Digitaler Mut: Warum KMU nicht jedem Buzzword folgen müssen

07.11.2025
3 Min.

Cloud, KI, Blockchain, IoT... Die Schlagworte der Digitalisierung klingen verheissungsvoll. Doch für viele KMU sind sie eher Quelle von Verunsicherung als von Inspiration. Berater und IT-Anbieter überrollen ihre Kundschaft gerne mit einem eigentlichen Buzzword-Bingo und nicht selten werden deshalb Systeme implementiert, die keinen echten Nutzen bringen. Das Ergebnis: Frust statt Fortschritt.

Digitaler Mut heisst: Den klaren Weg wählen, statt sich im Buzzword-Dschungel zu verlieren (Symbolbild Copilot)


Digitaler Mut: Was das wirklich bedeutet

Mut in der Digitalisierung im KMU heisst eben nicht, jedem Trend hinterherzulaufen und blind zu Digitalisieren, um des Digitalisierens willen. Mut kann auch bedeuten:

  • Mut zur Lücke – nicht alles sofort umsetzen, was möglich ist, sondern bewusst auswählen
  • Mut zur Klarheit – sich fragen, was das Unternehmen wirklich braucht
  • Mut zur Einfachheit – kleine Schritte gehen, statt sich komplexe Systeme aufzuzwingen

Digitaler Mut ist also kein blindes Vorpreschen und das Folgen von Trends, sondern die Fähigkeit, Prioritäten zu setzen und Entscheidungen mit Augenmass zu treffen.

Typische Buzzwords und was KMU dazu wissen sollten

Leider ist es oft so, dass Beraterinnen und IT-Anbieter die KMU mit Fachbegriffen überschütten und sie auf diese Weise überzeugen möchten, diese oder jene Lösung sei jetzt aber wirklich genau die richtige für sie.

Doch nicht jede moderne Technologie ist für jedes KMU sinnvoll, nicht jedes System passt. Was für das eine Unternehmen vielleicht goldrichtig ist, ist für ein anderes zu umfangreich, zu kompliziert oder schlicht unnötig.

Verschiedene Schlagworte geistern immer wieder durch die Medien und natürlich auch durch viele Verkaufsunterlagen. Hier haben wir für Sie die Wichtigsten zusammengestellt:

Buzzwords rund um Daten:

  • Cloud: Praktisch, flexibel – aber nicht automatisch günstig

    Mach das: Prüfen, ob Cloud-Lösungen wirklich Kosten sparen und Sicherheit bieten
    Lass das: Blind migrieren, ohne zuerst die eigenen Prozesse zu verstehen
  • Big Data: Hilft, Muster zu erkennen – aber nur mit klaren Fragestellungen

    Mach das: Daten nutzen, um Trends im Kundenverhalten zu erkennen
    Lass das: Daten sammeln ohne Plan, was man damit anfangen will
  • Künstliche Intelligenz (KI): Spannend, vielseitig – aber keine magische Problemlösung

    Mach das: KI einsetzen, wo Daten vorhanden und Prozesse klar sind
    Lass das: KI ohne jeden Plan als Allzweckwaffe betrachten

Buzzwords rund um Prozesse:

  • Robotic Process Automation (RPA): Automatisiert Routineaufgaben – aber nicht jede eignet sich

    Mach das: RPA nur dort dort einsetzen, wo Prozesse klar definiert sind
    Lass das: RPA als Ersatz für fehlende Organisation sehen
  • ERP: Hilft, Abläufe zu strukturieren – aber kein Allheilmittel

    Mach das: ERP-System dort einführen, wo Prozesse standardisiert werden können
    Lass das: ERP-Lösung als Ersatz für fehlende Organisation sehen
  • Low-Code/No-Code: Erlaubt schnelle App-Entwicklung – aber nicht für jede Anwendung

    Mach das: Kleine Tools für interne Workflows bauen
    Lass das: Komplexe Systeme ohne Fachwissen oder Support entwickeln

Buzzwords rund um Kunden

  • CRM: Hilft, Kundenbeziehungen zu pflegen – wenn die Daten stimmen

    Mach das: CRM nutzen, um Kundendaten zentral und aktuell zu halten
    Lass das: CRM als reines Adressbuch missbrauchen, es kann so viel mehr
  • Omnichannel: Kunden über alle Kanäle erreichen – nur sinnvoll mit Strategie

    Mach das: Kanäle verknüpfen, um einheitliche Kommunikation zu schaffen
    Lass das: Alle Kanäle gleichzeitig bespielen zu wollen, ohne die nötigen Ressourcen zu haben

Buzzwords rund um Sicherheit & Innovation

  • Cybersecurity: Unverzichtbar – aber oft unterschätzt

    Mach das: Sicherheitskonzepte regelmässig prüfen und Mitarbeitende schulen
    Lass das: Sicherheit einfach bloss als „IT-Thema“ abtun, sie betrifft ALLE im Unternehmen
  • Blockchain: Transparent und fälschungssicher – aber nur für wenige KMU relevant

    Mach das: Blockchain prüfen, wenn Nachvollziehbarkeit entscheidend ist, was branchenabhängig ist
    Lass das: Blockchain als reinen Selbstzweck einführen, die wenigsten Unternehmen brauchen eine
  • IoT: Vernetzt Geräte und Prozesse – nur sinnvoll mit klarer Datenstrategie

    Mach das: IoT nutzen, wenn Echtzeitdaten auch einen echten Mehrwert bringen
    Lass das: IoT ohne Sicherheitskonzept einsetzen - IoT kann als Einfallstor für Cyberkriminelle dienen

Checkliste: So erkennen KMU echten Nutzen

  1. Löst die Lösung ein konkretes Problem?
  2. Ist sie verständlich und bedienbar für die Mitarbeitenden?
  3. Gibt es Support und Weiterentwicklung?
  4. Passt sie zur Unternehmensgrösse und -kultur?

Fazit

KMU müssen bei der Digitalisierung nicht jedem Trend folgen. Sie brauchen einfach den Mut, die richtigen Fragen zu stellen und kleine, sinnvolle Schritte zu gehen. So entsteht echter Mehrwert, ganz ohne Druck, ohne Buzzword-Bingo.

Fragen Sie sich beim nächsten Schlagwort: Hilft dies Lösung meinem Unternehmen wirklich? Wenn die Antwort unklar bleibt, bieten Plattformen wie topsoft.ch und die Fachleute im topsoft Consulting-Netzwerk Orientierung und helfen, den Überblick zu behalten.