Das ERP der Zukunft – smart, intuitiv, attraktiv

11.11.2024
5 Min.

Auch ERP-Lösungen wandeln sich, innovative Technologien wie Machine Learning oder Künstliche Intelligenz halten langsam Einzug. Doch die vom Smartphone verwöhnten Mitarbeitenden erwarten insbesondere in den Bereichen Usability und Flexibilität mehr von einem ERP-System.

 

Symbolbild von KI erstellt

 

Erinnern Sie sich noch an Ihre erste Business-Software-Lösung? In meinem Fall war es eine Branchenlösung, die Anfang der 1990er-Jahre auf einem AS400-System lief. Auf den IBM-Monitoren hatten sich über die Jahre die grünen Buchstaben ins Glas eingebrannt. Damals arbeitete ich in der Industrie und war unter anderem für die Produktionsplanung verantwortlich. Rückblickend könnte man die Unterstützung durch das damalige ERP-System als eine Art «bessere Schreibmaschine» beschreiben. Die Einplanung der Fertigungsaufträge war dementsprechend arbeitsintensiv und fehleranfällig. 
 
Die ERP-Branche war nie ein Innovationstreiber. Die Systeme entwickelten sich zusammen mit den Anforderungen der User. Das ERP muss funktionieren und Prozesse sowie Aufgaben entlang der Wertschöpfungskette zuverlässig unterstützen – unspektakulär, aber essenziell. Die «smarten» ERP-Anbieter erkannten das früh und entwickelten sich und ihre Lösungen über die Jahre zusammen mit ihren Kunden immer weiter.  
 

Die ERP-Anforderungen von morgen

Der Blick in den Rückspiegel ist immer einfacher als jener in die Zukunft. Ich wage hier auch keinen Blick in die Glaskugel, wie sich Business Software Lösungen entwickeln werden. Hier genügt ein Blick auf die aktuellen Anforderungen und Wünsche der Anwenderinnen und Anwender. 
 

Einfach, transparent, modern

Die kommende Generation definiert ihre Erwartungen an ERP-Systeme mit über zehn Jahren Smartphone-Erfahrung. Einfache Bedienung, Cloud Services, User Experience, Usability, Spracheingaben, Gestensteuerung, App-Feeling etc. sind Themen, denen sich ERP-Anbieter nicht mehr verschliessen können.  
 

Ortsunabhängig, flexibel, smart

Auch wenn es in den Baby-Boomer-Chefetagen noch nicht alle wahrhaben wollen: Das Bedürfnis, ortsunabhängig, flexibel und smart zu arbeiten, verstärkt sich weiter. Dieses Verständnis der Generation Z schreit förmlich nach cloud-nativen ERP-Lösungen. Dass die Software dabei mobile, responsive und mit Apps unterstützt zur Verfügung steht, wird als selbstverständlich vorausgesetzt. 
 
Dass Cloud Computing weiter zunimmt, zeigt auch ein Blick in den Rückspiegel bzw. in den IT-Markt Report 2023 von Profondia, welche 13'571 Schweizer Unternehmen befragt hat: Die Anzahl der Unternehmen mit einem Managed Service liegt bei 88 Prozent und Cloud-Dienste werden von 97 Prozent der befragten Unternehmen genutzt. 
 

Effektiv, schnell, zuverlässig

Wer wie ich mit Monochrom-Monitoren ins ERP-Zeitalter startete, hat erlebt, dass sich die Lösungen zu regelrechten Monolithen entwickelt haben, mit immer noch mehr Modulen und Funktionen. 
 
Doch die Zeit dieser verkapselten Monolithen hat ein Ablaufdatum. Das ERP entwickelt sich vielmehr zum unverzichtbaren Datenhub, Anwender erwarten eine hohe Interoperabilität mit Drittsystemen. Sales- und Marketing Automation, Projektmanagement, Social-Media Integration, KI-Agenten und weitere Systeme müssen sich zukünftig zwingend zusammen mit dem ERP zu einem nahtlosen End-to-End Prozess zusammenfügen. Dazu braucht es offene Standards (REST-API) und natürlich müssen Kernanwendungen wie auch Dritt-Systeme lückenlos und unabhängig voneinander releasefähig sein. 
 

Attraktiv, transparent, sicher

Post- und Rechnungsverarbeitung, Spesen, Rapporte, Personaladministration etc. sind repetitive, arbeitsintensive, fehleranfällige und auch langweilige Aufgaben – und somit vor allem auch teuer. Ideale Voraussetzung also, um diese und viele weitere Aufgaben mit neuen technischen Möglichkeiten wie Künstliche Intelligenz (KI) und Machine Learning (ML) zu automatisieren.  
 
Aber nicht nur in der Administration, auch in der Fertigung hat Künstliche Intelligenz längst Einzug gehalten und automatisiert die Prozesse in einer Vielzahl von Anwendungsfällen *z.B. bei Predictive Maintenance, Qualitätskontrolle, Supply Chain Optimierung, personalisierter Produktion, Energie- und Ressourcenmanagement oder Produktlebenszyklusmanagement. Immer mit dem Ziel, die Entscheidungsfindung zu verbessern, Effizienz zu steigern, Kosten zu senken und die Produktion zu optimieren.  
 

KI im ERP-System

Künstliche Intelligenz wird auch das Arbeiten mit dem ERP-System verändern. Sie bietet zahlreiche Chancen: Sie kann beispielsweise Prozesse automatisieren, Prognosen verbessern, Datenanalysen optimieren und sogar Routineaufgaben eigenständig übernehmen. Dadurch können Abläufe effizienter und Kosten gesenkt werden. KI hilft auch bei der vorausschauenden Wartung von Maschinen, verbessert das Bestandsmanagement und optimiert die Lieferkettenplanung. Und durch intelligente Chatbots könnte auch der Kundenservice beschleunigt und verbessert werden.
 
Gleichzeitig gibt es Risiken: Fehleinschätzungen durch unzureichende Daten, Sicherheitslücken und der mögliche Missbrauch sensibler Informationen stellen einige der Gefahren dar. Unternehmen, aber auch die Software-Anbieter müssen diese Potenziale und Risiken sorgfältig abwägen.
 

Fazit

Die Business-Software-Landschaft der Schweiz bewegt sich klar in Richtung Native Cloud, sie wird nachhaltiger, offener und flexibler. Die KI übernimmt dabei immer mehr Routineaufgaben und unterstützt Unternehmen sowie deren Mitarbeitende nachhaltig in der täglichen Arbeit.
 
Natürlich ist im Zusammenhang mit der Digitalisierung nicht alles disruptiv. Vollständige und konsequent digitalisierte End-to-End Prozesse sind heute in vielen Bereichen möglich, aber noch lange nicht KMU-Realität. Dazu meinte ein Anbieter letzthin, bei den meisten Projekten gehe es noch sehr oft einfach um «Brot und Butter-Themen»… 
 
Die Entwicklung zukünftiger ERP Systeme ist auch in Zukunft ein iterativer Prozess, genau wie es die Entwicklung der Business Prozesse in den Unternehmungen ist. Neue technologische Möglichkeiten spiegeln sich an den Anforderungen der Anwender und umgekehrt. Der Fokus liegt dabei auf dem optimalen Einsatz von Technologie, nicht auf dem Maximum. So entstehen gut austarierte, soziotechnische Arbeitssysteme. 
 
Klar ist: Das Kapitel «KI im ERP-System» wurde erst aufgeschlagen und uns erwarten ohne Zweifel noch viele spannende Neuerungen. Wir halten Sie hier mit topsoft auf dem Laufenden - gedruckt, digital und live!
 
 

Der Autor

 
Cyrill Schmid ist CEO der schmid + siegenthaler consulting gmbh und verschafft mit topsoft, der Plattform für Digitales Business, seit rund 25 Jahren Orientierung für konsequent digitalisierte Prozesse mit Business Software. www.topsoft.ch

 

 

 

Der Beitrag erschien im topsoft Fachmagazin 24-3

 

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