Mehr Raum für Schweizer Erfindergeist

12.09.2019
5 Min.

Die Arbeit in mikrotechnischen Grenzbereichen ist Kernkompetenz der Fritz Gyger AG. Auf zahlreichen Anwendungsfeldern sind die Produkte des Schweizer Familienunternehmens das Mass der Din­ge. Um sich die nötige Beinfreiheit für sein entwicklungsintensives Hightech-Business zu verschaffen, legt das KMU hohen Wert auf ein systematisches Arbeiten entlang der gesamten Wertschöpfungs­kette.

Im Zentrum dieser Arbeit steht das integrierte Auftrags­managementsystem ams.erp. Die Fritz Gyger AG nutzt die speziell für die Einzel-, Auftrags- und Varianten­fertigung ausgelegte Business-Software, um die im Zuge der Auftragsabwicklung entstehenden Informationen zu erfassen und unternehmensweit verfügbar zu machen. Das dabei abgedeckte Prozessspektrum reicht von Vertrieb und Entwicklung über Arbeitsvorbereitung, Produktion und Beschaffung bis zu Montage, Qualitätsprüfung, Lagerwirtschaft, Auslieferung und Service. 

 

Das Erfolgsrezept der Fritz Gyger AG sind höchste Qualität, grosse Variantenvielfalt und kurze Lieferfristen. Das komplette Produktgeschäft wird mit ams.erp abgewickelt.

 

„Da wir immer an der Grenze des Machbaren arbeiten, heben sich unsere Produkte weltweit von der Konkurrenz ab“, sagt Geschäfts­leitungsmitglied Karin Gyger und erläutert dies am Beispiel des aktuell umsatzstärksten Portfoliobereichs im Unternehmen, den hartdichtenden Mikroventilen. Deren Qualität liest sich wie ein Zeugnis der Superlative: Gygers Spitzenmodelle können sich bis zu 4000 Mal in der Sekunde öffnen und ermöglichen Dosierungen von bis zu 10 Nanolitern. Mit Eigenschaften wie diesen wird es speziell Forschungslaboren in der Pharmaindustrie und dem Life-Science-Bereich möglich, in neue Dimensionen vorzudringen.

Das Lieferprogramm der Mikroventile umfasst gut 150 Varianten. Je nach Anwendung passt Gyger die für den Kunden in Betracht kommende Variante auftragsspezifisch an. Um eine ausreichende Flexibilität sicherzustellen, ohne die herausragende Qualität seiner Produkte zu gefährden, setzt der Mikrotechnik-Spezialist auf eine hohe Fertigungstiefe: Abgesehen von wenigen fachfremden Ferti­gungsprozessen, findet die eigentliche Wertschöpfung vollständig im eigenen Unternehmen statt. Um den Überblick zu bewahren und sämtliche Aufträge termingemäss abzuwickeln, stützt sich das Unternehmen seit den Neunzigerjahren auf den Einsatz von Enterprise-Resource-Planning (ERP)-Systemen, die alle betriebs­wirtschaftlichen Abläufe miteinander verbinden.

„Mit ams.erp haben wir inzwischen bereits das vierte System im Einsatz“, sagt Betriebsleiter René Röthlisberger. Ganz zu Beginn seiner ERP-Entwicklung habe das Unternehmen, so Röthlisberger weiter, ein System gewählt, welches von einem Einmannbetrieb kam. Mit zunehmendem Unternehmenswachstum seien die damit verbundenen Risiken dann zu gross geworden. 2005 erfolgte daher der Wechsel auf das ERP-Produkt eines mittelständischen Soft­warehauses. Vier Jahre danach wurde dieser Anbieter jedoch von einem Dritten übernommen, der die Weiterentwicklung der ERP-Software einstellte.

Mit SAP Business ByDesign hatte sich Gyger daraufhin auch ganz bewusst für die Einführung einer alternativen Software entschieden, deren Entwicklungs-Roadmap gut berechenbar ist. Dass ungeachtet dessen ein nochmaliger Wechsel erforderlich wurde, lag dann auch eher an inhaltlichen Gründen, die in der Finanzbuchhaltung beson­ders stark zu Tage traten. Hier kam es in einem Masse zu Daten­abweichungen, dass sich Gyger veranlasst sah, den gesamten buchhalterischen Prozess an einen externen Dienstleister auszu­lagern.

Prozessorientiertes Arbeiten

Vor diesem Hintergrund kam das Unternehmen 2016 zu dem Entschluss, das ERP-Thema noch einmal völlig neu anzugehen. Um möglichst rasch an das passende System zu kommen, nutzte Gyger die Fachmesse topsoft als Ausgangspunkt seiner Recher­che. Dort erwies sich ein von der Messeleitung bereitgestellter Konfigurator als wirksames Mittel, um im extrem breit gefächerten ERP-Markt rasch zu einer handhabbaren Vorauswahl zu kommen.

Insgesamt kristallisierten sich vier Lösungen als besonders geeignet heraus. Zwei davon zog Gyger in die Endauswahl. Neben einer Reihe von inhaltlichen Aspekten, wie der Flexibilität des dem ERP zugrundeliegenden Stücklistenwesens oder dem Vorhandensein einer integrierten Lösung für das Kundenbeziehungsmanagement, achtete Gygers Auswahlteam auch sehr genau auf die Benutzer­freundlichkeit der Software. „Gerade auch in diesem Punkt hat uns ams.erp besonders überzeugt“, hebt René Röthlisberger rück­blickend hervor.

Gyger hat die neue ERP-Lösung 2017 eingeführt. Seither arbeitet der Mikrotechnikspezialist im Standard von ams.erp. Dass es wenig Anpassungsbedarf gab, führen Karin Gyger und René Röthlisberger ganz wesentlich auch auf das Fachwissen des Organisationsbera­ters zurück, der ihnen von der ams.erp Solution AG aus Regensdorf zur Seite gestellt wurde. „Niemand von uns musste sich verbiegen“, sagt Karin Gyger. „Ganz im Gegenteil. Was sich übrigens auch daran ablesen lässt, dass wir parallel zur ERP-Einführung unsere ISO 9001-Zertifizierung abgeschlossen haben. All dies lief sozusagen Hand in Hand und hat sich gegenseitig unterstützt.“

Lieferversprechen halten

Seit Juli 2017 steuert die Fritz Gyger AG ihr komplettes Produkt­geschäft mit ams.erp. Im Segment der Mikroventile wickelt Gyger jährlich rund 1000 Aufträge ab. Hinzu kommen noch einmal gut 500 Aufträge aus den übrigen Portfoliogebieten. Kurze Lieferfristen sieht Gyger als weiteres wichtiges Mittel, um die Zufriedenheit seiner Kunden zusätzlich zu steigern. Entsprechend wird das Gros der Artikel in wenigen Tagen ausgeliefert. „Insbesondere im Ventil­bereich arbeiten wir mit entsprechenden Sicherheitsbeständen und fertigen die gängigsten Varianten auf Lager“, sagt René Röthlisber­ger. „Damit halten wir unsere Liefertermine zu nahezu 100 Prozent.“ Woran auch der Einsatz des integrierten Auftragsmanagements seinen Anteil habe, fügt Gygers Betriebsleiter hinzu. Beispielsweise helfen die Dispo-Übersichten des ERP-Systems. Artikelbezogen werden darin die Kundenaufträge und internen Bedarfe auf der Zeitachse übersichtlich gegenüberstellt.

„Mit dieser Transparenz unterstützt uns das System dabei, keinen Auftrag aus den Augen zu verlieren. Und sei es auch nur für eine kurze Zeit“, erklärt René Röthlisberger. Dies sei ein klarer Fort­schritt. In der Zeit vor ams hätten viele Mitarbeiter immer wieder zu Papier gegriffen, um Informationen zu notieren, die sich im ERP-System nicht erfassen liessen. Damit sei die Gefahr unweigerlich grösser, dass wichtige Statusmeldungen verloren gehen. „Jetzt, da der komplette Wertschöpfungsprozess elektronisch abgebildet ist und alle Daten vollständig erfasst werden, hat die Zuverlässigkeit der Auftragsabwicklung noch einmal spürbar zugenommen“, fügt Geschäftsleitungsmitglied Karin Gyger abschliessend hinzu. „Auf diese Weise haben wir auch die kaufmännische Seite unseres Geschäfts stets im Griff und gewinnen die nötige Rückendeckung, um unsere Qualitäten als Mikrotechnikspezialist voll auszuspielen.“

Das Anwenderunternehmen

Die Fritz Gyger AG ist Lösungsanbieter von komplexen fein- und mikromechanischen Einzelteilen und Systemen. Hatte sich das 1959 in Gwatt am Thunersee gegründete Unternehmen zunächst mit der Produktion von Grammophonnadeln weltweit einen Namen gemacht, so zählen inzwischen High Speed Mikro-Magnetventile zum Kern­geschäft. Deren neuste Generation findet Anwendung unter anderem in den Bereichen Analysentechnik, Nanoliter-Dosierung und indus­trieller Drucktechnik. Neben Hochschulen und Forschungsinstituten gehören Konzerne wie Astra Zeneca, Novartis, Robert Bosch oder Thermo Fischer zum Kundenstamm. Hauptzielmärkte sind die Branchen Life Science, Pharma, Automation, Druckindustrie und Automobiltechnik sowie Unterhaltungselektronik. Der Exportanteil des Familienunternehmens liegt bei 90 Prozent (Stand: Frühjahr 2019).
Weitere Informationen: www.fgyger.ch