Cloud_ShutterstockViel diskutiert, viel gelobt, viel kritisiert: Über Cloud Computing und webbasierte Applikationen wurde in der Vergangenheit viel geschrieben. Während Grossunternehmen längst auf die Wolke setzen, sind KMU zurückhaltender – woran liegt das?

In den Medien ist die Cloud omnipräsent. Dabei stehen sich Aussagen wie „Der Computer der Zukunft steht in den Wolken“ (Beobachter), „Cloud Computing ist so sicher wie eine Wolke zum Anfassen ist“ (de.sott.net), „Cloud Computing: Vorteile von 50 Milliarden Euro“ (Focus) oder „Cloud Computing: EU-Bericht warnt vor Überwachung durch die USA“ (Spiegel) gegenüber.

Wer sich mit Cloud Computing beschäftigt und allenfalls gar einen Einsatz in seinem Unternehmen erwägt, kann aufgrund solch zahlreicher und widersprüchlicher Schlagzeilen leicht nachdenklich werden. Ist Cloud Computing nun gut oder böse? Ist webbasiertes Arbeiten die Zukunft oder nur ein weiterer Trend, dem man aus dem Weg gehen sollte?

Zeit für Evaluation nehmen

Da sich die IT-Bedürfnisse je nach Unternehmen stark unterscheiden, ist auch die Herangehensweise an die Thematik sehr unterschiedlich. Je nach Firmengrösse zeigen sich Unterschiede: Während in Grossunternehmen Cloud Computing beziehungsweise der Einsatz webbasierter Applikationen oder Rechenleistung auf Abruf bereits in den IT-Strategien etabliert ist, sind die Geschäftsleitungen kleinerer Unternehmen bedeutend zurückhaltender. Das ist nachvollziehbar, schliesslich handelt es sich bei ihnen in den meisten Fällen nicht um ausgewiesene IT-Fachleute, die sich den ganzen Tag lang um Bits und Bytes kümmern, sondern um Unternehmer, die eine stattliche Bandbreite an Themen zu bewältigen haben. Langfristig ausgelegte Fragen zur IT geraten angesichts des dringenden Tagesgeschäfts schnell ins Hintertreffen.

Wer sich dennoch damit auseinandersetzen will, kommt nicht daran vorbei, sich ein wenig Zeit zu nehmen und Informationen zu beschaffen. Dabei sei eines gleich vorweggenommen: Der Einsatz webbasierter Applikationen ist keine komplexe Wissenschaft, die dem Laien a priori verschlossen bleibt. Wer vor der Inbetriebnahme einige gezielte Fragen stellt, findet schnell heraus, welche Vor- und Nachteile die Technologie bietet und welche Form für das eigene Unternehmen geeignet ist.

Diese inhaltliche Auseinandersetzung von Seiten der Entscheider ist heute noch zu wenig verbreitet. Stattdessen kämpft die Cloud Computing-Industrie mit Vorurteilen. Ohne sich ausführlich damit befasst zu haben, halten Entscheider die Technologie vielfach für zu komplex oder zu abstrakt und insbesondere Sicherheitsfragen lassen vor allem kleinere Firmen vor dem Einsatz zögern – trotz intensiver Aufklärungsbestrebungen von Seiten der Hersteller mit ihren guten Argumenten zum Business-Nutzen von Cloud Computing.

Auf Sicherheitsstandards achten

Doch zurück zu den Sicherheitsbedenken: Sie sind grundsätzlich berechtigt, denn mit dem Einsatz webbasierter Applikationen geht die Auslagerung von Geschäftsdaten einher. Für Unternehmer ist es zwingend, diesen Schritt nicht auf die Schnelle zu machen, sondern wohlüberlegt anzugehen. Anders als im privaten Bereich, wo man webbasierte Dienste wie Gmail, XING oder Flickr ohne Zögern nutzt, müssen beim Einsatz im eigenen Betrieb rechtliche und Sicherheitsaspekte vertiefter abgewogen werden. Es gilt, die zahlreichen Angebote sorgfältig zu vergleichen. Weil Cloud Computing je länger, desto mehr als signifikanter Wachstumstreiber für IT-Anbieter betrachtet wird, drängen immer mehr Anbieter in diesen Markt. Das hat zur Folge, dass bei den Angeboten erhebliche Unterschiede hinsichtlich Sicherheit, Support und Beratung bestehen.

Gerade was die Sicherheit angeht, trennt sich die Spreu vom Weizen. Es empfiehlt sich deshalb, die Sicherheitsstandards des Anbieters unter die Lupe zu nehmen. Mögliche Fragen können sein: Wie werden die Kundendaten und -anwendungen in den Rechenzentren und auf den Transportwegen, also im digitalen Netz, vor unbefugten Zu- und Angriffen geschützt? Sind die Verbindungen des Anbieters verschlüsselt? Ist dies nicht der Fall, sollte er schon in der Evaluationsphase aus dem Rennen fallen.

Das gilt auch für den Fall, dass ein Anbieter Rechenzentren betreibt, die nicht dem neuesten Stand entsprechen: Seriöse Provider besitzen Rechenzentren, die den aktuellen Sicherheitsstandards entsprechen. Sie sind in der Regel nicht nur gegen Cyberattacken geschützt, sondern sorgen auch für andere Eventualitäten vor – etwa Brände, Blitzeinschläge oder Überschwemmungen. Selbst eigenes Sicherheitspersonal ist keine Seltenheit, was die Bemühungen seitens der Anbieter unterstreicht.

Rechtliche Vorgaben einbeziehen

Insbesondere für kleinere Unternehmen ohne eigene IT-Spezialisten ist es empfehlenswert, sich bereits in der Informations- und Evaluationsphase von Profis beraten zu lassen. Der Grund dafür liegt ebenfalls im vielfältigen Angebot: Die Bandbreite webbasierter Applikationen reicht von einfachen Anwendungen – beispielsweise einem Mindmapping-Tool – bis zu kompletten ERP-Applikationen. Während ersteres in Sekunden in Betrieb genommen werden kann und keinerlei weiteren Support braucht, ist die Einbindung einer ERP-Software komplexer.

Wer auf sich alleine gestellt und kein IT-Experte ist, kann bei solchen Fragen an seine Grenzen stossen. Deswegen ist bei der Auswahl eines Anbieters beziehungsweise einer Applikation darauf zu achten, welche Support- und Beratungsdienstleistungen ein Provider anbietet. Zum Pflichtprogramm gehört, dass verschiedene Möglichkeiten zur Kontaktaufnahme bestehen, beispielsweise die Erreichbarkeit via Kundenservice-Hotline, E-Mail oder Chat.

Bei der Auswahl ebenfalls nicht vernachlässigen sollte man die gesetzlichen Vorgaben seiner eigenen Branche. Hier gibt es signifikante Unterschiede: Während beispielsweise ein Malergeschäft seine Daten ohne Vorgaben in die Cloud auslagern kann, müssen Steuerberater oder Ärzte deutlich mehr rechtliche Vorschriften beachten. In manchen Branchen ist zum Beispiel klar vorgegeben, in welchen Ländern Daten gelagert werden dürfen. Das ist umso wichtiger zu wissen, da es diesbezüglich grosse Unterschiede gibt: Nicht jeder Anbieter lagert seine Daten dort, wo es am sichersten ist und die besten rechtlichen Grundlagen bestehen, sondern dort, wo es für ihn als Provider am günstigsten ist. Wer auf Nummer sicher gehen will, sollte einen Provider wählen, der seine Daten in der Schweiz hält.

Initialaufwand lohnt sich

Betrachtet man die genannten Punkte ist es nachvollziehbar, dass viele KMU den Schritt in die Wolke noch nicht gemacht haben und eine gewisse Zurückhaltung an den Tag legen. Die nötige Evaluation braucht ihre Zeit – insbesondere dann, wenn man die Informationsquellen erst zusammensuchen und validieren muss. Diese Zeit ist in vielen kleineren Firmen nicht vorhanden. Plattformen wie die KMU Business World – www.kmu-businessworld.ch – helfen KMU dabei, sich schnell einen Überblick über mögliche Lösungen zu verschaffen und geben Antworten auf auftauchende Fragen. Dieses Informieren lohnt sich. Denn richtig ausgewählt, bietet webbasiertes Arbeiten gerade KMU zahlreiche Vorteile. Sinkende IT-Kosten dank „pay-per-use-Modellen“, Kompatibilität mit den mobilen Arbeitsformen und mehr Flexibilität sind nur einige davon. Und das erwähnte, vielfältige Angebot hat auch seine Vorteile. Mittlerweile gibt es nämlich für fast jede Branche und jedes geschäftliche Bedürfnis eine geeignete Applikation aus der Wolke, die den Alltag massiv erleichtern kann. Die Zeit für die Evaluation ist deshalb gut investiert.

 

Autor: Thomas Bachofner, Leiter Produktentwicklung KMU, Swisscom