Die Covid-19-Pandemie legte die Schwachstellen vieler Industrien offen. Obwohl die mit Spannung erwartete Bereitstellung von Impfstoffen in Europa und Nordamerika zu einer Lockerung der Beschränkungen und einer Erholung der Produktionsaktivitäten führte, wurde der wirtschaftliche Optimismus durch Bedenken hinsichtlich anhaltender Risiken, weiterer Störfälle und ihrer möglichen Dominoeffekte unterdrückt.
Im Laufe des Jahres 2021 wurden wir Zeugen von weiteren Disruptionen, die zu einer wahren Krise entlang der Lieferketten führten. Produktknappheit, Kostendruck und steigende Inflationen sowie exorbitante Rohstoffpreiserhöhungen führten dazu, dass Hersteller gezwungen wurden, ihre Beschaffungsstrategien zu überprüfen und ihre Lagerbestände zu erhöhen, um zu verhindern, dass ähnliche Engpässe erneut auftreten. Hinzu kamen Risiken durch COVID-Mutationen, Cyberangriffe, ökologische Herausforderungen, höhere Steuersätze, stark steigende Energiepreise, Personalmangel und natürlich Bemühungen, die während der Pandemie entstandenen Verluste wiedergutzumachen bzw. aufzuholen.
Angesichts der Geschwindigkeit, Tiefe und Breite der Pandemie mussten sich Hersteller schnell anpassen und neue Wege finden, um zu überleben. Aus all dem ergab sich ein jedoch auch Positives: vielerorts war das altbewährte Handeln nicht mehr tragbar und die Bereitschaft für schnelle Anpassungen auf breiter Basis möglich. Eine der grössten betrieblichen Veränderungen war beispielsweise die Umstellung auf die Arbeit im Homeoffice, die jedoch eine erhöhte Systemanfälligkeit mit sich brachte. Unternehmen mussten ihre Cyber-Sicherheitsstufen stetig aktualisieren, um mit den Bedrohungen Schritt zu halten. Die Verlagerung von Geschäftsprozessen in eine „virtuelle“ Umgebung hat daneben auch Chancen eröffnet: Mithilfe von Cloud-Infrastrukturen konnten Hersteller viele ihrer Anwendungen und Systeme verbinden, Daten funktionsübergreifend verknüpfen und somit betriebliche Silos überwinden.
Wie sehen unsere fünf Prognosen für Produktionsunternehmen 2022 aus?
- Vereinheitlichung & Silodurchbrüche: Immer mehr Fertigungsunternehmen werden ihre bestehende Softwarearchitektur überdenken, um alle für das Unternehmen relevanten Prozesse in eine Lösung zu übertragen. Die Cloud spielt hierbei eine entscheidende Rolle, da sie ermöglicht, dass sämtliche Nutzer:innen mittels einer Datenbank Zugriff auf die für sie relevanten Informationen und Prozesse haben, ohne zwischen Softwarelösungen zu wechseln zu müssen.
- Vernetzung von Systemen und Anlagen: Wo früher viele Anlagen autonom betrieben wurden und Informationen mühsam zusammentragen werden mussten, werden immer mehr Fertigungsunternehmen die Vernetzung ihrer Anlagen, Produktionsmaschinen und Werkzeugen forcieren und diese innerhalb einer Lösung zusammentragen.
- Adieu „Just-in-Time“: Lieferketten wurden aufgrund der Pandemie auf eine harte Bewährungsprobe gestellt. So gab es immer längere Lieferzeiten und produzierende Unternehmen, die auf Komponenten und Rohstoffe angewiesen waren und bisher just-in-time bestellten, konnten nicht mehr so produzieren, wie sie es gewohnt waren. Immer mehr Unternehmen werden nun Sicherheitsbestände füllen und Prognosen über künftige Nachfragen erstellen müssen, um Engpässe zu minimieren und weiter produktiv zu sein.
- Lieferketten verkürzen: Unternehmen werden stärker darauf achten, dass sie Partnerschaften mit regionalen Rohstofflieferanten eingehen, um globale Abhängigkeiten (sowohl physisch als auch finanziell – Stichwort „rapide steigende Rohstoffpreise“) zu umgehen. Wir alle wissen, was passiert, wenn ein Container-Schiff tagelang feststeckt und die Produktion auf die Lieferungen angewiesen ist. Fertigungsunternehmen müssen umdenken und ihre Lieferketten verkürzen, um für Verzögerungen sowie enorme Preisschwankungen vorbereitet zu sein.
- Umwelt & Nachhaltigkeit: Gerade für Produktionsunternehmen spielen Themen wie CO2-Fussabdrücke, Nachhaltigkeit, Emissionen usw. eine entscheidende Rolle. Um diesen Themen gerecht zu werden, nutzen bereits heute viele Hersteller Technologien wie IoT, Big Data und KI, mit deren Hilfe sie u.a. messen, wie ihre Werte aussehen und wie sie sich verbessern können. 2022 werden immer mehr Unternehmen Datentransparenzen herstellen, um die Grundlagen dafür zu haben, ökologisch-nachhaltiger zu agieren und darüber, falls nötig, berichten zu können.
Fertigungsunternehmen stehen vor vielen verschiedenen Herausforderungen und Störungen – viele sind bedingt durch die Pandemie entstanden, viele gehören zur Entwicklung, die eine digitale Transformation unabdingbar machen. Damit Unternehmen dynamischer und flexibler auf unvorhergesehene Turbulenzen, wie z. B. Lieferkettenengpässe, reagieren können, müssen sie umstrukturieren. Hierzu helfen betriebliche Analysen, Vorhersagen von Entwicklungen sowie die Neuorientierung von Softwarelösungen, die die Geschäftsprozesse rundherum optimieren. Silos durchbrechen, vernetzen, Technologie nutzen und nachhaltig agieren – nur so schaffen es Produktionsunternehmen wettbewerbsfähig zu bleiben und insbesondere auch auf Krisen zu reagieren.