Der Glanz digitaler Währungen lässt sich kaum leugnen. Kaum ein anderes technisches Konzept hat in so kurzer Zeit so viele Schlagzeilen produziert, Investoren elektrisiert und ganze Branchen aus dem Dornröschenschlaf geholt.
Doch hinter den funkelnden Charts und den Geschichten von Millionengewinnen lauert ein Problem, das zunehmend schwerer zu ignorieren ist, und zwar der Energiehunger.
Symbolbild von Carl Tronders via Unsplash
Wenn Rechenpower zum Klimafaktor wird
Die meisten Kritikpunkte am Stromverbrauch richten sich an Blockchains, die auf dem sogenannten Proof-of-Work-Verfahren basieren. Dort sichern Miner das Netzwerk, indem sie komplexe mathematische Aufgaben lösen. Das klingt harmlos, entpuppt sich aber als gigantischer Stromfresser, weil unzählige Maschinen gleichzeitig rechnen und zwar rund um die Uhr. Die Schwierigkeit dieser Aufgaben passt sich an, sodass ein konstanter Fluss neuer Blöcke gewährleistet ist. Steigt die Zahl der Miner, steigt auch der Gesamtverbrauch.
Die Hardware ist darauf spezialisiert, nur eine Aufgabe perfekt zu erfüllen: möglichst schnell Hashwerte zu berechnen. Dafür kommen meist teure ASICs oder Grafikkarten zum Einsatz, die in riesigen Rechenzentren stehen. Neben der Rechenleistung selbst schlägt auch der Kühlaufwand zu Buche, denn die Geräte produzieren enorme Abwärme. Wer im globalen Wettbewerb bestehen will, siedelt seine Miningfarmen oft dort an, wo Strom besonders günstig ist. Die ökologische Bilanz hängt also stark vom regionalen Energiemix ab, Kohlekraft sorgt für eine ganz andere Klimawirkung als Wasserkraft.
Manche Kennzahlen wie „kWh pro Transaktion“ taugen wenig zur Bewertung, weil sie nicht die Sicherheitsarchitektur des Netzwerks widerspiegeln. Entscheidend ist vielmehr das sogenannte Sicherheitsbudget, also wie viel Geld (und damit Strom) ein Angreifer aufbringen müsste, um das System zu kompromittieren.
Wer sich für eine energieeffiziente Alternative interessiert, stösst unweigerlich auf die Frage, ob man XRP kaufen sollte. XRP ist bekannt für seinen geringen Energieverbrauch im Vergleich zu anderen Kryptowährungen, die auf dem Proof-of-Work-Konsens basieren.
Möglich wird dies durch den Ripple Protocol Consensus Algorithm (RPCA), einen eigenen Konsensmechanismus, der ohne energieintensives Mining auskommt und nur einen Bruchteil der Rechenleistung benötigt. Dieser Ansatz reduziert den Stromverbrauch erheblich und macht XRP in puncto Nachhaltigkeit zu einem interessanten Kandidaten für alle, die den ökologischen Fussabdruck ihrer Investitionen im Blick behalten wollen.
Von Proof of Work zu Proof of Stake
Proof of Stake will diese Rechnung grundlegend ändern. Hier entscheidet nicht rohe Rechenpower darüber, wer den nächsten Block schreiben darf, sondern der Einsatz eigener Coins. Wer Validator werden will, muss Kapital hinterlegen, das bei Fehlverhalten teilweise oder komplett verloren geht. Der Energieverbrauch sinkt damit drastisch, da keine energieintensiven Rechenoperationen mehr nötig sind. Statt gigantischer Mininghallen genügen Server mit moderatem Strombedarf, die zuverlässig online sind.
Es gibt zahlreiche Varianten, etwa Delegated Proof of Stake, bei dem Stimmrechte an ausgewählte Validatoren übertragen werden, oder Proof of Authority, das mit einer begrenzten Zahl vertrauenswürdiger Akteure arbeitet. Hybride Ansätze wie bei Solana kombinieren mehrere Verfahren, um Effizienz und Sicherheit in Balance zu halten.
Natürlich ist auch dieses Modell nicht perfekt. Wer viele Coins besitzt, hat mehr Einfluss, was Zentralisierungsängste weckt. Zudem hängt die Sicherheit stärker von klaren Regeln, guter Governance und funktionierendem Slashing ab als von physischer Kostenbarrieren wie bei Proof of Work.
Ethereum, Cardano, Solana und weitere Vorreiter
Als Ethereum 2022 den grossen Schritt vom Proof of Work zum Proof of Stake vollzog, war das ein Paukenschlag. Der Energieverbrauch sank um mehr als 99 Prozent, was den CO₂-Fussabdruck schlagartig minimierte. Cardano setzt schon seit seiner Gründung auf ein wissenschaftlich entwickeltes PoS-Protokoll namens Ouroboros, das ebenfalls extrem sparsam arbeitet. Solana geht einen anderen Weg und nutzt eine Kombination aus Proof of History und Proof of Stake. Das erlaubt sehr hohe Transaktionszahlen, erfordert jedoch leistungsstärkere Hardware pro Node.
Algorand wiederum setzt auf zufallsgestützte Komitees und kommt mit minimalem Energiebedarf aus. Stellar und Ripple verzichten komplett auf Mining und setzen auf eigene Konsensprotokolle, die Zahlungen schnell und energiearm bestätigen. Einen Sonderweg geht Chia, das auf Proof of Space and Time setzt. Dabei wird der Speicherplatz als Sicherheitsressource genutzt. Das reduziert zwar den Stromverbrauch deutlich, kann jedoch zu erhöhtem Verschleiss von Festplatten führen.
Krypto im europäischen Mainstream
Ein aktueller Bericht von Bitpanda macht deutlich, dass Kryptowährungen in Europa längst keine Randerscheinung mehr sind. Hier geht es nicht um eine kleine Gruppe technikverliebter Early Adopter, sondern um einen Markt mit rund 25 Billionen Euro an liquiden Assets, verteilt auf schätzungsweise 411 Millionen private und institutionelle Anleger.
Jeder siebte Privatinvestor ist bereits dabei, weitere zwölf Prozent stehen in den Startlöchern. In der wohlhabenden Anlegergruppe ist das Bild noch deutlicher: Dort hält schon jeder Zweite Krypto oder hat konkrete Pläne, einzusteigen. Auffällig ist vor allem der Wandel in der Haltung. Immer mehr Investoren betrachten digitale Währungen nicht als kurzfristiges Spekulationsobjekt, sondern als strategischen Baustein für langfristiges Wachstum und als Absicherung durch Diversifizierung.
Ganz ohne Stolpersteine verläuft diese Entwicklung allerdings nicht. Nahezu die Hälfte der Befragten schätzt ihr eigenes Wissen über Krypto als begrenzt ein, und 42 Prozent sehen nach wie vor ein hohes Risiko. Besonders spannend wird es in Mittel- und Osteuropa, wo Experten für die kommenden Jahre ein kräftiges Wachstum erwarten. Im Schnitt 5,8 Prozent jährlich bis 2027. Mit dieser Dynamik wächst auch der Handlungsdruck. Wer künftig im regulierten Finanzmarkt bestehen will, muss nicht nur Erträge, sondern auch eine saubere Klimabilanz nachweisen.
Grüner Strom fürs Mining
Eine Möglichkeit, den Energiehunger zumindest klimafreundlicher zu gestalten, ist die Nutzung erneuerbarer Energien. Manche Miningfarmen betreiben ihre Anlagen ausschliesslich mit Wasserkraft, andere nutzen überschüssigen Strom aus Wind- oder Solaranlagen, der sonst ungenutzt verpuffen würde. Off-Grid-Mining, also der Betrieb von Anlagen ausserhalb des öffentlichen Stromnetzes, kann sogar zur Netzstabilisierung beitragen. Wenn bei hohem Energieangebot Rechenleistung hochgefahren und bei Engpässen heruntergefahren wird, entstehen zusätzliche Flexibilitätsoptionen. Allerdings steht und fällt die Klimawirkung mit der Herkunft des Stroms.
Wenn die Blockchain selbst zum Klimaschützer wird
Abseits der Währungsfunktion kann Blockchain-Technologie direkt im Energiesektor helfen, Emissionen zu senken. Peer-to-Peer-Handel ermöglicht es, Strom aus Solaranlagen direkt an Nachbarn zu verkaufen, ohne Zwischenhändler. Smart Contracts sorgen für automatische Abrechnung, und Herkunftsnachweise lassen sich fälschungssicher in der Blockchain speichern.
Die Regulierung der Digitalisierung in Europa nimmt Fahrt auf. Mit MiCA wird ein Rahmen geschaffen, der klare Regeln für den Handel und die Verwahrung digitaler Assets vorgibt. ESG-Kriterien drängen immer stärker in den Vordergrund, sodass Investoren künftig nicht nur auf Rendite, aber auch auf die Klimabilanz achten werden.