Interview: Christian Bühlmann, Editor in Chief topsoft Fachmagazin
Christian Bühlmann: Wir freuen uns, mit Zoho den Softwarehersteller und mit CleverBridge einen Schweizer Partner am gemeinsamen Tisch zu begrüssen. Um es vorwegzunehmen: Zoho ist hierzulande zwar ein Begriff, aber es geht uns ein bisschen nach dem Motto «was man weiss und doch nicht kennt». Helfen Sie uns, die Wissenslücke zu füllen…
Shankar Ravindranath: Wir sind das indische Softwarehaus und bieten die komplette Business Suite für das Unternehmen. Wir gehen die von der Digitalisierung geprägten Anforderungen noch agiler, flexibler und vollständiger an. Wir begegnen diesen sich stetig verändernden Prozessen und Informationsbedürfnissen mit unseren Apps mit sehr grosser Flexibilität einfach zukunftsgerichtet.
Shankar Ravindranath, Platform Evangelist bei Zoho Corporation: «Schweizer Unternehmen stellen hohe Ansprüche an die Qualität von Business Software. Das treibt uns an, unsere Apps in Zusammenarbeit mit den Kunden laufend zu verbessern.»
Herr Hug, warum hat sich CleverBridge entschieden, Partner von Zoho zu werden? Es hätte ja auch ein anderes CRM-Produkt sein können…
Balz Hug: Da haben Sie völlig Recht. Und ehrlich gesagt wurde ich eher zufällig darauf aufmerksam. Mich hat die Vollständigkeit der Lösungen und die extrem schnelle Art, Software an die Kundenwünsche anzupassen sowie die modernste und innovative Technologie überzeugt. Mit Zoho nutzen Sie vom Newsletter bis zur Buchhaltung ohne Unterbruch oder Schnittstellen die komplett Business Software direkt im Browser. Und wenn Sie besondere Anforderungen haben, wie es bei vielen Schweizer Unternehmen der Fall ist, können Sie die Lösungen auf diese speziellen Bedürfnisse anpassen und erweitern.
Das Logo mit den Bausteinen suggeriert, dass die Implementierung der Software kinderleicht ist. Haben wir das richtig interpretiert?
Balz Hug: Die Interpretation stimmt, aber Vorsicht: Nur die Grundelemente, wie z.B. Feldwerte erweitern oder die Erfassungsmaske ändern, sind tatsächlich einfach. Wenn es um Aufgaben im Büroalltag geht, welche die Software übernehmen und anschliessend automatisch erledigen soll, kann ein scheinbar trivialer Arbeitsablauf doch komplizierter werden als ursprünglich angenommen. Andererseits wird in der Regel exakt an diesen Stellen der grösste Mehrwert geschaffen.
Ich erkläre Ihnen das an einem Beispiel: Ein Kunde ruft an und erkundigt sich nach einer massgeschneiderten Lösung, nachdem er sich zuvor auf der Website die Produkte angeschaut hat. Der Kunde wünscht eine Verkaufsberatung. Diesen aufwändigen Ablauf einer telefonischen Anfrage für eine Verkaufsberatung mit anschliessendem Angebot haben wir umgestellt. Neu kann sich der Kunde jederzeit auf der Website die gewünschten Produkte selber zusammenstellen. Der Online-Produktkonfigurator hilft ihm bei der Auswahl und zeigt nur mögliche Varianten an. Als Resultat können Sie gleichzeitig mehrere Anfragen für «Beratungen» bedienen und der Kunde erhält umgehend die Offerte zugestellt.
Shankar Ravindranath: Für solche Spezialitäten bietet Zoho gleich mehrere Möglichkeiten. Makros, Workflows und Business Blueprints helfen, diese Anpassungen mehrheitlich nach dem Drag&Drop-Prinzip zu implementieren statt wie früher mittels Programmierung. Wenn Sie solche Anpassungen als kinderleicht einstufen, können Sie diese grundsätzlich auch selber vornehmen. Wir empfehlen dennoch den Beizug eines Zoho-Partners.
Gibt es so etwas wie einen Zoho-Kundentyp? Wo finden Sie Ihre Kunden? Worauf sprechen diese vor allem an?
Balz Hug (lacht): Das fragen wir uns auch immer wieder… Wenn ich daran denke, dass wir heute Startups wie auch grosse Schweizer Konzerne bedienen dürfen, ist die Grösse des Unternehmens eher nicht ausschlaggebend. Ich denke, wichtige Kriterien für unsere Kunden sind die Flexibilität in den Apps, die App in verhältnismässig kurzer Zeit produktiv nutzen zu können, die App auch in Zukunft an heute noch wenig bekannten Anforderungen anpassen zu können, die mehrheitlich selbsterklärende Art sie zu bedienen und last but not least der Preis.
Shankar Ravindranath: Dass Zoho zudem Fakten wie 5'000 Mitarbeitende und über 35 Millionen Benutzer weltweit ins Spiel bringen kann, sind nicht wichtige Entscheidungskriterien, sondern vermitteln auch Vertrauen in den Hersteller und die Software.
Zoho-Partner aus Überzeugung – Balz Hug, CEO von CleverBridge: «Mich hat die Vollständigkeit der Lösungen und die extrem schnelle Art, Software an die Kundenwünsche anzupassen sowie die modernste und innovative Technologie überzeugt.»
Ehrlich gesagt, der Ansatz mit den verschiedenen Apps ist für uns etwas ungewohnt. Wie wird sichergestellt, dass dabei der Überblick über den gesamten Anwendungsbereich nicht verlorengeht?
Balz Hug: Das geht uns an manchen Stellen genauso. Und dazu möchte ich auch erwähnen, dass der Reifegrad nicht bei allen Apps derselbe ist. Vielleicht hilft ein kurzer Blick auf den Werdegang von Zoho. Gegründet im 1996 mit Fokus Netzwerkmanagement wurde das heutige Zoho CRM bereits im 2001 geboren. Shankar hat diese erste App in den Grundzügen designed und damit einen der wichtigsten Grundsteine für Zoho gelegt. Im Laufe der Jahre kamen laufend weitere Apps wie Zoho Project, Zoho Office mit Writer, Sheet und Docs sowie Zoho Fakturierung und Personaldossier hinzu. Auf die Herausforderung, den Überblick zu behalten, hat Zoho mehrere Apps thematisch in Pakete von Apps zusammengefasst. Das jüngste Produkt ist das Zoho One: Sie erhalten quasi ein Zoho und haben alles dabei.
Welche Bedeutung spielen Technologien wie Artificial Intelligence, Augmented/Virtual Reality, Chatbots usw. bei der Weiterentwicklung von ZOHO?
Shankar Ravindranath: Diese Technologien haben eine grosse Bedeutung. Zoho begegnet diesen Entwicklungen mit der Aufarbeitung in eigenen Teams. Die Resultate finden sich laufend in den bestehenden Apps. Beispielsweise ist Zia, die kommunikative auf künstliche Intelligenz basierende Vertriebsassistentin, bereits heute im Zoho CRM verfügbar. Zia erkennt Unregelmässigkeiten im Vertrieb, macht Vorschläge für schnellere Arbeitsweisen und kann sogar verstehen, wie sich Ihre Kunden fühlen. Mit Taz haben Sie einen robusten Chatbot als weiteren Assistenten, welcher sich beispielsweise um Standorterkennung und Ihre Ereignisse kümmert. Und Sie können mit Zoho Ihren eigenen Chatbot einrichten und trainieren. Darf er für Sie Kino-Tickets bestellen?
Wie beurteilen Sie, Herr Hug, den Schweizer CRM-Markt? Wo sehen Sie dabei die Stärken von ZOHO? Und was meint der Hersteller selbst dazu, Shankar?
Balz Hug: Im Schweizer Markt nehme ich eine grosse Bewegung und Bereitschaft gegenüber den Online-Technologien wahr. Die bisher oft statischen und trägen Prozesse können nicht mehr den neuen von Dynamik geprägten Welten genügen. Deshalb bietet es sich an, das Bewährte mit schlanken, modernen und flexiblen Apps zu ergänzen und somit das produktive Arbeiten in den Teams zu ermöglichen. Haben Sie beispielsweise Abacus als Finanzlösung im Einsatz, können Sie diese bewährte Software weiter einsetzen. Ihr Vertrieb muss jedoch möglicherweise eine flexiblere Antwort auf Anfragen aus aller Welt haben.
Shankar Ravindranath: Und genau hier kommen die Apps von Zoho ins Spiel. Verbessern Sie ihr professionelles Kundenmanagement und steigern Sie damit Umsatz ohne die bewährten Prozesse in Frage zu stellen. Zoho lässt sich einfach auch mit Systemen von Drittherstellen wie Abacus, SAP S/4 HANA und Microsoft integrieren.
Werden wir in Zukunft hierzulande mehr von ZOHO und seinen Partnern hören? Wenn ja, in welcher Form?
Shankar Ravindranath: Ich hoffe schon. Zoho hat erst vor kurzem ein eigenes Office in Amsterdam eröffnet. Ja, ich weiss, dass die Schweiz innerhalb Europa eine Sonderrolle spielt. Aber Amsterdam ist doch schon viel näher als Indien, oder? Aus unserer Sicht ist die Schweiz besonders interessant. Einerseits sind die Ansprüche an die Qualität in den Prozessen und in der Software hoch. Und das treibt uns an, unsere Apps aufgrund der vielen Kundenrückmeldungen laufend zu verbessern. Andererseits ist der Standort Schweiz für uns auch für das Betreiben eines Rechenzentrums von besonderem Interesse.
Vielen Dank, Balz Hug und Shankar Ravindranath, für das aufschlussreiche Gespräch.
Balz Hug ist Gründer und Inhaber von CleverBridge. Das Unternehmen mit Sitz in Ebnat-Kappel ist spezialisiert auf Lösungen für Vertrieb und Marketing. Als zertifizierter Zoho Creator und Alliance Partner nutzt CleverBridge dazu das App-Angebot von Zoho.
Shankar Ravindranath gehört zu den Pionieren bei Zoho Corporation. Begonnen hat er seine Laufbahn als Software-Entwickler. Danach folgten verschiedene Aufgaben, u.a. als Produktmanager und Marketing Manager. Als Platform Evangelist konzentriert er sich heute auf den Aufbau des CRM-Marktplatzes auf Basis von Zoho-Applikationen.