Ich kann den ewigen Lobgesang auf die Effizienz – in der IT-Branche aber auch weit darüber hinaus – nicht mehr hören. Zu oft beobachtete ich, wie sich Organisationen von einem Effizienzprogramm zum nächsten hangelten, dabei ihre Mitarbeitenden verheizten und ins Burnout führten und sich am Schluss über lächerliche Erfolgssteigerungen von wenigen Prozenten freuten. Die hohe Kunst liegt eben nicht in einer höheren Effizienz, sondern in durchschlagender Wirksamkeit.
Kolumne von Urs Prantl
Effektivität misst die Wirksamkeit im Sinne von gewünschter Veränderung vom alten zum neuen Zustand. Massstab dafür ist das vorher festgelegt Ziel. Wohingegen Effizienz für die «blosse» Wirtschaftlichkeit des Tuns steht. Je kleiner der Aufwand (und damit die Kosten), desto wirtschaftlicher bzw. effizienter das Tun. Als Schlussfolgerung heisst dies allerdings auch: Man kann problemlos hocheffizient Nonsens und Unbrauchbares produzieren, was – sind wir ehrlich – auch regelmässig geschieht.
Strategisch zeigt sich der Unterschied zwischen einem effizienten und einem effektiven Unternehmen darin, dass das erste wirtschaftlich einem starken Konkurrenzdruck ausgesetzt ist, während sich das zweite mit einer hohen Alleinstellung und kundenrelevanten USPs einen wenig(er) umkämpften Markt geschaffen hat. Das erste glaubt an den Erfolg durch Sparen, das zweite an den Erfolg durch die kontinuierliche Verbesserung des Kundennutzens und damit an den Erfolg durch mehr und besseren Ertrag.
Smartes Arbeiten als Schlüssel
Der Schlüssel liegt also im smarten Arbeiten und (wesentlich) weniger in einer schlankeren Erledigung der Pendenzen.
Dem müsste nach meinem Geschmack auch die IT- und Softwareindustrie deutlich mehr Beachtung schenken. Der Schwerpunkt dieser Ausgabe sollte also vielmehr heissen «Business-IT als Schlüssel für mehr Effektivität».
Einerseits spielt dort die Musik, andererseits verfügt insbesondere Business-Software über ein immenses Potenzial an Effektivitätssteigerung für Unternehmen und Organisationen. Höchste Zeit also, dass Marketingverantwortliche in IT- und Softwareunternehmen ihr Effizienz-Argumentarium durch ein Effektivitäts-Argumentarium ersetzen und aufzeigen, wo und wie ihre Kunden mit der angebotenen Business-Software bessere und höherwertigere Ergebnisse erreichen können.
Der Königsweg liegt übrigens in der perfekten Kombination von beidem. In erster Linie in der Schaffung durchschlagender Wirksamkeit mittels hoher strategischer Alleinstellung und herausragenden Kundennutzen. Und in zweiter Priorität darin, die geschaffene Effektivität dann auch noch effizient und wirtschaftlich auf die Strasse zu bringen. Gute Business-IT und gute Business-Software sollten selbstverständlich beides ermöglichen.
Urs Prantl kreiert mit seinem Unternehmen KMU Mentor GmbH zukunftssichere und gesund wachsende IT-Unternehmen und begleitet ihre Unternehmerinnen und Unternehmer bei der Unternehmens- nachfolge und beim Firmenverkauf.
Gleichzeitig ist er Host des Podcasts Prantls 5A, in welchem er die Einzigartigkeit erfolgreicher IT-Unternehmen direkt mit ihren Inhaberinnen und Inhabern diskutiert.
Der Beitrag erschien im topsoft Fachmagazin 24-1
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