Decken sich die Bedürfnisse Schweizer KMU in Sachen IT mit den Plänen der IT-Anbieter für das Jahr 2026? Und was meinen ausgewiesene Fachpersonen zu den Trends? Der topsoft Trendkompass 2026 geht diesen Fragen auf den Grund. Hier lesen Sie die Antworten des KI-Experten Carlos Bouzo.

Carlos Bouzo ist Berater, ERP-Enthusiast mit längjähriger Erfahrung und KI-Experte bei redPoint. Seine starke Begeisterung für Innovation und KI-Technologie treibt ihn an.
Welche IT-Entwicklungen prägen 2026 den Erfolg von KMU?
2026 gewinnt natürlich KI weiter an Bedeutung: Immer mehr KI-Funktionen werden in ERP-Systemen integriert und intelligente Automatisierungen durch autonome AI-Agents erleichtern die Arbeit. Auch der Wandel hin zu vernetzten Plattform-Ökosystemen nimmt weiter zu. Zudem wird das Thema Nachhaltigkeit immer präsenter: Es stärkt die strategische Resilienz von KMUs und sichert die langfristige Zukunftsfähigkeit.
Welche IT-Themen und Innovationen stehen 2026 bei Ihnen im Fokus?
Wir orientieren uns weiterhin am Markt- und Kundenbedarf. KI und Nachhaltigkeit stehen auch bei uns im Fokus. Wir bauen Wissen auf und etablieren konkrete Best Practices mit einem echten Mehrwert. Microsoft integriert immer mehr KI-Funktionen in Dynamics 365 Business Central - inkl. spannenden autonomen AI-Agents (z.B. Sales-Agent). Diese Innovationen möchten wir unseren Kunden zugänglich machen.
Welche KI-Fragen bewegen Ihre Kunden im Jahr 2026?
Unsere Kunden beschäftigen sich mit Fragen wie: Wie lässt sich KI sinnvoll im ERP nutzen? Welche Prozesse können durch autonome AI-Agents automatisiert werden? Und wie bleibt man dabei datenschutzkonform? Generell: Was muss ein KMU tun, um zukunftsfähig zu bleiben? Der Wunsch nach konkreten Use Cases und spürbaren Mehrwert steht klar im Fokus.
Digitalisierung, Transformation, Automatisierung: Was hat sich seit 2025 verändert – und wo stehen KMU heute?
Wir sind in einem ständigen Wandel. Meiner Meinung nach hat vor allem das Tempo zugenommen und deshalb die Digitalisierung beim KMU deutlich beschleunigt. KI ist schnell vom Trend zur Realität bzw. zur konkreten Anwendung geworden - insbesondere eben auch im ERP-Umfeld. Unternehmen suchen Effizienz und Produktivität, d.h. sie setzen vermehrt auf Automatisierungen, um weiterhin wettbewerbsfähig zu bleiben.
Die Transformation ist ja schon lange nicht mehr nur technologisch, sondern auch kulturell. Der digitale Wandel verändert z.T. ganze Geschäftsmodelle und deshalb müssen KMUs auch gewillt sein, in vernetzte Plattform-Ökosysteme wie auch in ihre Ressourcen zu investieren. Gleichzeitig werden dadurch Themen wie Datensouveränität und auch Nachhaltigkeit immer wichtiger. KMU dürfen nicht stehen bleiben - sie müssen ihren gut überlegten Weg finden und jetzt handeln, um zukunftsfähig zu bleiben.
Was sollten KMU 2026 nicht tun, wenn sie digital erfolgreich sein wollen?
KMU sollten auf keinen Fall abwarten und stehen bleiben - aber auch nicht in Aktionismus verfallen. Wer ohne eine klare Digitalisierungsstrategie agiert, riskiert falsche Entscheidungen, Ineffizienz und auch eine Überforderung der Organisation. Auch das Ignorieren von Innovationen wie KI ist kritisch, um weiterhin erfolgreich zu sein. Gleichzeitig darf sich die digitale Veränderung nicht nur auf Technologie beschränken, sondern es müssen auch Mitarbeitende auf diese Reise mitgenommen und kulturelle Veränderungen gefördert werden. Die Digitalisierung als einmaliges Projekt zu betrachten ist ein grosser Irrtum - es ist ein kontinuierlicher digitaler Wandel. Ein KMU darf sich nicht verstecken und muss mutig vorwärts gehen.
Welcher einzelne Trend oder welche Entwicklung wird 2026 Ihrer Meinung nach am meisten überschätzt – und welcher wird unterschätzt?
Meiner Erfahrung nach wird oft die Vorstellung überschätzt, dass KI alles komplett selbstständig automatisiert und es keine Menschen mehr braucht. KI ist kein Selbstläufer! Es braucht die richtigen Vorgaben, Entscheidungen und auch ein Prozessverständnis. Bei Microsoft heisst die KI-Technologie ja Copilot, nicht Autopilot - sie soll unterstützen, nicht ersetzen. (Noch) unterschätzt wird sicherlich das Thema Nachhaltigkeit im ERP-Umfeld. Es steckt viel Potenzial dahinter und kann KMUs helfen, langfristig wettbewerbsstark zu bleiben.
Carte Blanche
Aus meiner Sicht bewegen wir uns aktuell in einem spannenden Zeitalter. Auch 2026 wird geprägt sein von technologischen Entwicklungen und Innovationen, die KMUs vor Herausforderungen stellen - aber auch enorme Chancen bieten, wenn sie offen für Veränderungen und mutig sind. Ich bin überzeugt: Nur wer Digitalisierung nicht allein als technologische Entwicklung sieht, sondern auch als kulturellen Wandel versteht, wird sich als Organisation langfristig erfolgreich weiterentwickeln. Digitale Tools können Prozesse optimieren - doch echte nachhaltige Transformation beginnt beim Menschen und der Unternehmenskultur.
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