5 Dinge, die Sie über die ePost wissen sollten

12.11.2025
3 Min.

Die Schweizerische Post hat ihre digitale Strategie neu ausgerichtet – und dabei mehr geschaffen als nur einen digitalen Briefkasten. Die neue ePost-Plattform verspricht nicht weniger als eine Revolution der digitalen Kommunikation: Sicher, verbindlich und intelligent. Fünf Fakten zeigen, warum das System mehr ist als ein weiteres Digitalisierungsprojekt.

 

Symbolbild topsoft

 

Was passiert, wenn die Schweizerische Post nicht den Brief digitalisiert, sondern das Problem dahinter? Genau das wurde am 6. November an der Digital Experience 2025 diskutiert. Wir waren dabei und haben genau hingehört. Hier sind die fünf spannendsten Erkenntnisse aus dem Vortrag zur digitalen Grundversorgung und der ePost als Teil davon.

1. Vom Fehlstart zum Erfolgsmodell

Der Ursprung des heutigen ePost-Projekts war ein klassischer Irrtum – und genau das machte es stark. Die Idee lautete ursprünglich, den Brief zu digitalisieren. Doch schnell zeigte sich: Niemand wollte bloss digitale Briefe. Die Unternehmen wollten ihre Kernprozesse effizienter gestalten: Rechnungen verschicken, Nachweise übermitteln, Sendungen nachverfolgen.

Aus dem Fehlschlag entstand ein Strategiewechsel: weg vom Medium, hin zur Lösung. Die Post konzentrierte sich auf Geschäftsprozesse statt auf Dokumenttypen. Damit wurde aus einem Produktprojekt eine Infrastrukturinitiative: Das Fundament für eine Plattform, die nicht den Brief digitalisiert, sondern das Problem hinter dem Brief löst.

2. Die Machtverschiebung: Kommunikation wird empfängerzentriert

Das revolutionärste Prinzip der neuen ePost ist die Umkehr der Kommunikationslogik. Bisher bestimmte der Absender, wie eine Nachricht zugestellt wird. Künftig entscheidet die Empfängerin. Das System übernimmt automatisch die passende Zustellart – ob digital in der Post-App, direkt im E-Banking via eBill oder als klassischer physischer Brief, wenn keine digitale Option besteht.

Für Unternehmen bedeutet das: Ein einziger Upload, eine Schnittstelle, aber unzählige Wege der Zustellung – ganz ohne Mehraufwand. Für Empfänger wiederum entsteht ein personalisierter Kommunikationsservice, der sich ihren Präferenzen anpasst. Die Post wird damit zur intelligenten Logistikplattform für digitale Information.

3. Verbindlichkeit auf digitalem Niveau

E-Mails sind schnell, aber unsicher und rechtlich schwach. Die ePost will das ändern – mit einem digitalen Kanal, der die gleiche Beweiskraft und Verbindlichkeit wie ein physischer Brief besitzt. (Mit der neuen Postverordnung BRB.)

Das Ziel: Eine offizielle, verschlüsselte Zustellung, die den Anforderungen der Grundversorgung entspricht und so Vertrauen schafft. Damit wird digitale Kommunikation erstmals gleichgestellt mit klassischer Post: Sicher, nachweisbar und rechtlich belastbar.

Dieser Schritt könnte weitreichende Folgen haben: Wenn digitale Dokumente dieselbe Rechtskraft wie Briefe besitzen, werden viele Prozesse in Verwaltung und Wirtschaft neu gedacht werden müssen – von Vertragsabschlüssen bis hin zu amtlichen Mitteilungen.

4. Startvorteil: 2,1 Millionen Nutzerinnen und Nutzer von Tag eins an

Neue Plattformen haben oft ein Problem: Ohne Nutzer keine Inhalte und umgekehrt. Die ePost löst dieses Dilemma, indem sie auf bestehende Strukturen aufbaut. Statt eine neue App einzuführen, wird die Funktion direkt in die bestehende Post-App integriert, die bereits von über zwei Millionen Menschen in der Schweiz aktiv genutzt wird. Ein simples Opt-in genügt – und die Nutzerinnen und Nutzer sind dabei. 

Ab diesem Moment sind sie für alle angeschlossenen Unternehmen digital erreichbar, vom Versicherer bis zur Verwaltung.

So entsteht vom ersten Tag an ein starker Netzwerkeffekt: Eine Kommunikationsinfrastruktur, die sofort funktioniert, weil sie an bestehende Gewohnheiten anknüpft.

5. Mehr als eine Mailbox: Eine Automatisierungsplattform

Die wahre Stärke der ePost liegt nicht in der Digitalisierung des Briefs, sondern in der Automatisierung der dahinterliegenden Prozesse. Die Plattform wird zum Knotenpunkt für Partnerlösungen, die ganze Geschäftsabläufe vereinfachen und beschleunigen.

Einige Beispiele aus der Praxis zeigen das Potenzial:

  • Automatisierte Buchhaltung: Eingehende Papierrechnungen werden von der Post gescannt und direkt in die Buchhaltungssoftware eingespeist – kein manuelles Abtippen mehr.
  • Sicherer Lohnversand: Unternehmen senden Lohnabrechnungen verschlüsselt und nachvollziehbar.
  • Rechnungen direkt zahlen: Dank Open-Banking-Schnittstellen lassen sich Rechnungen aus der Post-App direkt im E-Banking freigeben.
  • Effizienz im Massenversand: Unternehmen können tausende Dokumente mit einem Klick versenden – digital oder physisch, je nach Empfängerpräferenz.

Damit wird ePost zu einem zentralen Bestandteil der digitalen Wertschöpfungskette, die nicht nur Nachrichten transportiert, sondern Prozesse intelligent steuert.

Fazit: Ein Fundament für die digitale Schweiz

ePost ist kein weiteres Digitalisierungsprojekt – es ist der Versuch, eine neue digitale Infrastruktur für die Schweiz zu schaffen. Eine Plattform, die Geschwindigkeit, Sicherheit und Verbindlichkeit vereint.

Sie könnte zum Rückgrat einer digitalen Grundversorgung werden, die Bürgern, Behörden und Unternehmen gleichermassen dient – sicher, souverän und alltagstauglich.

Die Vision reicht weit über den Postversand hinaus: Wenn Rechnungen, Verträge und amtliche Dokumente so sicher und nahtlos digital ausgetauscht werden können – welche neuen digitalen Dienste für Bürgerinnen und Unternehmen werden daraus entstehen?

Vielleicht endet hier das digitale Durcheinander – und beginnt die echte Vernetzung der Schweiz.

 

Melden Sie sich auch für das Webinar an und erfahren Sie, wie Sie den Digitalen Brief einfach in Ihrer Softwarelösung integrieren können. Information und Anmeldung