (66 %). Doch eine solche Vorgehensweise führt zu Angst unter Mitarbeitenden, Vorfälle zu melden, und wirkt einem umfassenden Cyberschutz entgegen.

Technische Grundlagen oft unzureichend

Auch bei der Umsetzung technischer Schutzmassnahmen zeigen sich Defizite: Nur 54 % der befragten Organisationen setzen Multi-Faktor-Authentifizierung (MFA) für alle Benutzerkonten ein. Viele Unternehmen beschränken MFA auf privilegierte Accounts – und ermöglichen damit erfolgreiche Kompromittierungen in unteren Zugriffsebenen.

„Wenn Verantwortliche ihre Sicherheitslage überschätzen und gleichzeitig unterschätzen, wie Mitarbeitende tatsächlich mit Technologie umgehen, entsteht das perfekte Umfeld für menschliche Fehler – und somit für erfolgreiche Angriffe. Gerade im deutschsprachigen Raum, wo Fachkräftemangel und hybride Arbeitsmodelle Alltag sind, braucht es eine Sicherheitskultur, die auf Förderung, Lernen und kontinuierliche Sensibilisierung setzt”, so Dr. Schmerl.

Lesen Sie den vollständigen Human Risk Report 2025 hier oder jetzt den Blogbeitrag von Adam Marrè, CISO bei Arctic Wolf, lesen und weitere Einblicke gewinnen.

 

Methodik

Es wurden zwei Umfragen unter je 855 IT- und Sicherheitsverantwortlichen aus den Bereichen C-Level Executive und Director/VP sowie 855 Endanwendern aus dem mittleren und gehobenen Management von Abteilungen wie Finanzen, Personalwesen, Marketing, Betrieb und Beschaffung durchgeführt. Die Teilnehmenden stammten aus Organisationen mit mehr als 50 Mitarbeitenden bis hin zu Grossunternehmen und kamen aus 17 Ländern: Vereinigte Staaten, Kanada, Australien, Neuseeland, Vereinigtes Königreich, Irland, Deutschland, Niederlande, Belgien, Schweiz, Österreich, Finnland, Dänemark, Norwegen, Schweden, Japan und Singapur. Die Interviews wurden von Sapio Research im Juli 2025 per E-Mail-Einladung und Online-Umfrage durchgeführt.

 

Über Arctic Wolf 

Arctic Wolf ist Anbieter von Security Operation Services und liefert die erste cloudnative Security-Operations-Plattform mit dem Ziel, Cyberrisiken zu beenden. Weitere Informationen über Arctic Wolf finden Sie unter arcticwolf.com