Arbeitsort Homeoffice aus IT-Arbeitgeber-Sicht

27.02.2023
7 Min.
Die IT gehört zu den Branchen mit der grössten Remote-Work-Dichte. Allerdings sagt Masse allein oftmals wenig aus. Denn speziell für Arbeitgeber liegen hier Licht und Schatten dicht beieinander.
 

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Ganz gleich, ob man es (falsch-englisch) Homeoffice nennt, allgemeiner von Remote Work spricht, den etwas sperrigen deutschen Begriff Teleheimarbeit verwendet oder die sehr amerikanische Vokabel "Work From Home (WFH)" nutzt: Was das Arbeiten von anderen Orten als dem Unternehmensstandort aus anbelangt, war die Covid-Pandemie weltweit ein gigantischer Beschleuniger. 
 
Vor Corona arbeitete bei uns etwa ein Viertel aller Beschäftigten an wenigstens einem halben Tag wöchentlich „woanders“. Zu den Hochzeiten der Massnahmen war es sogar die Hälfte. Und zumindest einer einzelnen Umfrage aus dem Jahr 2022 nach arbeiten tatsächlich 75 Prozent derjenigen Schweizerinnen und Schweizer, deren Beruf es theoretisch ermöglicht, wenigstens teilweise remote – wenngleich ebenso knapp zehn Prozent sagen, ihre Firma würde es nicht gestatten.
 
Sind diese 75 Prozent (abzüglich derjenigen, die eigentlich lieber nicht zuhause arbeiten möchten) bessergestellt? Haben deren Arbeitgeberinnen die Zeichen der Zeit besser erkannt und sind damit zukunftsträchtiger und insgesamt besser unterwegs? So viel sei bereits verraten: Aus der Sicht eines IT-Arbeitgebers, eigentlich sogar jedes Arbeitgebers, kann WFH mit ähnlichen Vor- und Nachteilen aufwarten wie jede andere Arbeitsform.
 

Heimarbeit aus Arbeitgebersicht: Die positiven Faktoren

Warum sollte es jemand seinen Angestellten gestatten, auf eine Weise zu arbeiten, bei der sämtliche Belange (wenigstens am betreffenden Tag) nur noch über verschiedene Kommunikationsmittel aus der Distanz erledigt werden können? Tatsächlich handelt es sich dabei keineswegs um eine Goodwill-Aktion, sondern um etwas, von dem Arbeitgeberinnen beziehungsweise Unternehmen generell profitieren können.
 

Enorme Einsparungen in Sachen Arbeitsplatzvorhaltung 

Ein Mitarbeiter mag zwar durch seine Leistung Umsätze und Gewinne erwirtschaften. Damit er das jedoch kann, sind Ausgaben nötig. Konkret muss er an seinem Arbeitsplatz alles Notwendige vorfinden, um seinen Job erledigen zu können. 
 
Naturgemäss ist das im Homeoffice nicht anders, allerdings mit einer massiven Ausnahme: Raum im Sinne von Immobilien. Jede Arbeitnehmerin, die nicht vor Ort inhouse arbeitet, benötigt dort keinen Raum. Tatsächlich existieren sogar einige wenige Unternehmen, die man (allerdings nicht im originären, negativen Sinn) als „Briefkastenfirmen“ bezeichnen könnte. Es gibt also dort keinerlei Firmensitz nach klassischer Prägung, weil die gesamte Belegschaft remote arbeitet – durch das Thema Cloud Computing sogar auf Server und ähnliche IT-Bausteine bezogen kein Problem.
 
Selbst dort, wo die Belegschaft nur die Hälfte ihrer Zeit (oder gar noch weniger) im Homeoffice verbringt, funktioniert diese Rechnung. In dem Fall benötigt jedes Teammitglied nur einen halben oder dreiviertel Arbeitsplatz. 
 
Was das aus Sicht der Immobilienpreise und Mieten bedeutet, liegt auf der Hand. Je stärker diese ein Unternehmen belasten, desto grösser wird die tatsächliche Einsparung durch Remote Work. Hinzu kommen noch Nebenkosteneinsparungen, allen voran Strom, Heizenergie und Wasser – selbst wenn das Obligationenrecht fordert, alle dem Arbeitnehmer zuhause entstehenden Kosten zu ersetzen
 

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Deutlich verringertes Socializing der unerwünschten Art

Ein Grund, den viele Arbeitnehmerinnen für ihre Ablehnung von Teleheimarbeit anführen, ist die Distanz zu den Kollegen und die damit verlorene soziale Komponente. Fraglos ist der Beruf generell ein bedeutender Faktor, was zwischenmenschliche Kontakte anbelangt. Der Verlust kann daher durchaus schmerzen – je nachdem, welchen Anteil die Kollegen am persönlichen Social Circle haben.
 
Aus Arbeitgeberinnensicht kann einem dieser Verlust eigentlich jedoch nur genehm sein. Denn je nach solchen Faktoren wie etwa
  • räumliche Aufteilung,
  • hierarchische Ebenen oder
  • Alters- und Geschlechterstruktur
kann das Socializing im Unternehmen durchaus ausufern. Die Mitarbeiter vergeuden also zu viel Arbeitszeit mit persönlichen Dingen untereinander. Einzeln mag das vielleicht nur wenige Minuten täglich betragen. Hochgerechnet kann dieses Verhalten jedoch regelrecht geschäftsschädigend sein. Und obwohl jede Arbeitgeberin das Recht hat, Privatgespräche und Ähnliches zu untersagen, so machen doch die wenigsten aus Imagegründen umfassenden Gebrauch davon – kaum jemand möchte als ein so strenger Boss bekannt sein.
 
Remote Work ist eine sehr nonchalante Möglichkeit, das Socializing massiv zu reduzieren. Wo es für faktisch jeden Kontakt nötig ist, den betreffenden Kollegen irgendwie auf technischem Weg zu kontaktieren, reduziert sich das Aufkommen meist automatisch ohne jede Anordnung.
 

Präzise Möglichkeiten zur Leistungsmessung

Wie viele Umsätze erwirtschaftet eine Mitarbeiterin bezogen auf die Kosten, die sie verursacht – angefangen mit der Entlohnung? Aus Arbeitgebersicht ist dies eine ganz nüchterne Frage der betriebswirtschaftlichen Rentabilität. Bloss ist es bei der Präsenzarbeit deutlich schwieriger, hierfür präzise Zahlen zu bekommen.
 
Anders bei Remote Work: Da es hier stets nötig ist, zu einem sehr hohen Grad digitale Arbeitsmittel zu nutzen, stehen Arbeitgeberinnen verschiedenste Möglichkeiten offen, um Leistungen zu messen. Etwa:
  • Wie viele Zeilen Code hat ein Programmierer pro Tag geschrieben? 
  • Wann genau hat sich eine Mitarbeiterin morgens in die Remote-Verbindung eingewählt?
  • Wie viele und welche Daten wurden in welchem Zeitraum über diese Verbindung ausgetauscht?
Beispielsweise können Homeoffice-Mitarbeiter dazu verpflichtet werden, zum Feierabend ihre gemachten Arbeiten, die dafür benötigten Zeiträume und anderes in ein ERP einzutragen. Bei Heimarbeit wird das nicht einmal als negativ empfunden. Da in der Schweiz überdies Fernwartungs-Tools eingesetzt werden dürfen, ergeben sich hierdurch mannigfaltige rechtssichere Möglichkeiten, die Leistung aller Angestellten sehr präzise zu messen, ohne diese zu brüskieren – mit Dingen, die aus demselben Grund bei Präsenzarbeit nicht verwendet werden könnten.
 

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Anerkannt bessere Leistungen 

Zu Beginn der Pandemie hatten viele Arbeitgeberinnen Befürchtungen, die Heimarbeit würde zu Situationen führen, in der Mitarbeiter durch die nicht anwesenden Kollegen, die notwendige Nutzung ausschliesslich technischer Kommunikationswege und ähnliche Faktoren deutlich weniger leisten würden. 
 
Das Gegenteil ist der Fall In der grossen Masse sind Remote Worker insgesamt nachgewiesenermassen leistungsfähiger:
  • Abwesenheit des Pendelns samt damit wegfallender Arbeitnehmerinnenkosten;
  • Keine Notwendigkeit, sich für die Arbeit besonders zu kleiden;
  • Vielfach massiv verringertes Schlafdefizit;
  • Optionen, den Arbeitsplatz gänzlich nach eigenen Vorstellungen zu gestalten und sich dort nach eigenem Gusto zu verhalten;
  • Deutlich reduzierte Ablenkungen beruflicher Natur (etwa die klappernde Tastatur der Kollegin);
  • Optionen für andere Arbeits(zeit)einteilung;
  • Verbesserte Work-Life-Balance.
Das alles und mehr sind in der Summe stressreduzierende Faktoren. Die meisten Homeoffice-Arbeiterinnen sind daher leistungsfähiger, fokussierter, arbeiten effizienter und benötigen für dieselben Aufgaben meist merklich weniger Zeit. Wie erwähnt: Es ist nicht bei jedem so, allerdings einer überwältigenden Mehrheit.
 

Deutlich vergrösserter Fachkräfte-Pool

Selbst in einem vergleichsweise kleinen Land wie der Schweiz kennen viele Arbeitgeber das Problem: Längst nicht jede potenzielle Neu-Mitarbeiterin ist für das Unternehmen greifbar. Schlicht, weil selbst bei uns nicht jeder bereit ist, beispielsweise von Lausanne nach St. Gallen zu zügeln. Unternehmen, die es auf Arbeitnehmer aus dem Ausland abgesehen haben, stehen diesbezüglich sogar vor noch grösseren Herausforderungen.
 
Schon teilweise Heimarbeit kann diese Problemstellung merklich reduzieren. Wer nicht an jedem Tag der Woche pendeln muss, der ist meist bereit, an den Präsenzarbeitstagen deutlich weitere Wege in Kauf zu nehmen. Und was vollständiges Homeoffice anbelangt, können Arbeitgeberinnen theoretisch und praktisch sogar auf der gesamten Welt auf Fachkräftesuche gehen – mit der einzigen Limitierung im Arbeitsalltag in Form der Zeitverschiebung. 
 
Gerade im IT-Bereich kann das ein echter Segen sein; zumal hier sowieso Englisch die Lingua Franca schlechthin ist.
 

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Merklich verringerter Krankenstand

Wer krank ist, der muss bekanntlich dem Arbeitgeber ein Arztzeugnis vorlegen, damit Missbräuche erschwert werden. Doch selbst, wenn man davon ausgeht, dass jeder, der aufgrund einer Krankmeldung ausfällt, auch tatsächlich krank ist – und nicht nur eine wohlmeinende Ärztin hat – hat Remote Work diesbezüglich nur Vorteile zu bieten:
  • Ohne den physischen Kontakt zu den Kollegen fällt dieses bedeutende Risiko für Infektionskrankheiten gänzlich weg. 
  • Aufgrund der Arbeit von zuhause, nötigenfalls sogar mit dem Laptop auf dem Schoss im Bett, wird bei leichteren Erkrankungen die Schwelle vieler Menschen deutlich erhöht, sich krankschreiben zu lassen.
  • Der verringerte Stress, die oftmals längere nächtliche Schlafdauer etc. tragen erwiesenermassen dazu bei, die allgemeine Gesundheit zu verbessern, respektive die Krankheitsanfälligkeit zu reduzieren.
Bei unseren nördlichen Nachbarn beispielsweise gingen die Zahlen von Arbeitsunfähigkeitsmeldungen in der Pandemie (auch) durch das Homeoffice so stark zurück wie noch nie zuvor; bemerkenswert vor allem dort, wo es nicht um durch die pandemiebedingt verbesserte Hygiene vermeidbare Krankheiten ging.
 

Verbesserte Arbeitgeberbindung und Motivation

Die verschiedenen Umfragen mögen zwar im Detail unterschiedliche Zahlen liefern. Die Tendenz ist jedoch absolut eindeutig: Eine massive Mehrheit aller Angestellten mag Remote Work und würde bei der Arbeitsplatzsuche diese Arbeitsform als wichtiges Kriterium in ihre Entscheidung einfliessen lassen. 
 
Umgekehrt gibt es jedoch längst nicht so viele Arbeitgeberinnen, die diesem Wunsch ebenso entsprechen. Damit ist Heimarbeit nach wie vor in den Augen vieler Angestellten ein Bonus, eine Art Luxus, ein Vorteil – ganz gleich, wie positiv diese Arbeitsform sich auf den Arbeitgeber auswirken mag.
 
Was das bedeutet? Wer seinem Team Heimarbeit offeriert (also idealerweise optional anbietet), der kann darauf bauen, den meisten davon einen bedeutenden beruflichen Wunsch zu erfüllen. Das wiederum wirkt sich auf zweierlei Arten in Form einer positiven Feedback-Schleife aus:
  • Die Arbeitnehmerinnen entlohnen die Erfüllung dieses Wunsches durch mehr Leistungsbereitschaft und Treue. 
  • Es sinkt die Wahrscheinlichkeit, sich an anderen, als negativ empfundenen Faktoren so sehr zu stören, bis die Entscheidung zu einem Arbeitsplatzwechsel fällt. 
Ergo: Ein Konkurrent muss bedeutend mehr offerieren, um ein Talent abzuwerben – oder eine Arbeitgeberin muss mehr negative Dinge tun, um Teammitglieder zu vergraulen. Eine Win-Win-Situation aus jedem Blickwinkel.
 

Heimarbeit aus Arbeitgeberinnensicht: Die Risikofaktoren

All die genannten Stärken des Homeoffice gelten ohne jegliche Einschränkungen oder nur aus bestimmten Betrachtungswinkeln. Allerdings können sie keinesfalls das Vorhandensein diverser Risikofaktoren negieren. Denn mit den womöglich hunderte Kilometer entfernt arbeitenden Teammitgliedern gehen durchaus Gefahren aus Arbeitgebersicht einher.
 

Risiken für die digitale Unternehmenssicherheit

Jeder IT-Profi weiss, dass die Gefahren durch Cyberkriminelle mit der Art, Anzahl und Länge von Verbindungswegen und Knotenpunkten steigen. Präsenzarbeit ist diesbezüglich die tatsächlich sicherste Arbeitsform. Alles ist kompakt an einem Ort zusammengebracht, es gibt nur wenige Ein- und Ausgänge. Beste Bedingungen für Verteidiger.
 
Remote Work ist hingegen deutlich risikoreicher, beziehungsweise erfordert ungleich grössere Anstrengungen, um auf ein ähnliches Sicherheitsniveau gebracht zu werden. Nehmen wir allein den Computer als Beispiel: Es ist bei Remote Work nur auf Umwegen möglich, sämtliche Privatnutzungen auszuschliessen. Dadurch kann das Unternehmen, mitunter nur als Kollateralschaden, in Mitleidenschaft gezogen werden. 
 
Beispielsweise kann eine Mitarbeiterin Opfer einer der häufigsten digitalen Maschen werden, Phishing. Es braucht nur ein privates E-Mail-Programm auf dem Rechner, der auch zum Arbeiten genutzt wird, und schon steht ein Einfallstor für Kriminelle offen. Zumal es für Arbeitgeber völlig unmöglich ist, bei Privatcomputern eine rein private Nutzung gänzlich zu untersagen.
 
Doch selbst das Vorhalten eigener Computer macht die Sachlage nicht bedeutend besser. Schliesslich müssen diese im Homeoffice ebenfalls über eine private Internetverbindung angebunden werden – womit die Sicherheit abermals kompromittiert ist. Von, den Rechner nutzenden, Mitbewohnerinnen bis hin zu Einbrechern kommen überdies noch zahlreiche weitere Gefahrenquellen hinzu.
 

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Sehr viele und ständige Ablenkungen der Mitarbeiterinnen

Bei Remote Work kann garantiert niemals ein Kollege oder gar eine Vorgesetzte überraschend auftauchen. Und bereits durch das reine Vorhandensein eines Browsers in Kombination mit einer nicht überwachbaren (da privaten) Internetverbindung sind allein die digitalen Ablenkungen mannigfaltig.  
 
Nehmen wir das Thema Gaming. Würde eine Mitarbeiterin während der Arbeitszeit ein Online-Casino aufsuchen, dann wäre bei den seriösen Vertretern dieser Gattung zwar das technische Risiko absolut gering. Was jedoch die vergeudete Arbeitszeit anbelangt, dürften diese Sites sicherlich einen digitalen Gipfel darstellen, der nur von Social-Media- und Video-Plattformen Konkurrenz bekommt. Diese setzen bekanntlich häufig auf das extrem gefährliche Endlos-Scrolling. 
 
Es wäre müssig, eine erschöpfende Liste von Dingen zu erstellen, die einen Arbeitnehmer am Teleheimarbeitsplatz ablenken könnten – sowohl am Computer selbst als auch abseits davon. Es sind schlicht zu viele. Just deshalb benötigen Arbeitgeberinnen hier zwei Dinge: Viel Vertrauen in ihre Mitarbeiter und eine Menge Selbstdisziplin auf deren Seite.
 

Beileibe nicht überall optimale Arbeitsbedingungen

Das idealisierte Homeoffice, das viele im Kopf haben, ist ein eigenes Büro in einem Einfamilienhaus. Ein Raum, der nur der Arbeit dient und in dem es bis auf das Klicken von Tastatur und Maus keine störenden Faktoren gibt. 
 
Es liegt auf der Hand, wie weit die Remote-Realität häufig von diesen Idealbedingungen entfernt ist – schon weil die Schweiz eine eher geringe Wohneigentumsquote aufweist und lediglich ein knappes Viertel in einem eigenen Haus lebt. Damit einher gehen zahlreiche Positionen, die Remote-Arbeitsbedingungen wenig optimal machen. Etwa
  • Kinder und andere Mitbewohnerinnen,
  • suboptimale Licht- und andere Umgebungsverhältnisse,
  • zu wenig Platz für die Arbeit,
  • ständig störende Lieferdienste,
  • zwangsweise Dualnutzung von Räumen und dadurch reduzierte Work-Life-Balance.
Selbst ein wie eingangs skizziert ideales Homeoffice kann seine positiven Eigenschaften verlieren. Es braucht beispielsweise nur den Nachwuchs des Mitarbeiters, der lange vor dessen Feierabend aus der Schule kommt und sich dann (verständlicherweise) zuhause entfalten möchte.
 

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Oftmals schwierig zu gewährleistende Ergonomie

Verschiedene Faktoren der körperlichen Gesundheit und der Arbeitseffektivität hängen direkt mit einem ergonomisch eingerichteten (und genutzten) Arbeitsplatz zusammen. Naturgemäss tut sich jede Arbeitgeberin diesbezüglich selbst einen Gefallen, wenn sie für die nötige Ausstattung bei der Heimarbeit sorgt und idealerweise alle Teammitglieder in ergonomischem Verhalten und Einrichten schulen lässt. 
 
Das Problem daran ist: Nicht jeder Arbeitgeber stellt alles dafür zur Verfügung. Selbst diejenigen, die die Büroausstattung zahlen, lassen meistens ihren Angestellten eine weitgehend freie Auswahl. Bereits das kann das Ergonomie-Niveau gefährlich reduzieren. 
 
Ferner lässt sich in einer Privatwohnung niemals eine ergonomische Nutzung gänzlich garantieren. Vielleicht gibt es dort schlicht nicht die Möglichkeit, einen Schreibtisch so aufzustellen, wie es aus beleuchtungsergonomischer Sicht am besten wäre. Vielleicht bemerkt es eine Mitarbeiterin selbst nicht, wie sie im Tagesverlauf eine immer ungesündere Körperhaltung einnimmt oder nicht häufig genug zwischendurch aufsteht.
 
Zugegeben, an vielen Präsenzarbeitsplätzen ist es nicht wirklich besser. Allerdings haben Arbeitgeber hier durch ihre Kontrollmöglichkeiten zumindest deutlich bessere Optionen, um auf Einhaltung ergonomischer Arbeitsregeln zu pochen.
 

Vielfach (empfundene) mangelnde Kontrollmöglichkeiten

Wir kommen zum vielleicht kontroversesten Punkt dieses Textes: Dem Grad an Überwachung, den Arbeitgeberinnen über ihre Mitarbeiter ausüben können. Es wurde bereits viel darüber diskutiert, wie sich eine zu scharfe Kontrolle und die Möglichkeit eines jederzeit ins Büro eintretenden Vorgesetzten auf Arbeitsleistung und allgemeine Identifikation mit dem Unternehmen auswirken kann. 
 
Bei Remote Work hingegen gibt es selbst unter Ausnutzung verschiedener Methoden zur Leistungsmessung viele Möglichkeiten nicht – zumal es für einige Arbeiten nur solche Optionen gibt, die auf Ehrlichkeit der Mitarbeiterinnen setzen. 
 
Zwar haben die meisten IT-lastigen Unternehmen mit und ohne Homeoffice sehr flache Hierarchien mit grossem gegenseitigem Vertrauen. Dennoch gibt es viele Vorgesetzte, die sich aufgrund der mangelnden Kontrollmöglichkeiten bei der Heimarbeit sorgen – leider nicht ganz zu Unrecht. 
 
Wer merkt es denn schon, ob ein Mitarbeiter E-Mails nur zwischendurch beantwortet, während er eigentlich gerade im Garten Unkraut zupft? Lässt sich ohne Videoanruf verifizieren, ob sich ein Teammitglied morgens tatsächlich am Computer befindet oder diesen nur hochgefahren und sich eingeloggt hat, während es eigentlich noch am Frühstückstisch sitzt?
 
Remote Work bedingt viel Vertrauen. Und es braucht leider nur einen dies ausnutzenden Arbeitnehmer, um es bei Vorgesetzten gänzlich zu zerstören. 
 

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Abhängigkeit von Internetverbindungen

IT-Arbeit funktioniert in der heutigen Zeit faktisch niemals ohne eine ständige Internetverbindung. Allerdings macht es dennoch einen gewaltigen Unterschied:
  • Auf der einen Seite ein Präsenzarbeitsplatz, in IT-Belangen ständig von Fachleuten im eigenen Haus betreut, angebunden an maximal leistungsfähige Standleitungen und einen Provider-Support, den nur ein B2B-Vertrag liefern kann.
  • Auf der anderen Seite ein Homeoffice-Arbeitsplatz, der zumindest in Sachen Hardware kilometerweit von der arbeitgeberseitigen IT-Abteilung entfernt ist. Angebunden meist an einen privaten Internetanschluss, via WLAN und mitunter mit zahlreichen Störern in der gesamten Nachbarschaft. 
Die Schweiz mag zwar in Sachen verfügbare Internetgeschwindigkeiten ein insgesamt modernes Land sein. Dennoch gibt es selbst bei uns Orte, an denen die diesbezüglichen Leistungen höchstens in der Theorie existieren. Und gerade, weil remote ohne ständige Netzanbindung nicht einmal ein kurzes Abstimmungsgespräch zwischen zwei Teammitgliederinnen möglich ist, ist zumindest die allgemeine Anfälligkeit deutlich erhöht.
 

Gefahr der Vermischung von Arbeit und Freizeit und dadurch Stress

Ein optimales Homeoffice bedeutet praktisch immer deutlich weniger Stress. Gleichsam kommt es jedoch einmal mehr auf etwas Disziplin bei allen Beteiligten an, damit dieser Vorteil nicht kippt:
  • Die selbst bei dedizierten Heimbürozimmern niemals vollständige Trennung von Zuhause und Arbeitsplatz. 
  • Die von der eigenen Disziplin abhängende Arbeitsverteilung über den Tag hinweg.
  • Die bei manchen Arbeitgeberinnen vorhandene Sicht, Homeoffice-Teammitglieder seien ständig erreichbar.
Das sind drei beispielhafte Gefahren, die bei WFH immer bestehen und diese Arbeitsform stressiger machen können als jede Präsenzarbeit. Vieles liegt hier zwar bei jedem einzelnen Angestellten. Allerdings sollten Arbeitgeber ebenso daran denken, ihre Leute nicht zu überfordern, nur weil sie schliesslich „ja morgen nicht ins Büro kommen müssen“. 
 

Fazit: Heimarbeit ist und bleibt eine Arbeitsform mit Stärken und Schwächen

Die Arbeit von zuhause – oder generell remote – ist weder so perfekt, wie sie von vielen Befürwortern oft gemacht wird, noch ist sie ein ewiger Hort für untragbare Kontrollverluste und Sicherheitsrisiken. Heimarbeit hat, ähnlich wie Präsenzarbeit, ihre Stärken und Schwächen. 
 
Allerdings sollten selbst kritische Arbeitgeber eines akzeptieren: Das Konzept ist definitiv gekommen, um zu bleiben. Und sehr viele Nachteile beziehen ihre Wirkmacht hauptsächlich aus zu wenig Disziplin, falscher Sparsamkeit und schlechten Remote-Work-Konzepten.
 
Gerade mit Blick auf den heutigen Fachkräftemangel sollte sich deshalb niemand mehr dem Thema gänzlich verschliessen. Er brächte sich nicht nur um wertvolles Fachpersonal, sondern einige unbestreitbare wirtschaftliche Vorteile.