Decken sich die Bedürfnisse Schweizer KMU in Sachen IT mit den Plänen der IT-Anbieter für das Jahr 2025? Und was meinen ausgewiesene Fachpersonen zu den Trends? Der topsoft Trendkompass 2025 geht diesen Fragen auf den Grund. Hier lesen Sie die Antworten von Management-Consultant Daniel Renggli.
Daniel Renggli ist Management Consultant und Partner von 123C Digital Consulting
Daniel Renggli ist Management Consultant mit einem Fokus auf Marketing und Customer Experience und einer Leidenschaft für Technologie und KI-gestützte Automation in Marketing, Verkauf und Service. Er berät mittelständische Unternehmen auf strategischer und konzeptioneller Ebene und begleitet diese in ihrer digitalen Transformation.
Welche IT-Trends sehen Sie als entscheidend für den Erfolg von Schweizer KMU im Jahr 2025?
Ganz sicher der Trend zu Digitalisierung und Automatisierung von Geschäftsprozessen – dazu gehören auch Agentic AI und Voicebots – und zu KI-gestützten Handlungsempfehlungen, auch „Decision Intelligence“ genannt. Als Voraussetzung für beides auch Data Management und Data Governance, da die KI auf belastbare Daten angewiesen ist, die gesetzeskonform erhoben werden. Und Cybersecurity, weil es hier um die nackte Existenz eines Unternehmens geht.
Mit welchen konkreten Themen, Entwicklungen oder Innovationen beschäftigt sich Ihr Unternehmen im 2025?
Als Management Consultant und Partner von 123C Digital Consulting unterstütze ich KMU in der Digitalisierung, konkret in der Automatisierung und der Anwendung von KI in den Bereichen Marketing, Sales und Service. Als Associate Partner von Hase & Igel, einem mehrfach ausgezeichneten Scale-up im Feld der Analytic AI, auch dabei, Trends und Veränderungen in der Nachfrage und den Bedürfnissen der Zielgruppen zu erkennen, neue Kunden zu finden oder Kampagnen und Werbebudgets zu optimieren.
Alle reden von KI. Was fragen Ihre Kunden konkret in diesem Bereich nach?
Einige suchen erst einmal nach Orientierung in Workshops und experimentieren mit generativer KI. Dabei macht sich Ernüchterung breit. Unsere Kunden suchen deshalb nach Use Cases, wo sie wirkliche Effizienzgewinne oder Kosteneinsparungen erzielen können. Mit unserer Unterstützung beschäftigen sie sich deshalb mit analytischer KI und Robotic Process Automation. Erstere hilft, schnell die richtigen Entscheidungen zu treffen für den Markterfolg, letztere, Prozesse zu automatisieren.
Digitalisierung, Transformation, Automatisierung: Die Schlagworte überfordern viele. Was ist Ihre Empfehlung, wie oder wo sollte ein KMU damit starten?
Mit der Strategie. Die zentrale Frage, die es dabei zu beantworten gilt: Was wollen wir erreichen und weshalb? Dazu müssen wir den Markt, unsere Wettbewerber und unsere Zielgruppen kennen und verstehen. Hier helfen KI-gestützte Marktforschungstools wie sie z. B. Hase & Igel mit der Neutrum AI-Plattform anbietet. Danach sollte sich ein KMU mit dem Status quo befassen – wo stehen wir jetzt?
Nachdem es offensichtlich ist, dass Unternehmen nicht an der Digitalisierung und Automatisierung von Prozessen vorbeikommen, wenn sie wettbewerbsfähig bleiben wollen, sollte jetzt eine Standortanalyse diesbezüglich durchgeführt werden. Dabei hilft ein Reifegrad-Assessment, wie es 123C Digital Consulting anbietet. Nach dem initialen „Framing“ zur Abstimmung der digitalen Themenfelder, Kernbereiche, Einflussfaktoren und Ressourcen, wird mithilfe eines „Mapping“ der Status quo analysiert, der digitale Reifegrad bestimmt und daraus abgeleitet ein Konzept für die digitale Transformation entwickelt. In der letzten Phase – „Playing“ genannt – wird die Roadmap mit konkreten Massnahmen (in Form von Handlungsempfehlungen) zur Erreichung der gesetzten Ziele und zur Steigerung des digitalen Reifegrads ausgearbeitet. Für die Umsetzung der empfohlenen Massnahmen werden KMU je nach Bedarf punktuell unterstützt durch Experten aus dem Netzwerk von 123C Digital Consulting, zu welchen auch ich gehöre.
In jedem Fall sollten sich Unternehmer oder die Geschäftsleitung eines KMU eine Aussensicht verschaffen – durch KI-gestützte Marktforschung, die schnell und vergleichsweise kostengünstig wertvolle Insights für die Strategie liefert, und durch den Beizug eines externen Beraters oder Business Sparring-Partners.
Carte Blanche
Seit dem Launch von ChatGPT ist ein wahrer Hype um die generative KI (GenAI) ausgebrochen. Ohne die Errungenschaften in diesem Bereich mindern zu wollen, ist es bedauerlich, dass der ganze Fokus nur auf dieser einen Art von KI liegt, während andere Arten von KI wie die analytische und die robotische (RPA) schon länger gute Dienste leisten und womöglich einen weitaus grösseren Nutzen für viele KMU bieten. Einige Unternehmen haben auch bereits gemerkt, dass generative KI nicht die Wunderwaffe zur Lösung von Business-Problemen ist, die man sich erhofft hat. Erick Brethenoux von Gartner hat in einem Interview mit The Register gemeint: „Die generative KI beanspruche zwar 90 Prozent der allgemeinen Aufmerksamkeit, werde aber nur für 5 Prozent der Use Cases nützlich sein. Viele Anwender hätten dies auch bereits festgestellt und würden zu traditionellen KI-Technologien wie Machine Learning, Graphen oder regelbasierten Systemen zurückkehren. Diese seien in den meisten Fällen besser geeignet als GenAI um Business-Probleme zu lösen – und dies zu tieferen Kosten.“
Die Kunst ist es, die drei Arten der KI – Generative AI, Analytic AI und Robotic Process Automation (RPA) – so miteinander zu verknüpfen, dass sie als co-kreative KI möglichst gewinnbringend für das Unternehmen zusammenarbeiten. Zum Beispiel brieft die analytische KI die generative KI zu Nachfrage im Markt, Trends und Vorlieben der Zielgruppen, so dass die generative KI mithilfe dieser Informationen passende Werbemittel erstellen kann (Texte, Bilder, Videos), welche die RPA als Teil der Marketing Automation passgenau auf die Zielgruppe ausspielen kann, indem sie gleich auch die im Kontext passenden Werbeplätze bucht (Contextual Advertising). So lässt sich ein heute aufwendiger Prozess automatisieren oder zumindest enorm beschleunigen.
Neben dem bereits genannten Beispiel gibt es unzählige weitere Anwendungsfälle, z. B. für die Sortimentsgestaltung, die optimale Zuteilung von Marketingbudgets auf einzelne Kampagnen und Kanäle, die Anzeige von Up- und Cross-Sell-Potenzialen in Vertriebsgesprächen oder das Briefing eines Call Center Agents, eines Chat- oder Voicebots.